Orale MedizinPages 857-867, Language: GermanGfeller, David / Schriber, Martina / Suter, Valérie G. A. / Altermatt, Hans Jörg / Bornstein, Michael M.Teil 2: Das periphere RiesenzellgranulomDas periphere Riesenzellgranulom (PRZG) ist eine häufig vorkommende, lokal reaktive, nicht neoplastische intraorale Gewebsvermehrung. Histopathologisch lässt sich die periphere Form nicht von der selteneren zentralen (intraossären) Form des Riesenzellgranuloms unterscheiden. Die namensgebenden Riesenzellen können bis zu 20 Zellkerne pro Schnittebene aufweisen und kommen oft in kleinen Gruppen vor. Das PRZG tritt sowohl im Ober- als auch im Unterkiefer auf. Meist ist die Gingiva betroffen, es finden sich aber auch Läsionen am Palatum, am zahnlosen Kiefer und in der periimplantären Mukosa. Das PRZG zeigt einen Altersgipfel in der vierten bis sechsten Lebensdekade und eine leichte Prädominanz beim weiblichen Geschlecht. Bis auf etwaige lokale Arrosionen des kortikalen Alveolarfortsatzes und Zahnverschiebungen ist das radiologische Erscheinungsbild in der Regel unauffällig. Eine zusätzliche radiologische Abklärung dient insbesondere zur differenzialdiagnostischen Abgrenzung eines zentralen Riesenzellgranuloms, das sich von intraossär in die orale Mukosa ausbreiten kann. Die Ätiologie und die Pathogenese des PRZG sind bis heute nicht geklärt. Als mögliche Ursache wird u. a. ein lokales Trauma diskutiert. Die Therapie besteht in der vollständigen Exzision der Läsion mit sorgfältiger Kürettage des beteiligten Periostes. Anschließend sollten regelmäßige klinische Kontrollen angestrebt werden, um mögliche Rezidive frühzeitig zu erkennen und zu behandeln. Vor allem um Schraubenimplantate neigen PRZG zu Rezidiven. Deshalb ist eine Früherkennung (auch eines Rezidivs) bei Implantatpatienten sehr wichtig, denn dadurch lassen sich ein fortschreitender Knochenabbau und ein hieraus unter Umständen resultierender Implantatverlust verhindern.
Keywords: Peripheres Riesenzellgranulom, intraorale Gewebsvermehrung, Gingivaläsion, mehrkernige Riesenzellen, zentrales Riesenzellgranulom