Pages 401-410, Language: GermanVeihelmann, Simone / Schlagenhauf, UlrichAggressive Verlaufsformen der marginalen Parodontitis beginnen nach der Definition der aktuellen internationalen Klassifikation von 1999 üblicherweise vor dem vierten Lebensjahrzehnt. Sind bei einem Patienten jenseits des 50. Lebensjahrs immer noch keine ausgeprägteren parodontalen Läsionen aufgetreten, ist die parodontale Prognose in aller Regel als günstig einzuschätzen. Die vorliegende Kasuistik präsentiert einen Fall einer aggressiv verlaufenden marginalen Parodontitis, die sich im siebenten Lebensjahrzehnt aus einer bis dahin geringgradigen chronischen Parodontitis entwickelte. Als beteiligte Risikofaktoren konnten die parodontopathogenen Keime A. actinomycetemcomitans, P. gingivalis, B. forsythus und T. denticola identifiziert werden. Die Raucheranamnese war negativ, die Familienanamnese unauffällig. Allgemeinmedizinisch waren eine seit vielen Jahren manifeste geringgradige Herzinsuffizienz und Hypertonie zu beobachten. In zeitlichem Zusammenhang zum Auftreten der aggressiv verlaufenden parodontalen Destruktionen war allerdings eine hohe Stressbelastung der Patientin durch berufliche Probleme mit der Folge einer vorzeitigen Pensionierung festzustellen. Die eingeleitete Therapie bestand in einer vollständigen supra- und subgingivalen Reinigung der Parodontien in Kombination mit einer zeitgleichen systemischen Antibiose (Metronidazol 250 mg, Erythromycin 500 mg jeweils dreimal täglich für sieben Tage), die zur Elimination der parodontalen Entzündung führte. In der darauf folgenden 18-monatigen Erhaltungsphase konnte stellenweise eine spontane Regeneration des Zahnhalteapparates beobachtet werden.
Keywords: Aggressive Progredienz, marginale Parodontitis, chronische Parodontitis, Stressbelastung, systemische Antibiose