GasteditorialSeiten: 81, Sprache: DeutschBürklein, SebastianLiebe Leserinnen und Leser der DZZ, ...PraxisSeiten: 84-89, Sprache: DeutschBehr, Michael / Füllerer, Julian / Fanghänel, JochenPraxisSeiten: 90-96, Sprache: DeutschEl-Sayed, Shirin / Wolff, Diana / Mente, JohannesEinführung: Die endodontische Therapie ist von entscheidender Bedeutung für die Behandlung avulsierter Zähne mit geschlossem Apex. Allerdings stellt eine eingeschränkte Compliance häufig ein Hindernis für eine erfolgreiche Wurzelkanalbehandlung bei Patienten mit Behinderungen dar. Mit dieser Falldokumentation soll gezeigt werden, dass die extraorale Wurzelkanalbehandlung (WKB) eines avulsierten Frontzahns bei einem Patienten mit Behinderungen eine Behandlungsoption darstellt. Behandlungsmethoden: Ein 35-jähriger Patient mit geistiger und körperlicher Behinderung stellte sich in Begleitung seiner Mutter in der Sektion für Endodontologie und Dentale Traumatologie der Poliklinik für Zahnerhaltungskunde des Universitätsklinikums Heidelberg vor. Infolge eines Sturzes aus dem Rollstuhl war es zur Avulsion des Zahns 21 am Vortag gekommen. Die Mutter hatte den Zahn über 12 Stunden in physiologischer Kochsalzlösung aufbewahrt. Der Zahn wurde unverzüglich in die Zellnährlösung einer Zahnrettungsbox unter Zusatz von Doxycyclin und einem Kortikosteroid umgelagert (antiresorptive regenerationsfördernde Therapie). Die Therapieoptionen der Replantation des Zahns 21 mit extraoraler WKB wurden alternativ zur sofortigen Implantation in Intubationsnarkose besprochen. Der Therapieplan wurde entsprechend den Präferenzen der Mutter zugunsten der Zahnerhaltung festgelegt. Es erfolgte die extraorale Wurzelkanalbehandlung des Zahns 21 mit anschließender Replantation und flexibler Schienung. Die Wurzeloberfläche und somit auch die Zellen des Parodontalligaments wurden während der gesamten WKB durch Kofferdamisolation und kontinuierliche Immersion der Wurzel in der Zellnährlösung geschützt. Ergebnisse: Die Verlaufskontrolle nach etwa 3 Jahren weist röntgenologisch erste Hinweise für beginnende Ersatzresorptionen an der Wurzel des Zahns 21 auf. Die klinische Situation zeigt jedoch keine ästhetischen oder funktionellen Einschränkungen. Schlussfolgerung: Bei eingeschränkter Compliance eines Patienten aufgrund geistiger oder körperlicher Behinderung stellt die extraorale Wurzelkanalbehandlung eines avulsierten Zahns eine Behandlungsoption dar, sofern die Durchführung atraumatisch unter optimalem Schutz für die Zellen des Parodontalligaments und des Wurzelzements erfolgt. Im Falle einer Fraktur der Zahnkrone bei fortschreitenden Resorptionen kann der erhaltene Alveolarkamm für eine Implantatinsertion vorteilhaft sein.
Schlagwörter: antiresorptive Therapie, Avulsion, Behindertenzahnmedizin, Ersatzresorption, extraorale Wurzelkanalbehandlung
WissenschaftSeiten: 98-107, Sprache: DeutschWolfer, Susanne / Mertens, Leonard / Hohenstein, Christian / Kauffmann, PhilippEinleitung: Traumatische Zahnverletzungen sind plötzliche und akute Ereignisse und erfordern häufig eine Notfallversorgung. Notfallsanitäter sind sehr oft die Ersthelfer am Unfallort. Durch schnelles und korrektes Management können sie die Prognose des verletzten Zahns entscheidend beeinflussen. In dieser Studie sollten die Kenntnisse und Fähigkeiten von Notfallsanitätern im Umgang mit Zahnverletzungen untersucht werden. Methoden: Im Rahmen dieser Querschnittsbeobachtungsstudie wurde ein elektronischer Fragebogen an 541 Notfallambulanzen in ganz Deutschland verschickt. Der Fragebogen enthielt Fragen zu den Charakteristika von nichtärztlichem Personal im Rettungsdienst und zu dessen Fähigkeiten, Zahntraumata zu behandeln. Für die statistische Analyse wurden je nach Bedarf der Student’s t-Test, der Chi2-Test, der ANOVA-Test oder ein Regressionsmodell verwendet.
Ergebnisse: Nur 6 % der 690 Teilnehmer gaben an, zumindest über gute Kenntnisse zu verfügen, und nur 4,5 % gaben an, über gute Fähigkeiten bei der Behandlung von Zahntraumata zu verfügen. Obwohl 79 % der Teilnehmer der Meinung waren, dass eine intraorale Untersuchung ein wesentlicher Bestandteil der Erstuntersuchung von Traumapatienten sei, waren nur 15,66 % mit diesem Verfahren vertraut. Und obwohl 71,9 % der Teilnehmer schon von einer Zahnrettungsbox gehört hatten, führten nur 30,7 % eine solche Zahnrettungsbox als Standardausrüstung auf dem Rettungsfahrzeug mit.
Schlussfolgerung: Notfallsanitäter haben nur ein Grundverständnis der Behandlung von Zahntraumata. Die Erstversorgung von Zahntraumata sollte ein fester Bestandteil der Ausbildung von nichtärztlichem Personal im Rettungsdienst werden. Zahnrettungsboxen sollten zur Standardausrüstung von Rettungswagen gehören. Generell sollte bei Patienten mit Zahntrauma ein gutes Langzeitergebnis angestrebt werden. Notfallsanitäter könnten eine wichtige Rolle bei der Versorgung von Zahntraumapatienten übernehmen.
Schlagwörter: Avulsion, Fähigkeiten, Kenntnisse, Sanitäter, traumatische Zahnverletzungen, Zahnrettungsbox
WissenschaftSeiten: 108-118, Sprache: DeutschGroß, DomikZusammenfassung: Konrad Morgenroth gehört zu den bemerkenswertesten zahnärztlichen Hochschullehrern des 20. Jahrhunderts. Er lieferte wichtige tierexperimentelle und histopathologische Forschungsbeiträge, die zu erstrangigen wissenschaftlichen Auszeichnungen (Miller-Preis, René-Jaccard-Preis, Preis der Hufeland-Stiftung) führten. Er wurde mit nur 25 Jahren Leiter der konservierenden Abteilung des Zahnärztlichen Instituts in Königsberg, mit 27 Jahren Lektor und mit gerade einmal 29 Jahren Privatdozent. Doch trotz der zunächst steilen universitären Karriere erlangte er letztlich weder im „Dritten Reich“ noch in der Bundesrepublik eine ordentliche oder außerordentliche Professur.
Diskussion: Dieser scheinbar widersprüchliche Befund bildet die Ausgangsbasis für den vorliegenden Beitrag: Er skizziert Morgenroths Leben und Werk und stellt die Frage nach dem Gründen des Karrierebruchs. Dabei gilt es auch Morgenroths politische Verortung im „Dritten Reich“ zu klären. Schließlich ist zu untersuchen, ob sich Morgenroth in der Nachkriegszeit einer „Entnazifizierung“ unterziehen musste und wie sein weiterer Werdegang in der Bundesrepublik verlief. Methodische Grundlage der Studie ist die Auswertung von Primärquellen aus mehreren deutschen Archiven sowie eine kritische Reanalyse der raren Sekundärliteratur.
Ergebnisse: Die Quellenanalyse zeigt, dass Morgenroth der Gruppe von Wissenschaftlern zuzurechnen ist, die sich trotz überzeugender fachlicher Qualifikation dem NS-Regime andienten. Im Entnazifizierungsverfahren machte er dann teilweise falsche bzw. geschönte Angaben. Morgenroths politische Verstrickung im „Dritten Reich“ steht jedoch in keinem kausalen Zusammenhang mit der ausbleibenden Berufung zum Extraordinarius oder Ordinarius. Ursächlich für das Sistieren seiner Hochschulkarriere waren vielmehr biografische Besonderheiten und persönliche Weichenstellungen in der unmittelbaren Nachkriegszeit. Allerdings konnte er trotz der „unvollendeten“ wissenschaftlichen Karriere als Namensgeber der „Konrad-Morgenroth-Fördergesellschaft“ einen bemerkenswerten Nachruhm entfalten, der bis heute anhält.
Schlagwörter: „Drittes Reich“, Entnazifizierung, Geschichte der Zahnheilkunde, Miller-Preis, NSDAP
WissenschaftSeiten: 120-130, Sprache: DeutschGroß, DominikEinführung: Kaum ein Hochschullehrer hat die moderne Zahnheilkunde in Deutschland so sehr geprägt wie Ewald Harndt (1901–1996): Die führende nationale Fachgesellschaft (DGZMK) wählte ihn zu ihrem Präsidenten (1957–1965), die Freie Universität Berlin zu ihrem Rektor (1967–1969) und die Bundeszahnärztekammer verlieh ihm das Fritz-Linnert-Ehrenzeichen (1991). Vergleichbare Auszeichnungen und Ehrungen erfuhr er in der gesamten Welt.
Diskussion: Während Harndts fachliche und hochschulpolitische Leistungen weithin unbestritten sind, herrscht Unklarheit bezüglich seiner Rolle im „Dritten Reich“: Einerseits wurde er 1945 aufgrund seiner Mitgliedschaft in der NSDAP entlassen, andererseits heben jüngere Fachbeiträge darauf ab, dass Harndt im NS-Staat als politisch unliebsam gegolten habe und rücken ihn so in die Nähe eines NS-Gegners oder gar -Opfers. Vor diesem Hintergrund verfolgt der vorliegende Beitrag das Ziel, Harndts Verhältnis zum Nationalsozialismus im Detail auszuleuchten. Methodische Grundlage ist eine umfassende Auswertung der verfügbaren archivalischen Quellen und zeitgenössischen Druckschriften und eine Re-Evaluation der systematischen Sekundärliteratur zu Ewald Harndt.
Ergebnisse: Es lässt sich nachweisen, dass Harndt insbesondere im Entnazifizierungsverfahren eine Reihe unstimmiger, falscher oder beschönigender Angaben machte. Die Quellenanalyse führt zu der Schlussfolgerung, dass Harndt nicht als Opfer, sondern als politischer Mitläufer einzuordnen ist. Er war zweifellos kein „glühender“ Nationalsozialist, doch er diente sich dem Regime an – durch Mitgliedschaften in NS-Organisationen und die Einbindung in die NS-Netzwerke, aber auch durch die Unterstützung der Ideen der NS-„Gesundheitspolitik“ und den Gebrauch der NS-Terminologie – so etwa in den Bereichen Eugenik („vererbt geistig minderwertige Kinder“, „Unfruchtbarmachung“, „Blutsverwandtschaft”) und Religion („deutschreligiös“).
Schlagwörter: DGZMK, „Drittes Reich“, Eugenik, Geschichte der Zahnmedizin, NSDAP
WissenschaftSeiten: 132-139, Sprache: DeutschStruß, Benedict / Müller, Maxi / Woelber, JohanZusammenfassung: Ein wichtiger Prozess in der zahnärztlichen Versorgung von Patienten ist die suffiziente Aufbereitung der verwendeten Medizinprodukte (MP), um eine gefahrlose Wiederverwendung zu gewährleisten und iatrogene Übertragungen von Erkrankungen zu verhindern. Hintergrund dieser systematischen Übersichtsarbeit war die Frage, inwieweit verbliebenes Restprotein von vorangegangenen Behandlungen auf zahnärztlichen Medizinprodukten ein Risiko für iatrogene Übertragungen der Creutzfeld-Jakob-Krankheit (CJK) im zahnärztlichen Eingriffsbereich darstellt. Einschlusskriterien waren Studien im zahnärztlichen Bereich, die sich auf das Risiko einer Kreuzinfektion mit CJK aufgrund von unzureichender Aufbereitung von Instrumenten bezogen. Die Literaturrecherche erfolgte entsprechend der PRISMA-Leitlinie sowie den Richtlinien der Cochrane Collaboration für systematische Literaturübersichten und wurde von 2 unabhängigen Bewertenden mittels einer elektronischen Suchstrategie in 3 Datenbanken (Web of Science, Cochrane libraries, PubMed) sowie manuell durchgeführt. Von 2.036 identifizierten Publikationen konnten nur 2 eingeschlossen werden. Beide Studien konnten inhaltlich keinen Zusammenhang zwischen iatrogenen Übertragungen von CJK und zahnärztlichen Eingriffen feststellen. Die gefundenen Publikationen wurden anhand des ROBIN-I-Schemas auf Bias analysiert und mit einem hohen Bias-Risiko bewertet. Daher können sie nur als bedingt aussagekräftig bewertet werden. Dementsprechend kann derzeit keine evidenzbasierte Aussage getroffen werden, inwieweit zahnärztliche Eingriffe ein Risiko für eine iatrogene Übertragung von proteinassoziierten Erkrankungen darstellen. Vor diesem Hintergrund sind adäquate Studien zu diesem Thema dringend erforderlich.
Schlagwörter: Aufbereitung, Creutzfeld-Jakob-Krankheit, iatrogene Übertragung, Kreuzinfektion, residual protein, zahnärztliche Instrumente
GesellschaftSeiten: 142-147, Sprache: DeutschWagner, Juliane / Naujokat, Hendrik / Wiltfang, JörgGute Diagnostik und konsequente Nachsorge erhöhen den ImplantationserfolgGesellschaftSeiten: 148-151, Sprache: DeutschRahman, Alexander / Hinrichs-Priller, JuliaWissenschaftliche Empfehlung der Deutschen Gesellschaft für Kinderzahnheilkunde (DGKiZ)Die vorliegende Empfehlung bezieht sich auf ambulante zahnärztliche Behandlungen bei Kindern und Jugendlichen in Allgemeinanästhesie. Neben logistischen und personellen Rahmenbedingungen für einen solchen Eingriff bedarf es einer korrekten Indikationsstellung und Therapieplanung. Nach einer Zahnsanierung in Allgemeinanästhesie muss es Ziel sein, eine vollständige dentale Rehabilitation zu erreichen.
Schlagwörter: dentale Rehabilitation, frühkindliche Karies, Stellungnahme, Zahnsanierung
Seiten: 152-162, Sprache: Deutsch