ParodontologieSprache: DeutschDeschner, JamesSeit kurzem wird vermehrt über genetische Unterschiede in der Bevölkerung bezüglich eines für die Parodontitis wichtigen Entzündungsmediators (Interleukin-1) berichtet. Es könnte sein, dass Entzündungszellen von Patienten mit bestimmten Genotypkombinationen
bei einer bakteriellen Infektion vermehrt Interleukin-1 produzieren und freisetzen. Testsysteme wurden für zwei Polymorphismen (IL-1A +4845 und IL-1B +3954) entwickelt und sind verfügbar. Es wurde berichtet, dass Individuen, die mindestens ein Allel 2 für beide
Polymorphismen tragen, ein erhöhtes Risiko für eine schwere Parodontitis und Zahnverlust besitzen. Neuere Studien zeigen jedoch, dass dieser positive Genotyp aufgrund der geringen Prävalenz in bestimmten ethnischen Gruppen nur begrenzt anwendbar ist. Ebenso scheint dieser Genotyp nicht mit einer aggressiven Parodontitis assoziiert zu sein. Da die bisherigen Studienergebnisse zum Teil widersprüchlich sind und das Kosten-Nutzen-Verhältnis eher ungünstig ist, verspricht die Testung der IL-1-Genotypen zum augenblicklichen Zeitpunkt keinen praktischen Nutzen. Positiv bleibt jedoch zu bewerten, dass das Wissen aus der aktuellen immunologischen und genetischen Forschung zunehmend Eingang in moderne zahnärztliche Praxen findet und ein Bewusstsein entsteht, dass nicht jeder Patient seinem behandelten Vorgänger genetisch gleicht.
Schlagwörter: Genotyp, Gentest, Zytokine, Interleukin, Parodontitis