FallberichtSprache: DeutschHoffmann, Thomas / Eumann, Christina / Lorenz, KatrinGingivavergrößerungen oder -wucherungen können multiple ätiologische Faktoren zu Grunde liegen. Dazu zählen entzündungsbedingte oder medikamentös induzierte Faktoren, Assoziationen mit systemischen Erkrankungen oder Zuständen und Neoplasien. In seltenen Fällen treten idiopathische Gingivawucherungen auf, für die bisher keine Ursachen gefunden wurden. Medikamentös modifizierte Gingivawucherungen, die als unerwünschte Arzneimittelwirkung bei der Einnahme bestimmter Substanzen auftreten, werden insbesondere durch Antikonvulsiva (Hydantoine), Immunsuppressiva (Ciclosporine) und Kalziumkanalblocker (Dihydropyridinderivate, Benzothiazinderivate, Phenylalkylaminderivate) hervorgerufen. Die Erhebung der Medikamentenanamnese hilft in der differenzialdiagnostischen Abgrenzung der medikamentös modifizierten Gingivavergrößerung gegen die übrigen Formen der gingivalen Wucherungen. Histopathologisch gemein ist allen Gingivawucherungen eine übermäßige Proliferation von Fibroblasten mit resultierender gesteigerter Kollagensynthese, die zur Hyperplasie des Bindegewebes und Epithels führt. Neben der Gabe des auslösenden Medikaments wird als lokaler begünstigender Faktor insbesondere die bakterielle Plaque diskutiert. Eine Gingivavergrößerung kann sich so als überschießende Reaktion bei vorhandener Disposition von Patientenseite und gleichzeitiger allgemeinmedizinischer Therapie mit einem auslösenden Medikament entwickeln.