In der vorliegenden Publikation werden bidirektionale Wechselwirkungen zwischen Parodontium und kieferorthopädischen Zahnbewegungen beleuchtet. Darüber hinaus werden Möglichkeiten und Konsequenzen für die interdisziplinäre Therapie aufgezeigt. Rezente Übersichtsarbeiten zeigen keine signifikante negative Beeinflussung einer stabil therapierten Parodontitis durch Kieferorthopädie. Dennoch sollten kieferorthopädische Maßnahmen nur bei entzündungsfreien Parodontalverhältnissen durchgeführt werden, um stabile Ergebnisse ohne Exazerbation parodontitisassoziierter Symptome zu gewährleisten. Es ist davon auszugehen, dass die Eingliederung festsitzender und herausnehmbarer kieferorthopädischer Apparaturen zu unterschiedlichen qualitativen und quantitativen Veränderungen im oralen Mikrobiom führt. Aktuelle Studienergebnisse deuten allerdings darauf hin, dass diese Veränderungen nur temporär auftreten und reversibel sind. Die Anwendung kontrollierter Kräfte, die wirtsspezifische Immunantwort, personalisierte Therapiestrategien und die korrekte Abfolge der Therapiephasen sind dabei wesentliche Einflussfaktoren auf den multidisziplinären Therapieerfolg. Im parodontal kompromittierten Gebiss sind festsitzende Apparaturen zur Retention und die langfristige unterstützende Parodontitistherapie obligat.
Schlagwörter: Parodontitis, Kieferorthopädie, interdisziplinäre Behandlung, Behandlungsempfehlungen