Deutsche Zahnärztliche Zeitschrift, 2/2025
WissenschaftPages 102-110, Language: GermanEickholz, Peter / Holtfreter, Birte / Kuhr, Kathrin / Dannewitz, Bettina / Jordan, A. Rainer / Kocher, ThomasEinführung: Im Rahmen der 6. Deutschen Mundgesundheitsstudie (DMS • 6) wurde der Parodontalstatus der jüngeren Erwachsenen (35- bis 44-Jährige) und jüngeren Seniorinnen und Senioren (65- bis 74-Jährige) ermittelt. Methode: Die Studienteilnehmenden beantworteten Fragen zum Mundhygieneverhalten sowie zum allgemeinen und Mundgesundheitszustand. Sondierungstiefe (ST), klinisches Attachmentlevel (CAL) und Bluten auf Sondierung (BOP) wurden an allen Zähnen außer den dritten Molaren gemessen. Die Anzahl der Zähne, der prozentuale Anteil der Stellen mit BOP, die mittlere ST, das mittlere CAL, die Stadien der Klassifikation parodontaler Erkrankungen von 2018, der Community Periodontal Index (CPI) und die Falldefinition des Centers for Disease Control and Prevention (CDC)/der American Academy of Periodontology (AAP) wurden ermittelt. Ergebnisse: Insgesamt hatten 9,2 %/20,6 % der jüngeren Erwachsenen/jüngeren Seniorinnen und Senioren einen niedrigen Bildungsstatus, ein Viertel (25,6 %) der jüngeren Erwachsenen und 14,1 % der jüngeren Seniorinnen und Senioren waren derzeit Rauchende, und 2,1 %/15,4 % der jüngeren Erwachsenen/jüngeren Seniorinnen und Senioren hatten einen Typ-2-Diabetes. Von den jüngeren Erwachsenen/jüngeren Seniorinnen und Senioren gaben 24,4 %/38,7 % an, mindestens einmal täglich Hilfsmittel zur Zahnzwischenraumreinigung zu nutzen. Die durchschnittliche Anzahl der Zähne bei bezahnten jüngeren Erwachsenen/jüngeren Seniorinnen und Senioren betrug 26,6/20,4, wovon 5,6/8,3 Zähne eine ST ≥ 4 mm und 0,6/1,7 Zähne eine ST ≥ 6 mm aufwiesen. Die durchschnittliche Anzahl der Zähne mit einem CAL ≥ 5 mm betrug 1,1/3,6 bei jüngeren Erwachsenen/jüngeren Seniorinnen und Senioren. Die mittlere ST bei jüngeren Erwachsenen/jüngeren Seniorinnen und Senioren betrug 2,1 mm/2,6 mm; entsprechend betrug das mittlere CAL im Mittel 1,1 mm/2,4 mm. Ein CPI von 4 lag bei 16,2 %/42,4 % der jüngeren Erwachsenen/jüngeren Seniorinnen und Senioren vor. Bei 13,6 %/26,3 % der jüngeren Erwachsenen/jüngeren Seniorinnen und Senioren wurde Parodontitis im Stadium III festgestellt, während bei 3,9 % bzw. 26,4 % Stadium IV vorlag. Diskussion: Die Parodontitisprävalenz gemäß der Klassifikation von 2018 (einschließlich aller Stadien) war mit 95,1 %/85,2 % bei jüngeren Erwachsenen/jüngeren Seniorinnen und Senioren sehr hoch. 31,6 %/8,3 % der jüngeren Erwachsenen/jüngeren Seniorinnen und Senioren wurden in Stadium I (d. h. interdentales CAL 1 – 2 mm) eingestuft, was aus klinischer Sicht eine Übergangsphase zwischen Gingivitis und Parodontitis zu sein scheint, die wahrscheinlich eher mit präventiven als mit therapeutischen Maßnahmen behandelt werden kann. Schlussfolgerungen: Die Prävalenz von Parodontitis ist bei jüngeren Erwachsenen und jüngeren Seniorinnen und Senioren in Deutschland hoch und liegt bei schweren Formen der Parodontitis (Stadium III und IV) bei 17,5 %/52,7 %.
Keywords: Indizes DMS 6, Epidemiologie, Klassifikation, Parodontalstatus, Parodontitis, Prävalenz, Zahnärzte, zahnärztliche Versorgung
Quintessence International, 11/2025
DOI: 10.3290/j.qi.b5981979, PubMed ID (PMID): 40091721Pages S40-S47, Language: EnglishEickholz, Peter / Holtfreter, Birte / Kuhr, Kathrin / Dannewitz, Bettina / Jordan, A. Rainer / Kocher, ThomasObjectives: The 6th German Oral Health Study (DMS • 6) reports on the periodontal status in population-based cohorts of younger adults (35- to 44-year-olds) and younger seniors (65- to 74-year-olds). Method and materials: Participants answered questionnaires regarding oral health behavior, and general and oral health status. Probing depth (PD), clinical attachment level (CAL), and bleeding on probing (BOP) were measured on all teeth except third molars. Number of teeth, BOP, mean PD, mean CAL, the stages of the 2018 classification of periodontal diseases, the prevalence of Community Periodontal Index (CPI), and the Centers for Disease Control and Prevention (CDC)/ American Academy of Periodontology (AAP) case definition were reported. Results: In total, 9.2%/20.6% of younger adults/younger seniors had a low education status, 25.6%/14.1% of younger adults/younger seniors were current smokers, and 2.1%/15.4% of younger adults/younger seniors had type 2 diabetes. Of all younger adults/younger seniors, 24.4%/38.7% stated that they performed interdental cleaning at least daily. The mean number of teeth in dentate younger adults/younger seniors was 26.6/20.4, of which 5.6/8.3 teeth had PD ≥ 4 mm and only 0.6/1.7 teeth had PD ≥ 6 mm. The mean number of teeth with CAL ≥ 5 mm was 1.1/3.6 in younger adults/younger seniors. Mean PD in younger adults/younger seniors was 2.1 mm/ 2.6 mm; correspondingly, mean CAL was 1.1 mm/2.4 mm. A CPI score of 4 occurred in 16.2%/42.4% of younger adults/younger seniors. In total, 13.6%/26.3% of younger adults/younger seniors were classified as having stage III periodontitis, while 3.9% and 26.4% were classified as having stage IV periodontitis according to the 2018 case classification, respectively. Conclusion: The periodontitis prevalence according to the 2018 classification (including all stages) was very high at 95.1%/85.2% in younger adults/younger seniors. In total, 31.6%/8.3% of younger adults/younger seniors were classified as stage I (ie, interdental CAL 1 to 2 mm), which, from a clinical point of view, appears to be a transitional phase between gingivitis and periodontitis, which can probably be managed with preventive rather than therapeutic measures. In younger adults and younger seniors, the prevalence of periodontitis in Germany is high, with severe periodontitis (stages III and IV) in 17.5%/52.7% of younger adults/younger seniors.
Keywords: classification, dental care, dentists, DMS 6, epidemiology, prevalence, periodontitis
Parodontologie, 3/2024
Pages 267-281, Language: GermanLeylamian, Omid / Dauben, Jens / Dannewitz, BettinaDie antimikrobielle Resistenz stellt ein zunehmendes globales Problem dar, das durch den übermäßigen und falschen Einsatz von Antibiotika beim Menschen mitverursacht wird. Zahnärzte bilden die größte Fachgruppe in der medizinischen Versorgung und etwa 14 % aller Antibiotikaverordnungen erfolgen in zahnärztlichen Praxen. Daher ist es wichtig, die zahnmedizinischen Antibiotikaverschreibungen in der Primärversorgung zu überwachen, um Möglichkeiten zur Reduzierung unnötiger Verordnungen zu identifizieren. Dieser Artikel bietet einen Überblick über die verfügbaren Daten zur Verabreichung von Antibiotika in der Zahnmedizin in Deutschland. Penicilline machen demnach den größten Anteil der zahnärztlichen Verordnungen im Jahr 2022 aus, dabei führen die Aminopenicilline. Das Verordnungsvolumen für Clindamycin ist in den letzten Jahren deutlich rückläufig, der Wirkstoff ist aber nach wie vor eines der am häufigsten verordneten Antibiotika in der deutschen Zahnmedizin. Zahnärztliche Verordnungen machen fast 50 % der deutschen Gesamtverordnung für Clindamycin aus. Ergänzend werden in diesem Artikel auch die Ergebnisse einer retrospektiven Studie zur Antibiotikaverschreibung in zwei zahnärztlichen Praxen über einen Zeitraum von einem Jahr insbesondere im Hinblick auf die Verordnung im Rahmen der Therapie von Parodontitis und anderer Parodontalerkrankungen (PAR-Therapie) präsentiert. Knapp 79 % der peri- und postoperativen Verordnungen systemisch wirksamer Antibiotika standen im Zusammenhang mit endodontologischen (32,7 %) und chirurgischen (Extraktion, Osteotomie, Implantation mit und ohne Augmentation) Behandlungsmaßnahmen. Etwa 14 % der Verordnungen erfolgten im Rahmen von parodontologischen Indikationen (nichtchirurgische und chirurgische Parodontitistherapie sowie Behandlung von Parodontal[PA]-Abszessen). Die Entscheidungen für die zusätzliche Gabe von Antibiotika entsprachen oft nicht der aktuellen Leitlinienempfehlung für die Behandlung von Parodontitis. Schulung und Fortbildung sind wesentliche Instrumente der „Antibiotic Stewardship“-Programme, um eine rationale und verantwortungsvolle Anwendung von Antibiotika sicherzustellen. Fachgesellschaften sollten bei der Erstellung und Veröffentlichung von Leitlinien daher auch umfassende Strategien entwickeln, um den Informationsfluss im Versorgungsalltag zu gewährleisten.
Keywords: systemisch wirksame Antibiotika, zahnärztliche Praxis, retrospektive Untersuchung
Parodontologie, 1/2023
Pages 11-21, Language: GermanDannewitz, Bettina / Eickholz, PeterBei fortgeschrittener Parodontitis kann es zur Lockerung von Zähnen kommen. Durch eine Schienung können die Zähne stabilisiert und der Kaukomfort für die betroffenen Patienten verbessert werden. Die Schienung von Zähnen kann in allen Phasen der systematischen Parodontaltherapie erfolgen, insbesondere vor der subgingivalen Instrumentierung, um die Behandlung zu vereinfachen, und vor parodontalchirurgischen Maßnahmen (insbesondere regenerativen Eingriffen), um die Anhaftung des Blutkoagulums an der Wurzeloberfläche während der Wundheilung zu verbessern.
Manuskripteingang: 04.12.2022, Annahme: 16.01.2023
Keywords: parodontale Schienung, Verblockung, Lockerung, Parodontitis, faserverstärkte Komposite