Kieferorthopädie, 1/2023
Seiten: 47-57, Sprache: DeutschPancherz, HansZiel war es, den besten Zeitpunkt einer funktionskieferorthopädische Klasse II,1-Therapie (Aktivator und Herbst-Apparatur) in Bezug zur skelettalen und dentalen Reife des Patienten zu finden. Die skelettale Reife wurde anhand von ausgewählten röntgenologischen Entwicklungsstadien der Knochen des 3. Fingers und des Radius festgelegt. Die dentale Reife wurde mithilfe der Anzahl vollständig durchgebrochener bleibender Zähne ermittelt. Es zeigte sich, dass die dentale Reife entscheidend für eine erfolgreiche Aktivator- und Herbst-Behandlung ist. Optimaler Behandlungszeitpunkt für den Aktivator ist das späte Wechselgebiss und für die Herbst-Apparatur das bleibende Gebiss.
Manuskripteingang: 23.06.2022, Annahme: 10.07.2022
Schlagwörter: Funktionskieferorthopädie, Aktivator, Herbst-Apparatur, skelettale Reife, dentale Reife, bester Behandlungszeitpunkt, Handröntgen, Orthopantomogramm
Kieferorthopädie, 4/2021
Seiten: 391-400, Sprache: DeutschPancherz, HansUntersucht wurde die Kauleistung und Aktivität der Kaumuskeln bei unbehandelten Kindern und Erwachsenen mit Klasse I,0- und Klasse II,1-Dysgnathien, sowie bei Klasse II,1-Patienten, welche mit dem Aktivator oder der Herbst-Apparatur behandelt wurden. Die Kauleistung wurde anhand eines Kaueffizienstests ermittelt. Die Testapparatur bestand aus einem Siebsystem, die das gekaute Testgut (ein Silikonmaterial für Zahnabformungen) fraktionierte. Die Aktivität der Kaumuskeln (M. masseter und M. temporalis) wurde während des maximalen Zusammenbeißens und des Kauens von Erdnüssen elektromyografisch (EMG) untersucht. Die Kaufunktion (Kauleistung und Kaumuskelaktivität) verbesserte sich bei den kieferorthopädischen Patienten. Aber im Vergleich zu den unbehandelten Kontrollprobanden wurden die Kauleistung und die Aktivität der Kaumuskulatur durch die Aktivator- oder Herbst-Behandlung nicht beeinflusst. Es wird vermutet, dass die verbesserte Kauleistung und die vergrößerte Muskelaktivität (speziell des M. masseter) während der kieferorthopädischen Behandlung und während der Zeit danach zum größten Teil mit der Altersentwicklung der Patienten zu tun hat. Somit sollte die Indikation einer kieferorthopädischen Behandlung (Aktivator-, Herbst-Apparatur) von Klasse II,1-Dysgnathien nicht mit einer Verbesserung der Kaufunktion (Kauleistung, Kaumuskelaktivität) begründet werden.
Schlagwörter: Kaueffizienz, Kaumuskelaktivität, EMG, Aktivator, Herbst-Apparatur, Neutralbiss, Klasse I, 0, Distalbiss, Klasse II, 1
Kieferorthopädie, 1/2021
Seiten: 43-54, Sprache: DeutschPancherz, HansDie Möglichkeit eines Rezidivs besteht nach jeder kieferorthopädischen Behandlung, so auch nach der Herbst-Behandlung. Dieser Artikel beschäftigt sich mit den Langzeitfolgen der Herbst-Therapie von Angle-Klasse II,1-Dysgnathien, 6 Jahre und 32 Jahre nach der Behandlung. Im Speziellen werden die Entwicklung und Ursachen eines Rezidivs des Overjets und der sagittalen Molarenokklusion besprochen. Bei der Bestimmung des Rezidiv-Ausmaßes (Overjet und Molarenokklusion) wird zwischen skelettalen und dentalen Veränderungen im Ober- und Unterkiefer unterschieden. Dieser Artikel führt zu folgenden Erkenntnissen: 1. Rezidive der sagittalen Okklusion nach der Herbst-Behandlung von Angle-Klasse II,1-Dysgnathien sind überwiegend dental bedingt: Im Oberkiefer finden rückläufige Bewegungen der Molaren nach mesial und der Inzisivi nach labial statt. Im Unterkiefer bewegen sich die Molaren rückläufig nach distal und die Inzisivi nach lingual. 2. Eine stabile Interkuspidation der Zähne im Ober- und Unterkiefer verhindert ungewollte Zahnbewegungen. Somit sollte unbedingt eine stabile Verzahnung nach der Herbst-Behandlung (sowie nach jeder kieferorthopädischen Behandlung) angestrebt werden. 3. Eine Herbst-Behandlung im Wechselgebiss ist besonders rezidivgefährdet, weil eine stabile Interkuspidation der okkludierenden Zähne nach der Behandlung aufgrund der noch vorhandenen Milchzähne schwierig zu erreichen ist. 4. Auch nach der Behandlung bestehende „Habits“ (beispielsweise atypisches Schlucken) erschweren die Ausbildung einer stabilen Interkuspidation aufgrund der Zungen-Einlagerung zwischen den Zahnreihen beim Kauen, Sprechen und Schlucken.
Schlagwörter: Herbst-Apparatur, Angle-Klasse II, 1-Behandlung, Rezidiv, Langzeitnachuntersuchung, Overjet, Molarenrelation
Kieferorthopädie, 3/2020
Seiten: 257-267, Sprache: DeutschPancherz, HansEines der Ziele der Herbst-Therapie von Angle-Klasse II,1-Dysgnathien ist die Begradigung des konvexen Angle-Klasse II-Profils. Diese Publikation beschäftigt sich mit den Kurz- und Langzeiteffekten der Herbst-Behandlung auf das Gesichtsprofil und der Fragestellung: Sind die Profilveränderungen vom Wachstumstyp ("high-angle" oder "low-angle") abhängig? Gesichtsfotos und Fernröntgenseitenbilder (FRS) des Kopfes wurden ausgewertet. Die Profilkonvexität, mit und ohne Nase, und der Abstand von Ober- und Unterlippe zur E-Linie wurden ermittelt. Die Ergebnisse zeigten, dass die Herbst-Apparatur das Angle-Klasse II-Profil regelmäßig begradigt: Die Profilkonvexität nimmt ab und der Lippenabstand zur E-Linie nimmt zu. Langzeitlich nimmt die Profilkonvexität wieder zu und der Abstand der Lippen zur E-Linie vergrößert sich weiter. Die Profilveränderungen nach der Herbst-Behandlung sind höchstwahrscheinlich vom genetisch festgelegten Wachstum der Nase und des Kinns sowie vom Wachstumstyp des Gesichts, "high-angle" oder "low-angle", abhängig.
Schlagwörter: Gesichtsprofil, Herbst-Apparatur, Kurz- und Langzeitveränderungen, Profilkonvexität, Lippenabstand zur E-Linie, Wachstumstyp, "high-angle", "low-angle"
Kieferorthopädie, 2/2020
Seiten: 153-164, Sprache: DeutschPancherz, HansBezüglich der Effekte der Herbst-Apparatur auf das Kiefergelenk bei der Therapie des Distalbisses sind folgende mögliche Behandlungseffekte von Interesse: Umbau des Condylus mandibulae und der Fossa glenoidalis, Lageveränderungen des Kondylus in Relation zur Fossa, Lageveränderungen des Discus articularis in Relation zum Kondylus sowie Schäden der Kiefergelenke. Wissenschaftliche Untersuchungen führen zu folgenden Ergebnissen: Das posteriore Kondyluswachstum und das Knochenwachstum an der hinteren Fossawand werden durch die Herbst-Behandlung angeregt. Dadurch wird der Unterkiefer verlängert und nach anterior verlagert. Die Relativposition des Kondylus zur Fossa ändert sich nicht durch die Behandlung. Tendenziell bewirkt die Herbst-Therapie eine relativ mehr retrusive Position des Diskus zum Kondylus. Dieses Phänomen kann bei einer partiellen anterioren Diskusverlagerung zu einer Reposition des Diskus führen. Die Herbst-Apparatur führt kurz- und langfristig zu keiner Beschädigung des Kiefergelenks.
Schlagwörter: Herbst-Apparatur, Kiefergelenke, Kondylus- und Fossaumbau, Kondylus- und Diskusverlagerung, Gelenkschäden
Kieferorthopädie, 1/2020
Seiten: 31-38, Sprache: DeutschPancherz, HansPlatzbeschaffung bei engstehenden Eck- und Schneidezähnen im OberkieferBei der Herbst-Behandlung von Klasse-II-Dysgnathien ist die Distalisation der Molaren im Oberkiefer ("Headgear-Effekt" der Herbst-Apparatur) zum großen Teil für die Normalisierung der Klasse-II-Okklusion verantwortlich. Die Distalisation der Molaren führt aber auch dazu, dass sich Lücken distal der Eckzähne bilden und somit mehr Platz für die Eckzähne und Inzisivi entsteht. Der "Headgear-Effekt" der Herbst-Apparatur kann deshalb gezielt bei der Klasse-II-Behandlung ver-wendet werden, um Engstände im Frontzahnbereich zu beseitigen. Ausgewählte Klasse-II-Patienten mit Platzproblemen in der Oberkieferfront werden vorgestellt, um den "Headgear-Effekt" der Herbst-Apparatur bei der Beseitigung der Platzprobleme zu veranschaulichen.
Schlagwörter: Herbst-Apparatur, "Headgear-Effekt", Behandlung von Frontzahnengständen im Oberkiefer
Kieferorthopädie, 4/2019
Seiten: 405-415, Sprache: DeutschPancherz, HansEine PilotstudieDiese Pilotstudie sollte folgende Frage beantworten: Führt eine extreme Klasse-II-Überkorrektur bei der Herbst-Behandlung von Klasse-II:1-Dysgnathien langzeitlich zu einem normalen Overjet und einer Klasse-I-Okklusion ohne weitere Behandlung und ohne Retention nach der Therapie? Zehn konsekutive Klasse-II:1-Herbst-Patienten (Alter: 12-16 Jahre) wurden extrem überbehandelt zu einem negativen Overjet (frontaler Kreuzbiss) und einer Klasse-III-Molarenokklusion. Die aktive Behandlungszeit war auf sechs Monate festgelegt. Nach der Herbst-Therapie fanden keine weitere Behandlung und keine Retention statt. Innerhalb der Grenzen dieser Studie (kleines Patientenkollektiv) konnte festgestellt werden, dass eine extreme Überbehandlung mit der Herbst-Apparatur langfristig durchaus erfolgreich ist. In der Regel erholen sich der überbehandelte Überbiss (negativer Overjet) und die überbehandelte Molarenokklusion (Klasse III). In einem Zeitraum von sechs Monaten nach aktiver Herbst-Behandlung sieht man regelmäßig einen positiven Overjet und eine Klasse-I-Molarenokklusion. Langfristig kann eine weitere Normalisierung des Overjets und eine Stabilisierung der Klasse-I-Okklusion erwartet werden. Die Ergebnisse dieser Studie deuten darauf hin, dass bei einer Zwei-Phasen-Herbst-/MB-Behandlung eine extreme Klasse-II-Überkorrektur in der Herbst-Phase von Vorteil ist, um die MB-Phase kürzer und sicherer zu machen. Für eine endgültige Schlussfolgerung ist aber weitere Forschung an einem größeren Patientengut notwendig.
Schlagwörter: Herbst-Apparatur, extreme Klasse-II-Überkorrektur, keine Retention nach der Behandlung, stabiles Langzeitergebnis
Kieferorthopädie, 3/2019
Seiten: 273-280, Sprache: DeutschPancherz, HansBei einer Multibracket(MB)-Apparatur-Behandlung der Klasse II im bleibenden Gebiss, unabhängig von der Behandlungstechnik und dem Brackettyp, kann die Korrektur der Distalokklusion schwierig sein. Eine Vorbehandlung mit der Herbst-Apparatur in der Anfangsphase der MB-Behandlung ermöglicht es aber, sicher, effizient und zuverlässig die Distalokklusion zu normalisieren. Dadurch erleichtert man die gesamte MB-Behandlung.
Schlagwörter: Distalokklusion, ausgeprägte Klasse-II-Dysgnathien, Multibracket(MB)-Apparatur-Behandlung, Herbst-Apparatur-Vorbehandlung
Kieferorthopädie, 1/2019
Seiten: 19-35, Sprache: DeutschPancherz, HansIst die Herbst-Apparatur eine Alternative zur Kieferchirurgie?Klinische Erfahrung und wissenschaftliche Untersuchungen haben gezeigt, dass die Herbst-Apparatur eine echte Alternative zur kieferchirurgischen Unterkiefervorverlagerung bei der Distalbiss-Behandlung von jungen Erwachsenen im Alter von 18 bis 30 Jahren ist. Morphologische Voraussetzungen für eine günstige Behandlungsprognose bei der Herbst-Therapie sind gut ausgeformte Zahnbögen, welche in einer Klasse-I-Relation transversal zueinanderpassen. Ein Vergleich von erwachsenen Klasse-II-Patienten, welche entweder mit einer Herbst-Apparatur oder mit einer bilateralen sagittalen Spaltungsosteotomie (BSSO: Bilateral Sagittal Split Osteotomy) des Unterkiefers behandelt worden waren, hat Folgendes gezeigt:
(1) Das Ausmaß der Klasse-II (Overjet)-Korrektur ist bei beiden Methoden vergleichbar.
(2) Bei der Overjet-Korrektur sind bei der Chirurgie relativ mehr skelettale und bei der Herbst-Apparatur relativ mehr dentale Veränderungen beteiligt.
(3) Während der Behandlung rotiert der Unterkiefer bei den BSSO-Fällen nach posterior und bei den Herbst-Fällen nach anterior.
(4) Das Gesichtsprofil wird bei beiden Behandlungsmethoden begradigt, bei den Chirurgie-Fällen aber mehr als bei den Herbst-Fällen.
(5) Ernsthafte gesundheitliche Risiken während und nach der Behandlung sind bei der BSSO-Methode eine Realität, bei der Herbst-Methode nicht.
Schlagwörter: Erwachsenenbehandlung, Herbst-Apparatur, Mandibular-Sagittal-Split-Osteotomie, Behandlungsindikationen, Behandlungseffekte, Risiken
Kieferorthopädie, 4/2018
Seiten: 323-331, Sprache: DeutschPancherz, HansFür das Frontzahnsegment im Unterkiefer ist die Beziehung zwischen Engstand, kieferorthopädischer (KFO) Behandlung, Retention und Rezidiv unklar. Um die variable Langzeitwirkung einer KFO-Therapie auf die Platzverhältnisse in der Unterkieferfront zu veranschaulichen, werden acht Patienten, die mit der Herbst-/Multibracket(MB)-Apparatur behandelt worden waren, vorgestellt. Vier der Patienten wurden nach der aktiven Behandlung retiniert, während vier keine Retention hatten. Die Patienten werden vor und nach der Behandlung sowie bis zu 31 Jahre nach der Behandlung (zwei Patienten) gezeigt. Wegen schlechter Langzeitprognose einer Engstandbehandlung der unteren Frontzähne wird folgendes empfohlen: (1) keine Behandlung, wenn der Engstand das einzige KFO-Problem ist; (2) Engstandbehandlung nur in Zusammenhang mit einer umfassenden KFO-Behandlung des ganzen Gebisses; (3) Begrenzung der Retention aus praktischen und hygienischen Gründen auf zwei bis drei Jahre nach der Behandlung; (4) keine Empfehlung für lebenslange Dauerretention; (5) bei Rezidiv nach der Retention keine Neubehandlung, sondern Akzeptanz des Engstandproblems durch Patienten und Kieferorthopäden.
Schlagwörter: Unterkiefer-Incisivsegment, Engstand, Retention, Rezidiv, Herbst-Apparatur, Multibracket-Apparatur, Langzeitergebnisse