ZahnerhaltungSeiten: 585-592, Sprache: DeutschWillershausen, Brita/Kasaj, Adrian/Röhrig, Bernd/Tekyatan, Haki/Briseño, BenjaminDie genaue Kenntnis der Wurzelkanalanatomie und insbesondere die Information über Häufigkeit und Lokalisation von Wurzelkanalkrümmungen sind für die definitive Versorgung wurzelkanalbehandelter Zähne vor allem hinsichtlich möglicher Stiftaufbauten extrem wichtig. Falsche Bewertungen der Wurzelkanalanatomie können folglich bei Stiftinsertionen zu Wurzelperforationen und Wurzelfrakturen mit späterer Konsequenz des Zahnverlustes führen. In einer In-vitro-Studie wurden deshalb Häufigkeit und Lokalisation von Wurzelkanalkrümmungen bei Ober- und Unterkieferfrontzähnen bestimmt. Insgesamt sind 683 extrahierte menschliche Frontzähne untersucht und radiologisch vermessen worden. In der Studie wurden nur Zähne ausgewertet, die weder ausgeprägte kariöse Läsionen noch Wurzelkanalbehandlungen aufwiesen und nicht überkront waren. Für die wichtige klinische Fragestellung über die Häufigkeit und die Lokalisation von Wurzelkanalkrümmungen wurde eine spezielle Röntgenapparatur mit Rotationsvorrichtung verwendet. Die Studie zeigte, dass die überwiegende Zahl der Oberkieferfrontzähne Wurzelkanalkrümmungen aufwies; bei den Unterkieferfrontzähnen lagen vergleichbare Werte vor. Die durchschnittlichen Werte für die Abstände zwischen Schmelz-Zement-Grenze und der ersten Wurzelkanalkrümmung lagen bei 10 bis 12 mm, wobei auch Minimalwerte von 5 mm festgestellt wurden. Die Untersuchung belegt die Bedeutung der zurückhaltenden Applikation von Wurzelkanalstiften, der genauen Kenntnisse der Wurzelkanalanatomie und der Empfehlung zur Nutzung von adhäsiven Wurzelkanalstiftsystemen unter Berücksichtigung von Stiftlängen zwischen 5 bis 7 mm, um Komplikationen wie Wurzelkanalperforationen oder Wurzellängsfrakturen zu vermeiden.
Schlagwörter: Wurzelkanalkrümmungen, Wurzelkanalanatomie, Wurzelkanalbehandlung, Wurzelkanalstift