SupplementPoster 998, Sprache: Deutsch, EnglischSchöne, Patrick / Kühn, Christian / Busch, Alexander / Rustemeyer, JanEinleitung: Das zemento - ossifizierende Fibrom stellt einen gutartigen, scharf abgegrenzten Tumor aus zellreichem, fibrösem Stroma und variablen Anteilen mineralisierten Gewebes (Knochen/ Zement) dar [1]. ZOF treten typischerweise zwischen der 2. bis 4. Lebensdekade auf und sind am häufigsten im Bereich des posterioren Unterkiefers lokalisiert. Das weibliche Geschlecht ist häufiger betroffen [2,3]. ZOF stellen sich als radioopake oder auch radioluzente Veränderungen dar [3]. Benigne Knochentumore des Unterkiefers können lange symptomlos bleiben und werden häufig als radiologische Zufallsbefunde entdeckt (Abb. 1). Für eine definitive Diagnosesicherung ist eine histologische Bewertung erforderlich. Bei seltenen Knochentumoren ist jedoch in einzelnen Fällen eine genaue Festlegung der Dignität weder klinisch, noch radiologisch oder histologisch möglich.
Falldarstellung: Eine 24jährige Patientin wurde mit einer radiologisch ca. 3 x 2,4 cm großen, ovalären, soliden Raumforderung mit lingualem Kortikalisdefekt und direktem Kontakt zu den Wurzeln der Zähne 46 und 47 vorstellig (Abb. 1). Klinisch waren keine weiteren Auffälligkeiten zu erkennen. Nach initialer Tumorresektion wurde histologisch ein zemento-ossifizierendes Fibrom beschrieben. Es konnte jedoch ein niedrigmalignes Osteosarkom nicht mit letzter Sicherheit ausgeschlossen werden. Im Rahmen der radikalen Tumorentfernung wurde nach Unterkieferteilresektion ein patientenindividuelles, mikrochirurgisches, muskulo-ossäres Beckenkammtransplantat mittels CAD/CAM Verfahren gehoben und in den Unterkieferdefekt eingebracht (Abb. 2 und 4). Der postoperative Verlauf war komplikationslos, die definitive Histologie bestätigte jetzt die Diagnose eines ZOF (Abb. 3). Bei den regelmäßigen Tumornachsorgeterminen zeigte sich kein Anhalt für ein Rezidiv. Nach Implantatinsertion und prothetischer Rehabilitation ist die Patientin beschwerdefrei und mit dem Ergebnis sehr zufrieden (Abb. 4c/d).
Schlussfolgerung: Die Dignität von Tumoren des Kieferknochens kann auch nach Probeexzision histologisch nicht immer zweifelsfrei geklärt werden. Daher kann bei ausgedehnten Befunden auch bei später als benigne eingestuften Tumoren ein radikalchirurgisches Vorgehen mit primärer knöcherner Rekonstruktion indiziert sein. ZOF erfordern ein frühes radikalchirurgisches Vorgehen, da einerseits Fälle mit inoperabler Tumorgröße beschrieben wurden und andererseits eine Tendenz zur Rezidivneigung bei inkompletter Resektion sowie die Möglichkeit zur malignen Transformation besteht. Das follow - up nach Tumorresektion sollte vor diesem Hintergrund mindestens 10 Jahre betragen [4,5].
Schlagwörter: Zemento-ossifizierendes-Fibrom des Unterkiefers, gutartiger Unterkiefertumor, Tumorresektion, seltener Knochentumor Unterkiefer