Fallbericht: Ein 26-jähriger Patient mit unauffälliger Anamnese stellte sich im Universitätsklinikum Münster mit anhaltenden Beschwerden nach einer alio loco Abszessinzision in Regio 47 vor. Im Orthopantomogramm zeigte sich eine scharf begrenzte, gleichmäßige Radioluzenz in Regio 46-48, die den Verdacht auf eine Zyste aufkommen ließ. Es wurde eine Zystektomie und die chirurgische Entfernung von Zahn 48 durchgeführt. Der pathohistologische Befund ergab das Vorliegen einer odontogenen Keratozyste. Nach 10 Monaten trat ein Lokalrezidiv auf, das durch eine erneute Zystektomie behandelt wurde. Nach 4 Monaten trat erneut eine Fistel auf und die CT-Aufnahme zeigte eine erneute Osteolyse im rechten Unterkiefer. Es folgte eine Teilresektion des Unterkiefers mit Rekonstruktion durch Beckenkamm. Nach 9 Monaten wurde das Metall entfernt und nach weiteren 11 Monaten ohne Rezidiv wurden 2 Implantate eingesetzt. 3 Monate später wurden 2 Kronen eingesetzt.
Diskussion: Nach der aktuellen WHO-Klassifikation von Kopf- und Halstumoren gehört die odontogene Keratozyste zur Gruppe der entwicklungsbedingten odontogenen Zysten. Sie ist die dritthäufigste Kieferzyste und tritt vor allem im Bereich der unteren Weisheitszähne auf. Die Altersverteilung zeigt einen Häufigkeitsgipfel im Alter zwischen 20 und 30 Jahren. Männer sind häufiger betroffen. Die Symptome treten oft erst in Folge einer Sekundärinfektion auf. Die Behandlung der Wahl ist die Zystektomie. Hier liegt die Rezidivrate bei 25 %. Bei einer chirurgischen Resektion beträgt sie weniger als 2 %. Es ist unklar, ob und wann eine implantologische Behandlung nach einer Zystenbehandlung durchgeführt werden kann. Eine funktionelle Rehabilitation ist jedoch ohne Implantate nicht möglich. Die Verwendung von autologem Knochen bleibt der Goldstandard. Sicher ist, dass die Integration des Knochentransplantats abgewartet werden muss. Eine regelmäßige radiologische und klinische Nachkontrolle ist obligat.
Schlussfolgerung: In diesem Fall war es durch die Beckenkammaugmentation und die anschließende Implantatinsertion möglich, zwei festsitzende implantatgetragene Kronen einzusetzen. Aufgrund des Rezidivrisikos sind eine sorgfältige Patientenaufklärung und eine regelmäßige Nachsorge erforderlich. Ein universelles Therapiekonzept kann bei odontogenen Keratozysten nicht propagiert werden.
Schlagwörter: Keratozyste, Implantat, Beckenkammaugmentation