Hintergrund: Das Ziel der Studie war die Beurteilung der Wirksamkeit eines neuartigen Verankerungskonzepts in Kombination mit einer vollständig individuellen lingualen Apparatur (VILA). Hierfür wurde die Nullhypothese getestet, dass am Ende einer dentoalveolären Kompensation einer Angle Klasse II-Verzahnung eine signifikante Abweichung bei der Eckzahnbeziehung und dem Overjet im Vergleich zum Ziel-Set-up vorliegen würde.
Methoden: In diese retrospektive Studie wurden 23 Patienten inkludiert (m/w: 3/20, Durchschnittsalter: 29,6 Jahre (min – max: 13,6 – 50,9 Jahre). Inklusionskriterien waren eine Angle Klasse II-Malokklusion von mehr als einer halben Prämolarenbreite zu Beginn der En-masse-Distalisation und eine konsekutiv abgeschlossene Behandlung mit einer VILA in Kombination mit einer Minischraubenverankerung für eine ein- oder beidseitige Oberkieferdistalisation (12 beidseitig von insgesamt 35). Ausgewertet und verglichen wurden Gipsmodelle vor (T0) und nach (T3) der VILA-Behandlung sowie der Behandlungsplan, definiert durch das individuelle Ziel-Set-up (TxP, mit Klasse I-Eckzahnbeziehung und normalem Overjet). Minischrauben wurden nach der Nivellierungsphase gesetzt und am Ende der En-masse-Distalisation entfernt. Zur statistischen Auswertung wurde ein Schuirmann’s TOST-Äquivalenztest, basierend auf einem einseitigen t-Test (mit α = 0,05) durchgeführt.
Ergebnisse: 97 % der geplanten Korrektur der Eckzahnbeziehung wurden umgesetzt (im Durchschnitt: 3,6 mm von geplanten 3,7 mm); weiterhin wurden ebenfalls 97 % der geplanten Overjet-Korrektur erzielt (im Durchschnitt 3,1 mm der geplanten 3,2 mm). Dabei bestand eine statistisch signifikante Übereinstimmung (p < 0,0001) bei der Eckzahnbeziehung und dem Overjet zwischen der individuellen Planung (Set-up) und dem erzielten Ergebnis. Bei der Distalisation lockerten sich zwei Minischrauben und wurden entfernt. In beiden Fällen konnte das Behandlungsziel erreicht werden, ohne eine der beiden Minischrauben nachzuinserieren. Die Nullhypothese wurde demnach widerlegt.
Schlussfolgerung: Die vorgestellte Methode ermöglicht eine zuverlässige Korrektur der Angle Klasse II-Malokklusion mittels dentoalveolärer Kompensation im Sinne einer En-masse-Distalisation im Oberkiefer.
Schlagwörter: Minischrauben, TADs, Verankerung, Lingualbehandlung, linguale Apparatur, Distalisation, Klasse II-Korrektur