Seiten: 304-328, Sprache: DeutschSarfati, Alexandre / Tirlet, GilIn diesem Beitrag wird das Konzept der biologischen Breite diskutiert, insbesondere seine klinischen Konsequenzen für Behandlungsoptionen und -entscheidungen. Ein Fokus liegt auf den modernen zahnmedizinischen Strategien der Biomimetik und Minimalinvasivität. In der Vergangenheit war es üblich, parodontales Gewebe, Knochen und Zahnfleisch um tiefe Kavitäten zu entfernen, damit die Restaurationsränder weit vom epithelialen und bindegewebigen Attachment entfernt zu liegen kamen. So sollte die biologische Breite respektiert werden, um Gewebeverlusten, einer Wurzelexposition, einer Öffnung der Interdentalräume (mit Bildung schwarzer Dreiecke) und in der Folge einer ungünstigen Ästhetik vorzubeugen. Inzwischen ersetzt ein konservativerer restaurativer Ansatz die alten subtraktiven durch additive Konzepte. Unter diesem Aspekt ist die Anwendung der Deep-margin-elevation-(DME-)Technik anstelle einer chirurgischen Kronenverlängerung naheliegend als Paradigmenwechsel bei der Versorgung tiefer Kavitäten. Ziel dieser Studie war eine Sichtung der Literatur bezüglich wissenschaftlicher Daten zur DME mit unterschiedlichen Materialien, insbesondere hinsichtlich ihrer klinischen und histologischen Folgen für das umgebende Parodont. Ein neuer Ansatz hierbei bestand darin, die Ergebnisse von Wurzeldeckungen über restaurierten Wurzeln zu extrapolieren. So können Annahmen zur Heilung des approximalen Parodonts in Kontakt mit Restaurationsmaterial erstellt werden, das im Rahmen einer DME adhäsiv angetragen wurde. Vier klinische Fallbeispiele illustrieren die Technik. Die Hypothese der Untersuchung lautete, dass die chirurgische Kronenverlängerung zwar eine wirksame Technik ist, dass aber die Indikationen hierfür allmählich reduziert werden sollten, da die DME zwar technisch anspruchsvoll ist, vom umgebenden Parodont aber klinisch wie histologisch gut toleriert wird.