Ziel: Die Deckung tiefer gingivaler Rezessionen im UKFrontzahnbereich ist bei Patienten mit unzureichendem keratinisiertem Gewebe eine komplexe Herausforderung. Ziel der vorliegenden Studie war es, die klinischen und ästhetischen Resultate sowie die Gewebestabilität nach mukogingivalchirurgischen Rezessionsdeckungen unter Verwendung freier Gingivatransplantate (FGT) oder (subepithelialer) Bindegewebetransplantate (BGT) 2 bis 5 Jahre postoperativ zu bewerten und die Patientenwahrnehmung des ästhetischen Ergebnisses zum Zeitpunkt der Nachuntersuchung zu bestimmen.
Material und Methoden: Patienten, die aufgrund von RT1- und RT2-Gingivarezessionen im unteren Frontzahnbereich mit einem FGT oder BGT behandelt worden waren, wurden zur Nachuntersuchung mit Auswertung der klinischen Ergebnisse und Patientenzufriedenheit einbestellt. Die Bewertung erfolgte mittels visueller Analogskalen (VAS) und einem Score der Rezessionsästhetik (Recession Esthetic Score, RES).
Ergebnisse: Insgesamt 32 konsekutiv behandelte Patienten, 16 je Gruppe (FGT, BGT), die auf die Einladung zur Nachuntersuchung reagierten, wurden eingeschlossen. Der überwiegende Rezessionstyp war RT2 (FGT-Gruppe: 87,5 %, BGT-Gruppe 68,8 %). Die mittlere initiale Tiefe der Rezession lag in der BGT-Gruppe bei 4,68 ± 0,76 mm (Spannweite: 4 bis 6 mm) und in der FGT-Gruppe bei 5,31 ± 1,35 mm (Spannweite: 4 bis 10 mm) und betrug bei der Nachuntersuchung 0,18 ± 0,34 mm (BGT) bzw. 0,43 ± 0,49 mm (FGT). Die Breite des keratinisierten Gewebes war bei den FGT-Patienten zum Zeitpunkt der Nachuntersuchung signifikant größer: 5,25 ± 0,84 mm vs. 2,84 ± 1,12 mm (p < 0,0001, 95-%-Konfidenzintervall [KI]: 1,70 bis 3,12). Der RES lag in der BGT-Gruppe höher als in der FGTGruppe, allerdings ohne statistische Signifikanz des Unterschieds (p = 0,067, KI: 0,007 bis 1,94). Die Patientenwahrnehmung der Ästhetik (VAS) fiel in der FGT-Gruppe signifikant besser aus als die professionelle Bewertung mit dem RES (p = 0,007, KI: 0,36 bis 2,01), während sich in der BGT-Gruppe kein signifikanter Unterschied zwischen den VAS- und den RES-Werten zeigte.
Schlussfolgerungen: Sowohl BGT als auch FGT führten zu einer zufriedenstellenden Ästhetik und Gewebestabilität. Patienten nehmen die Ästhetik nach Rezessionsdeckungen unter Verwendung von FGT als signifikant ansprechender war als die zahnärztliche Bewertung mittels RES nahelegt.
Praktische Relevanz: Obwohl keine 100%ige Wurzeldeckung erreicht wird, lassen sich mit FGT auch an den schwieriger zu deckenden RT2-Rezessionen zufriedenstellende Ergebnisse mit einer minimalen Restrezession von ≤ 1 mm erzielen.
Schlagwörter: Bindegewebetransplantat, freies Gingivatransplantat, Gingivarezession, Patientenwahrnehmung, plastisch-ästhetische Parodontalchirurgie