ZahnerhaltungSeiten: 98-105, Sprache: DeutschSchmidt, Jana / Ziebolz, Dirk / Schmalz, Gerhard / Haak, RainerIn der invasiven Kariestherapie wird möglichst gleichzeitig versucht, langlebige Restaurationen zu erreichen und die Vitalität der Pulpa zu erhalten. Eine valide Aussage zum Grad der Pulpaentzündung ist hierbei entscheidend, um biologisch begründet die geeignete Therapiestrategie wählen zu können. Grundsätzlich stellt die selektive Kariesentfernung eine sichere Therapie bei tiefen Dentinkariesläsionen dar, ist aber besonders bei sehr pulpanahen Defekten gegen die koronale Pulpotomie abzuwägen. Bei fortgeschrittenen klinischen Symptomen ist die Entscheidung zwischen Pulpotomie und der Durchführung einer Wurzelkanalbehandlung zu treffen. Aussagekräftige Befunde wären zur Sicherung der Diagnose und des Therapieentscheids von großem klinischem Interesse. In wissenschaftlichen Untersuchungen werden bereits molekularbiologische Untersuchungen an Dentinflüssigkeit und Pulpablut durchgeführt, die zeigen, dass die Messung von Entzündungsmarkern aus der Pulpa möglich ist. Somit eröffnet sich eine interessante Perspektive für die Pulpadiagnostik der Zukunft. Die gegenwärtige Umsetzbarkeit dieser Methodik in die Praxis wird in diesem Beitrag vorgestellt. Bis zur potenziellen Etablierung im zahnärztlichen Alltag bleibt eine adäquate intrakoronale (klinische) Diagnostik mit Vergrößerungshilfen als Ergänzung zur sorgfältigen Schmerzanamnese neben röntgenologischen Befunden das Standardvorgehen, um Veränderungen der Pulpa zu detektieren.
Manuskripteingang: 19.09.2022, Manuskriptannahme: 04.10.2022
Schlagwörter: Selektive Kariestherapie, Vitalerhaltung, Pulpadiagnostik, Zytokine, Immunologie
KinderzahnmedizinSeiten: 108-118, Sprache: DeutschHeinrich-Weltzien, Roswitha / Kühnisch, Jan / Schüler, Ina M.Die Amelogenesis imperfecta (AI) ist eine seltene genetische Zahnerkrankung, welche die Schmelzmatrixbildung und -mineralisation betrifft. Sie kann isoliert oder als Symptom eines Syndroms auftreten. Alle Milch- und bleibenden Zähne sind in der Regel gleich schwer betroffen. Mutationen in spezifischen Genen, die Schmelzmatrixproteine, Enzyme, Transkriptionsfaktoren, zelluläre Proteine, Zellrezeptoren und Calcium-Carrier kodieren, sind ursächlich für das Auftreten der isolierten AI. Ihre Häufigkeit wird mit 1:14.000 beziffert. Hypoplastischer, hypomineralisierter und hypomaturierter Schmelz charakterisiert die dominierenden drei AI-Subtypen. Klinisch imponieren eine weiß- bis gelbbraune Zahnfarbe und eine raue Schmelzoberfläche von unterschiedlicher Härte. Häufige Begleitbefunde sind ein verzögerter oder ektopischer Zahndurchbruch, Zahnunterzahl, Pulpaverkalkungen, Verlust der vertikalen Dimension, offener Biss, Gingivahyperplasie und parodontale Erkrankungen. Hypersensitivität und Zahnschmerzen sind neben den ästhetischen Beeinträchtigungen die Gründe für die Vorstellung beim Zahnarzt. AI-Patienten bedürfen bis zu ihrer definitiven funktionellen und ästhetischen Rehabilitation im Erwachsenenalter einer präventiv orientierten Behandlungsstrategie. Diese umfasst die adhäsive direkte und/oder indirekte Restauration der Frontzähne im Milch- und Wechselgebiss mit Kompositen, die Versorgung der Milchmolaren mit konfektionierten Stahlkronen, die definitive Kronenversorgung der bleibenden Zähne unter Nutzung der CAD/CAM-Technologie bis hin zur brücken- und implantatprothetischen Versorgungen bei Zahnverlust im bleibenden Gebiss.
Manuskripteingang: 14.12.2022, Manuskriptannahme: 21.12.2022
Schlagwörter: Amelogenesis imperfecta (AI), Schmelzstrukturstörung, Hypoplasie, Hypomineralisation, angeborene Zahnfehlbildung, genetische Erkrankung, Therapieoptionen
KieferorthopädieSeiten: 120-127, Sprache: DeutschGriewing, Christopher / Klinke, Rebecca / Proff, PeterDass eine kieferorthopädische Therapie durch Korrektur von Zahn- und Kieferfehlstellungen einen prophylaktischen Wert im Hinblick auf die Prävention von Karies, Parodontitis, Fehl- und Überbelastungen des stomatognathen Systems haben kann, ist lange bekannt und in Deutschland weitgehend anerkannt. Mit dem Paradigmenwechsel Ende des 20. Jahrhunderts weg von Edward H. Angles oberster Priorität der Okklusionseinstellung hin zu der Auffassung, dass orofaziale Proportionen und deren Funktion das Hartgewebe formen und insbesondere die Formung des Hartgewebes limitieren, muss auch kieferorthopädischen Maßnahmen bereits vor der Manifestation ausgeprägter Zahnfehlstellungen und Gebissanomalien im Sinne einer Prophylaxe Aufmerksamkeit geschenkt werden. Zu den frühen präventiven Maßnahmen, welche die Entstehung einer Dysgnathie verhindern bzw. deren Ausprägung möglichst geringhalten, gehören das Abgewöhnen schädlicher Gewohnheiten, sogenannter Habits, und die Bahnung physiologischer Bewegungsmuster der orofazialen Muskulatur, jedoch auch der Erhalt von Milchzähnen und ganz allgemeine zahnmedizinische und medizinische Maßnahmen, die eine regelrechte Gebissentwicklung ermöglichen (Primärprophylaxe). Die kieferorthopädische Frühbehandlung im Milch- und frühen Wechselgebiss einschließlich der Ruhephase (Sekundärprophylaxe) von jungen Patienten mit Zahnstellungs- und Gebissanomalien, die für einige Entitäten in engem Zusammenhang mit Habits und Dyskinesien stehen, umfasst zeitlich begrenzte Maßnahmen, welche die Progression einer bereits bestehenden Anomalie verhindern sollen und so meist im Rahmen einer interzeptiven, also Zwei-Phasen-Behandlung, eine kieferorthopädische Therapie in der späten Wechselgebissphase erleichtern. In diesem Kontext werden im vorliegenden Beitrag besonders die Notwendigkeit der Beseitigung schädlicher Angewohnheiten und Fehlfunktionen betrachtet und basierend auf den wichtigsten Indikationsstellungen die therapeutischen Maßnahmen, vor allem im Milch- und frühen Wechselgebiss, erörtert.
Manuskripteingang: 12.10.2022, Manuskriptannahme: 12.12.2022
Schlagwörter: Prophylaxe, Frühbehandlung, Dysfunktion, Dysgnathie, Milch- und frühes Wechselgebiss
OralchirurgieSeiten: 130-135, Sprache: DeutschStruwe, Maximilian / Meier, Roland / Turek, Daniel / Filippi, AndreasAnhand eines Fallbeispiels werden die Eigenschaften, Differenzialdiagnosen und die Therapieoptionen der Hyperzementose beschrieben. Die Hyperzementose ist eine nichtneoplastische Ablagerung von überschüssigem Zement, der in das radikuläre Zement übergeht. Normalweise verläuft die Hyperzementose symptomlos und bedarf keiner Therapie.
Manuskripteingang: 26.10.2022, Manuskriptannahme: 08.11.2022
Schlagwörter: Hyperzementose, Zementoblastom, (zemento-)ossäre Dysplasie, fokal sklerosierende Ostitis, idiopathische Osteosklerose
AlterszahnmedizinSeiten: 138-144, Sprache: DeutschJanson, Malin / Homberg, Laura / Zöller, Ekaterina / Liebermann, AnjaDie mundgesundheitsbezogene Lebensqualität (MLQ), die einen Teilbereich der gesundheitsbezogenen Lebensqualität darstellt, gewinnt im zahnärztlichen Alltag immer mehr an Bedeutung. Sie kann über verschiedene Instrumente evaluiert werden. Zum einen kommen generische Verfahren zum Einsatz, die unter anderem Funktionseinschränkungen des Kausystems, orofaziale Schmerzen, dentofaziale Ästhetik und den psychosozialen Einfluss der Mundgesundheit umfassen. Zum anderen finden Spezialinstrumente Anwendung, die bestimmte Dimensionen der MLQ oder eines Krankheitsaspekts widerspiegeln. Bei der Planung einer prothetischen Rehabilitation ist ebenfalls das Altern der Patienten bei gleichzeitigem Erhalt der eigenen Zähne über einen längeren Zeitraum zu beachten. Vor allem zu berücksichtigen sind hierbei die Therapiefähigkeit, die Eigenverantwortlichkeit und die zahnmedizinische funktionelle Kapazität des Patienten, wonach sich die Auswahl der Konstruktionselemente richten sollte. Grundsätzlich führt eine Versorgung mit Zahnersatz – vor allem unmittelbar nach Eingliederung – zu einer Verbesserung der MLQ. Festsitzender oder definitiver Zahnersatz ist im Vergleich zu herausnehmbaren oder provisorischen Prothesen mit einer höheren Lebensqualität assoziiert. Allerdings ist anzumerken, dass die Auswirkungen auf die MLQ infolge ihrer Abhängigkeit von der prothetischen Rehabilitation stark patientenindividuell variieren können und die MLQ ein subjektives Empfinden darstellt.
Manuskripteingang: 05.10.2022, Manuskriptannahme: 08.11.2022
Schlagwörter: Mundgesundheitsbezogene Lebensqualität (MLQ), Seniorenzahnmedizin, geriatrisches Assessment, prothetische Versorgungen, Umfragen, Fragebögen