Seiten: 77-80, Sprache: DeutschSchröder, HartmutEin philosophischer StreifzugIn keinem Zeitalter zuvor gab es so viele Möglichkeiten der Schmerzbeseitigung wie heute. Dennoch scheint der Schmerz uns nicht aus dem Griff zu lassen - gerade im "analgetischen Zeitalter" breitet sich eine "Epidemie chronischer Schmerzen" aus. Traditionelle Kulturen verfügten noch über ein reichhaltiges Repertoire von Schmerzbewältigungsstrategien und hatten Erklärungen für den Sinn von Leid und Schmerz. Moderne Gesellschaften sehen in Leid und Schmerz keinen Sinn mehr und treten an, ihn wo immer auch möglich zu beseitigen. Eine neurowissenschaftliche Perspektive auf den Schmerz zeigt, dass unser Schmerzempfinden zu einem wichtigen Teil durch unser Gehirn und durch unsere Psyche bestimmt wird: Schmerzen lassen sich besser aushalten und bewältigen, wenn ihnen Sinn zugesprochen werden kann. Nicht zuletzt dämpfen gute Bindungen zu anderen Menschen den Schmerz.