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Spannende Vorträge der neuen Fellows – Bericht vom 25. Fellow Meeting der ITI Sektion Deutschland

Auch in diesem Jahr trafen sich die Fellows der deutschen ITI-Sektion Ende Februar 2023 im Rheingau.

(c) ITI-Sektion Deutschland

Die Fellows der deutschen ITI-Sektion bleiben für ihre Meetings dem Rheingau treu. Nachdem im vergangenen Jahr Eltville-Reinhartshausen der Ausrichtungsort des Meetings war, beherbergte dieses Mal die Burg Schwarzenstein in Geisenheim-Johannisberg am 24. und 25. Februar 2023 die rührigen deutschen ITI-Fellows. Im Mittelpunkt des Treffens standen die Aufnahme neuer Fellows und vor allem die Übergabe der Amtsgeschäfte an das neue Leadership-Team.

Abschiedsrede des Chairman Prof. Dr. Dr. Johannes Kleinheinz beim Abendessen
Abschiedsrede des Chairman Prof. Dr. Dr. Johannes Kleinheinz beim Abendessen
Foto: ITI-Sektion Deutschland
Um einen nahtlosen Übergang zu gewährleisten hatten die deutschen Fellows des globalen implantologischen Netzwerks ITI bereits im vergangenen Jahr das neue Leadership-Team gewählt. Und so wird ein personell wesentlich verändertes und zudem wesentlich verjüngtes Team ab diesem Jahr die sehr aktive deutsche Sektion führen – Dr. Anne Bauersachs, die bisher das Amt der Study-Club-Koordinatorin innehatte, ist nun die erste Chairwoman der deutschen ITI-Sektion und folgte auf Prof. Dr. Dr. Johannes Kleinheinz.

Die Aufgabe des Education Delegate hat Prof. Dr. Eik Schiegnitz jetzt von Prof. Dr. Dr. Bilal Al-Nawas übernommen, Dr. Florian Will folgt Anne Bauersachs in das Amt als Study-Club-Coordinator. Und nach fast zwei Jahrzehnten Öffentlichkeitsarbeit für die deutsche Sektion ist Dr. Georg Bach ebenfalls aus dem deutschen Leadership-Team ausgeschieden, sein Amt übernimmt PD Dr. Dr. Stefan Röhling. Sektion-Manager Thomas Kreuzweiser formulierte sichtlich zufrieden: „Die Weichen sind gestellt – für eine gute Zukunft unserer deutschen Sektion!“

Bericht vom Auslandsjahr

Wie in den Vorjahren wurden Kollegen neu in den Kreis der deutschen Fellows aufgenommen und traditionsgemäß halten diese am ersten Tag des Fellow-Meetings ihre Antrittsvorträge. Zuvor berichtete

Juniorprofessorin Dr. Paula Korn
Juniorprofessorin Dr. Paula Korn
Foto: ITI Sektion Deutschland
von ihrem Auslandsaufenthalt. Die an der TU Dresden tätige Oralchirurgin war als ITI Scholar ein Jahr in Toronto (Kanada) an einer Spezialklinik für Kinder und Jugendliche mit Behinderungen und komplexem Behandlungsbedarf tätig. Korn konnte hier in einem Langzeitbehandlungsprogramm für Kinder und Jugendliche mit Lippen-Kiefer-Gaumen-Spalten tätig werden und berichtete anhand eines Fallbeispiels über die wertvollen Erkenntnisse mit einem interdisziplinären Behandlungskonzept.

Neue Fellows tragen vor

Dann begann der Reigen der hochinteressanten Vorträge der neuen Fellows. Privatdozent Dr. Marcel Hanisch referierte über „Implantologische Therapieoptionen bei genetisch bedingten Nichtanlagen“. Der zwischenzeitlich in München tätige Oralchirurg hat sich in seiner Zeit als Oberarzt an der Universitätsklinik Münster einen Namen als Experte für seltene Erkrankungen mit Zahnbeteiligung gemacht. Hier stand die Ektodermale Dysplasie im Fokus seiner Ausführungen. Er betonte, wie viele Subtypen und Ausprägungen es bei diesem Erkrankungsbild gibt. Die Option der implantatunterstützten oralen Sanierung gibt diesen Patienten eine neue Form der Lebensqualität und die Chance auf eine neue soziale Entwicklung bei einer guten Langzeitprognose für die Implantate, die in begründeten Einzelfällen auch in einem sehr frühen Lebensalter der Patienten inseriert werden können.

Antrittsvortrag von ZTM Hans Eisenmann

Eine wichtige Rolle in der deutschen ITI-Sektion spielen zweifellos die Zahntechniker – und dies übrigens seit Bestehen der Sektion. So wurde der Antrittsvortrag von Zahntechnikermeister Hans Eisenmann mit großer Sympathie der deutschen ITI-Fellows begleitet. Der Zahntechnikermeister ist neben seiner Tätigkeit in eigenem Labor auch Study-Club-Direktor in Ulm, den er zusammen mit Professor Dr. Dr. Alexander Schramm führt. Seit vielen Jahren ist er Teil des Teams der Implantatsprechstunde an der Universität Ulm.

Eisenmann sprach über „Der digitale Weg: Vom Backward-Planning zur prothetischen Versorgung“. Vor allem die Vorhersagbarkeit des Ergebnisses wird von ihm als entscheidender Vorteil des Backward-Plannings gesehen. Dieses erfolgt in der Regel mit Hilfe digitaler Verfahren, bei komplexen Ausgangssituationen mitunter auch noch analog-händisch. Die Darstellung der entsprechenden Prozesskette nahm den hauptsächlichen Anteil an den Ausführungen Eisenmann ein, der die digitale Pro-Arch-Planung als höchste Herausforderung ansieht.

Keine Extraktion in der Front ohne vorheriges Behandlungskonzept

Dr. Christian Hammächer definierte Möglichkeiten und Grenzen der Rezessionsdeckung an Implantaten“. Hammächer ist auch Vizepräsident der Deutschen Gesellschaft für Implantologie. Der dünne Biotyp in Kombination mit einem zu weit bukkal inserierten Implantat wird von ihm als wesentlicher Risikofaktor für das Etablieren einer Rezession definiert. Somit dürfe kein Frontzahn extrahiert werden, ohne vorher ein Behandlungskonzept definiert zu haben. Ausnahmen stellen hier lediglich Notfallsituationen dar. Bei Miller-Klasse 1 und 2 sieht Hammächer Chancen für eine erfolgreiche Rezessionsdeckung, bei den Graden 3 und 4 und/oder Manifestation einer periimplantären Läsion ist dieser Therapieansatz nicht erfolgversprechend.

Weitere Limitation sind in extremen Implantatfehlpositionierungen zu suchen und bei Rezessionen, die größer als vier Millimeter sind, ferner ausgeprägte Hartgewebsdefekte. Credo Hammächers: „Rezessionsdeckung an Implantaten – grundsätzlich machbar, aber weniger vorhersagbar als bei Zähnen!“.

Was die digitale Zahntechnik leistet

Mit Zahntechnikermeister Fabian Zinser ergriff ein Vertreter der jungen Zahntechnikergeneration das Mikrofon. Er sprach über „Stressfreie Sofortversorgungskonzepte im Laboralltag“. Trotz seines jungen Alters ist Zinser ein echter Aktivposten in der deutschen ITI-Sektion – ist er doch sowohl als Referent bei zahlreichen Fortbildungsveranstaltungen als auch als Beiratsmitglied und Referent beim neuen „ITI Curriculum Digital“ aktiv. Wie sehr sich Zinser inzwischen in der digitalen Welt bewegt und welche unglaublichen Entwicklungen auf dem Gebiet der digitalen Zahntechnik bereits hinter uns liegen, zeigte die Aussage „Wir sind inzwischen so weit, dass der Scan-Body entscheidet, welches Laboranalog verwendet werden kann – er hat somit direkten Einfluss auf die Gestaltung der Suprakonstruktion. Alles eine Frage des Workflows!“

Kontroverses Thema allogene Augmentationsblöcke

Dr. Florian Will
Dr. Florian Will
Foto: ITI-Sektion Deutschland
Auch der neue Study-Club-Coordinator gehört zu den neuen ITI Fellows. Dr. Florian Will sprach über „Patientenindividuelle allogene Blöcke in der Augmentationschirurgie“. Er räumte gleich zu Beginn seiner Ausführungen ein: Allogene Blöcke sind ein kontrovers diskutiertes Thema!“. Dennoch sieht er für diese Versorgungsform sowohl Indikationen als auch Vorteile. Diese sind vor allem in einer verkürzten OP-Zeit und der Vermeidung einer Entahmemorbidität zu suchen.

Der Würzburger Oralchirurg verwendet die aus Gewebespenden stammenden Blöcke seit einem Jahrzehnt und berichtet über gute klinische Ergebnisse. Er wies aber auch darauf hin, dass Zellbestandteile des Spenders in Blöcken nachgewiesen werden konnten. Bezüglich der Implantatüberlebensraten gibt es in der Literatur keinen Hinweis auf Unterschiede zwischen allogen und autologen Blöcken. In Kombination mit einer 3-D-Diagnostik ergeben sich weitere Vorteile, denn nun können defektkongruente allogene Blöcke hergestellt und inseriert werden. Abschließend wies Will noch auf die momentan bestehende dürftige Datenlagen hin.

Nachhaltigkeit wichtiges Thema auch für das ITI

Nur vordergründig betrachtet außergewöhnlich mutete das Thema des Vortrages des fränkischen Kieferchirurgen Dr. Dr. Markus Tröltzsch, der einen Erfahrungsbericht zur „Nachhaltigkeit in der Zahnmedizin“ vortrug. Das Thema Nachhaltigkeit ist indes alles andere als außergewöhnlich für die deutsche ITI-Sektion – ganz im Gegenteil, es ist vielmehr eine Herzensangelegenheit. Beredtes Zeichen hierfür ist der in naher Zukunft in Dresden am 13. und 14. Mai 2023 stattfindende deutsch-österreichische ITI-Kongress, der ganz unter dem Motto der Nachhaltigkeit stehen wird. In überaus eloquenter und lebendiger Weise stellte Tröltzsch seine Erfahrungen mit der Inauguration und der Verwirklichung nachhaltiger Konzepte in der Zahnheilkunde vor – wie angekündigt ein außergewöhnlicher, indes auch sehr bemerkenswerter Vortrag. Zum Abschluss des ersten Tags stellte PhD G. Raeber die „Straumann‘s Innovation pipeline“ des Industriepartners Straumann vor.

Der zweite Tag des Fellow-Meetings startete mit einem besonderen Vortragstitel „Die ITI-Sektion Deutschland – viel davor, viel dahinter!“ Im gemeinsamen Vortrag berichtete der scheidende Sektions-Chair Professor Dr. Dr. Johannes Kleinheinz und der ebenfalls aus dem Amt scheidende Communications Officer Dr. Georg Bach über die Entwicklung der deutschen ITI-Sektion im vergangenen Vierteljahrhundert – ein Zeitraum, den beide mitbegleitet und mitgestaltet haben.

Als Garanten und Säulen der unglaublich positiven Entwicklung der deutschen ITI-Sektion, heute Benchmark und Aktivposten im weltweiten Vergleich, definierten die beiden Referenten die außergewöhnliche Kollegialität, die innerhalb der deutschen Sektion herrscht, der permanente Mut zu Neuem und zur Entwicklung neuer Formate und letztlich der Common-Sense, der in allen deutschen ITI-Leadershipteams herrscht.

Berichte aus der Sektion

Chairman übergibt an die erste Chairwoman: Prof. Dr. Dr. Johannes Kleinheinz und Dr. Anne Bauersachs
Chairman übergibt an die erste Chairwoman: Prof. Dr. Dr. Johannes Kleinheinz und Dr. Anne Bauersachs
Foto: ITI-Sektion Deutschland
Am zweiten Sitzungstag, der traditionell sektionsinternen Belangen gewidmet wird, erstatteten jeweils Vorgänger und Nachfolger die Berichte der Leadershipteam-Mitglieder. Den ersten Bericht steuerten Chairman und Chairwoman der deutschen ITI Sektion, Johannes Kleinheinz und Anne Bauersachs ihren Bericht. Natürlich ging es um den nunmehr bereits zum zweiten Mal verschobene ITI-Kongress in Dresden, der jetzt Mitte Mai stattfinden kann. Dennoch musste im vergangenen Jahr nicht auf ein ITI-Fortbildungshighlight der deutschen Sektion verzichten müssen, denn Anfang Juli (8. und 9. Juli) fand in Frankfurter die vielbeachtete „Summer in the Citi“-Veranstaltung statt, die sehr erfolgreich verlief und unbedingt als Continuum stattfinden sollte.

2022 war sie noch in der Funktion der Study Club Koordinatorin tätig, und so konnte Anne Bauersachs zusammen mit dem neuen Coordinator Florian Will sehr erfreuliche Zahlen über den Stand der ITI-Study-Clubs in Deutschland berichten. 47 Study-Clubs sind in Deutschland (davon zehn Neugründungen im vergangenen Jahr) aktiv und 129 Meetings wurden durchgeführt. Hier erweisen sich die Online-Study-Clubs erneut keinesfalls als Notlösung. Dieses Format wird weiterhin derart gut aufgenommen, dass es sich als Alternative zur Präsenzveranstaltung zweifelsfrei etablieren wird.

Neue Fortbildungsformate etabliert

Prof. Bilal Al-Nawas zeichnete und Prof. Eik Schiegnitz wird nun für das sehr erfolgreiche Fortbildungswesen der deutschen Sektion verantwortlich zeichnen – auch sie konnten Erfreuliches berichten: Vom ITI-Webinar über die zahlreichen ITI-Fortbildungskurse bis hin zum „Summer in the Citi“-Meeting in Frankfurt – die facettenreichen Fortbildungsaktivitäten der deutschen Sektion stießen auf hohes Interesse. „Die Zahlen sprechen für sich!“, so Al-Nawas sichtlich zufrieden. Besondere Erwähnung fanden die unterhaltsamen Knowledge Nuggets, wo in kurzer Zeit alle wesentlichen Informationen zu einer relevanten Frage der Implantologie in kurzweiliger Form vermittelt werden. Neben dem erfolgreichen „Curriculum Implantologie“, dem Dauerbrenner, hat sich auch das „Curriculum für Orale Regeneration“ fest etabliert. An den Start gegangen ist ein drittes deutsches Format, das demnächst beginnende „Curriculum Digital“. Hier hat die deutsche Sektion nicht nur mehrfach Neuland beschritten, sondern auch klare Trends gesetzt, finden doch die deutschen Formate zwischenzeitlich Einzug in die globale ITI-Welt.

 

Das alte und das neue Leadership-Team. Ganz rechts Alexander Ochsner, ITI Headquarter.
Das alte und das neue Leadership-Team. Ganz rechts Alexander Ochsner, ITI Headquarter.
Foto: ITI-Sektion Deutschland

 

Gut 1.200 Mitglieder und Fellows in der deutschen Sektion

Der Sektion Manager Thomas Kreuzwieser, präsentierte eine Vielzahl von Informationen über die mannigfaltigen Aktivitäten der rührigen deutschen ITI-Sektion. Auch in Coronazeiten war die deutsche ITI-Sektion auf zahlreichen Veranstaltungen und Kongressen präsent. Mit gut 1.200 Mitglieder und Fellows ist die deutsche Sektion eine der großen in der globalen ITI-Welt, im vergangenen Jahr konnten 200 neue Mitglieder gewonnen werden. Damit ist der Effekt der Coronapandemie, die in den vergangenen Jahren dem bis dato vehementen Wachstum der deutschen Sektion einen kleinen Dämpfer verpasst hatte, endgültig umgekehrt. Und Kreuzwieser ist zuversichtlich, dass das Jahr 2023 mit vielen Präsenzveranstaltungen der deutschen Sektion, vor allem dem deutschen ITI-Kongress in Dresden, einen weiteren deutlichen Wachstumsschub geben wird.

Auch die Öffentlichkeitsarbeit wird zunehmend digital

Seit fast zweieinhalb Jahrzehnten kümmerte sich Georg Bach um die Öffentlichkeitsarbeit für die deutsche ITI-Sektion, davon drei Legislaturperioden als Communications Officer. Er berichtete mit seinem Nachfolger Stefan Röhling, dass sich in diesem Zeitraum das Wesen der standespolitischen und fachspezifischen Öffentlichkeitsarbeit komplett gewandelt hat. Und Corona hat diese Entwicklung hin zu digitalen Medien eindeutig katalysiert! War das Verhältnis digitaler zu analoger Berichterstattung über die deutsche ITI-Sektion noch nahezu ausgeglichen, so hat sich dieses im vergangenen, zweiten Coronajahr deutlich gewandelt. Nunmehr sind mehr als zwei Drittel der ITI-Öffentlichkeitsarbeit in digitalen Medien angesiedelt. Zudem nimmt der Bereich Social Media einen beträchtlichen Anteil in der Öffentlichkeitsarbeit der Deutschen Sektion ein.

Dr. Georg Bach, Communications Officer a.D., Freiburg

 

Quelle: ITI-Sektion Deutschland Fortbildung aktuell Implantologie Implantatprothetik