Seiten: 211-230, Sprache: Englisch, DeutschStelzenmüller, Wolfgang / Kopp, Stefan / Čelar, Aleš / Lisson, JörgTeil 1 - Numerische RatingskalaBiomechanische oder muskuläre Funktionsstörungen sind oft Ursache von kraniomandibulären Dysfunktionen (CMD) und können mit Physiotherapie behandelt werden. Im Rahmen einer Dissertation1 wurde geprüft, ob der Einsatz von Physiotherapie bei der Behandlung von CMD-Patienten ein Erfolg versprechendes und wirtschaftliches Mittel zur Therapie ist, innerhalb der Zeitvorgaben der deutschen gesetzlichen Krankenkassen. Es wurden physiotherapeutische Behandlungstechniken ausgewählt und an die Therapiezeit von 15 bis 20 Minuten je Heilmittel angepasst. 807 CMD-Patienten einer physiotherapeutischen Praxis (P-Praxis) füllten, für die Untersucher verblindet, Fragebögen zur Schmerzlokalisation und -intensität2 (SL-NRS) vor und nach Physiotherapie aus. Diese wurden mit Kontrollgruppen (n = 450) verglichen. Untersucht wurde auch, ob CMD-Patienten nur an Beschwerden des Kausystems leiden oder zusätzlich durch Beschwerden der Halswirbelsäule (HWS) und der Sakroiliakalgelenke (SIG) belastet sind, und ob diese Schmerzen durch Physiotherapie vermindert werden können. Patienten der Gruppe P-Praxis mit dem Durchschnittsalter von 43 Jahren (n = 807) zeigten vom ersten Termin - im Vergleich zum allerletzten Behandlungstermin einer Behandlungsserie - zu 65,8 % eine Verbesserung in der Schmerzangabe. Um zu erfahren, ob CMD-Schmerzpatienten mit Schmerzangabe > 5 eine vergleichbare Veränderung durch Physiotherapie erfahren, wurden 319 der 807 Patienten von P-Praxis isoliert betrachtet. Sie gaben im Vergleich vor und nach einer Therapieeinheit zu 85,6 % eine Besserung an. Eine Therapieeinheit reduzierte die allgemeinen Schmerzangabenwerte (Gesamtkörperschmerz) um 2 von 10 Schmerzskaleneinheiten. Für den Kopf-/Kieferbereich bestand beidseits eine Reduktion von drei Einheiten im SL-NRS gegenüber der Gesamtgruppe P-Praxis (n = 807). Dasselbe Ergebnis zeigte sich bei der HWS beidseits (p 0,001). Dies zeigt auch, dass HWS und CMD nicht isoliert betrachtet werden sollten. Bei CMD-Patienten konnten durch Physiotherapie und/oder manuelle Therapie innerhalb der in den deutschen Heilmittelrichtlinien festgelegten zeitlichen Vorgaben von 15 bis 20 Minuten je Heilmittel gute bis sehr gute Ergebnisse erzielt werden. Besonders bei CMD-Schmerzpatienten (n = 319) war Physio-/manuelle Therapie wirksam, wirtschaftlich und sinnvoll.
Schlagwörter: Schmerz, Schmerzlokalisierung, Schmerzintensität, Schmerzskala, Visuelle Analogskala, Numerische Ratingskala, Physiotherapie, manuelle Therapie, kraniomandibuläre Dysfunktion, Kiefer, Kiefergelenk