Seiten: 21-33, Sprache: Englisch, DeutschKordaß, Bernd / Hugger, AlfonsKaubewegungen sind durch Variabilität gekennzeichnet. In Abhängigkeit von der Art und Lokalisation des Kauguts zwischen den Zähnen variieren die Kaumuster und weisen individuelle Merkmale auf. Computergestützte Registrierungen standardisierter Kaubewegungen, die mit dem ultraschallbasierten Messsystem Jaw-Motion-Analyse aufgezeichnet und mit der Software JawReports ausgewertet wurden, zeigen einen deutlichen Einfluss von Dysfunktionssymptomen auf die Variabilität des Kaumusters: Je funktionsgesünder ein System ist, desto variabler funktioniert es; je gestörter, desto monotoner und stereotyper verlaufen die Bewegungsbahnen. Ähnliches gilt für die Einseitigkeit der Kaufunktion. Kauen kann auf beiden Seiten gleichzeitig, abwechselnd rechts oder links oder bevorzugt beziehungsweise ausschließlich auf der rechten oder linken Seite stattfinden. Als "normal" kann die bilateral alternierende Kaufunktion angesehen werden, denn einseitiges Kauen gilt als weniger effektiv und kann mit Dysfunktionen assoziiert sein. Mit der Lateralisierung der Kaufunktion waren einseitige Schmerzen in den Gesichtsmuskeln, einseitiger Kiefergelenkschmerz und einseitige Knackgeräusche assoziiert, auch hängen asymmetrische Stützzonenverluste und bestimmte prothetische Versorgungsarten hochsignifikant mit der Einseitigkeit zusammen. Kunststoffprothesen mit gebogenen Klammern und Prothesen mit Geschiebeverankerung des Prothesenkörpers am Restgebiss erhöhen das relative Risiko (Odds-Ratio) - nicht jedoch festsitzende Versorgungen, Teleskop- und Totalprothesen. Wahrscheinlich führt jede Monotonie in der Folge wiederholter, stereotyper Bewegungen mit Kraftschluss zu einem erhöhten Verschleiß anatomischer Strukturen. Geeignete therapeutische Maßnahmen zu deren Vermeidung und Förderung der Variabilität werden angesprochen.
Schlagwörter: Kaubewegung, Dysfunktion des stomatognathen Systems, Variabilität der okklusalen Bewegungen, Kauseitenpräferenz