Seiten: 14-34, Sprache: DeutschGerdolle, David / Mortier, Eric / Richard, Adeline / Vailati, FrancescaAmelogenesis imperfecta (AI) ist eine hereditäre Erkrankung und wird durch Mutationen der Gene verursacht, die maßgeblich an der Zahnschmelzbildung beteiligt sind. Basierend auf dem Phänotyp und dem Erbgang wird zwischen verschiedenen AI-Typen unterschieden. Unabhängig vom AI-Typ des Patienten besteht die zahnärztliche Behandlung in späteren Lebensphasen meistens darin, den kompromittierten Schmelz vollständig zu entfernen. Nach den neuen zahnmedizinischen Richtlinien zur Förderung minimalinvasiver Behandlungsverfahren sollte eine frühzeitige Intervention bei einer AI obligatorisch sein. Sie dient nicht nur dazu, die Zähne vor einer weiteren Degradation zu schützen, sondern verhilft den Patienten auch zu einem neuen Selbstbewusstsein. In diesem Beitrag wird beschrieben, wie eine 24-jährige kaukasische Patientin mit AI des hypoplastischen Typs mithilfe von Adhäsivverfahren restaurativ behandelt wurde. Um der komplexen klinischen Situation der Patientin gerecht zu werden, wurde ein interdisziplinärer Ansatz verfolgt, bei dem kieferorthopädische, parodontologische und restaurative Maßnahmen zum Einsatz kamen. Die adhäsive Gesamtrehabilitation wurde mithilfe direkter Kompositrestaurationen, Veneers/ Onlays sowie labialer und palatinaler Veneers erreicht. Während der restaurativen Behandlung war keine elektive endodontische Therapie notwendig. Die Ergebnisse waren in ästhetischer, funktioneller und biologischer Hinsicht erfolgreich und nachhaltig. Selbst nach fünf Jahren in Funktion zeigte der Verbund zum Schmelz keine Anzeichen einer Degradation (z. B. Verfärbungen oder Infiltration). Dieses Ergebnis ist positiv und weist darauf hin, dass Adhäsivtechniken auch bei einer kompromittierten Schmelzschicht ein zuverlässiger klinischer Ansatz sein können.