Fallbericht: Im vorliegenden Fall stellte sich eine allgemeinanamnestisch unauffällige 19-jährige Patientin mit multiplen, kleinen, blassgelben Pusteln im Bereich der gesamten Mundhöhle vor. Die Veränderungen bestanden seit 2 Monaten. Die größte Dichte der Veränderungen fand sich in den Umschlagsfalten des Ober- und Unterkiefers. Weitere Symptome waren eine erythematös verdickte Gingiva und Mukosa sowie eine stellenweise, v.a. im Planum bukkale, hyperplastische Wangenschleimhaut. Beschwerden traten nicht auf. Die mikrobiologische Untersuchung des Schleimhautabstriches war unauffällig. Eine Biopsie der linken Umschlagsfalte bestätigte die klinische Diagnose.
Es erfolgte eine lokale Kombinationstherapie mit einer glukokortikoidhaltigen Mundspüllösung und einer antimykotischen und antibakteriellen Begleitbehandlung. Durch die Therapie kam es zu einer deutlichen Reduktion der Pusteln im Bereich der Gingiva und Mukosa. Die Pyostomatis vegetans ist häufig mit entzündlichen Darmerkrankungen (Morbus Crohn, Colitis ulcerosa) assoziiert. Eine Koloskopie mit Biopsien war jedoch negativ. Die Patientin wird regelmäßig nachuntersucht.
Diskussion: Das klinische Erscheinungsbild der Pyostomatitis vegetans ermöglicht eine zuverlässige Diagnostik. Typische klinische Zeichen sind: multiple blassgelbliche Punkte und Pusteln, eine erythematös verdickte orangerote Gingiva und Mukosa, Erosionen und Ulcera, hyperplastische Falten der Wangenschleimhaut und des Vestibulums, eine knötchenförmige Mukosa sowie Fissuren an der Schleimhautoberfläche. Auf Druck entleert sich Pus aus den stecknadelkopfgroßen Pusteln. Die Erosionen können verschmelzen. Die Läsionen treten meist bilateral symmetrisch in der gesamten Mundhöhle auf. Die Ätiologie ist weitgehend ungeklärt. Es gibt keine pathogenen Bakterien, Viren oder Pilze, daher wird am ehesten eine Immunreaktion als Ursache vermutet.
Eine häufige Assoziation mit chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen wie Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa ist bekannt, wie im vorliegenden Fall aber nicht immer vorhanden. Auch Leber- und Gallenwegserkrankungen werden mit der Pyostomatitis vegetans in Verbindung gebracht. Weitere Differentialdiagnosen sind: Lichen ruber, orale pseudomembranöse Candidiasis, Gingivostomtitis herpetica, bullöse Autoimmundermatosen oder Fordyce Spots.
Die Therapie kann lokal oder systemisch erfolgen. Die wirksamste Therapie ist die topische Applikation von Glukokortikoiden. In der Literatur wird darüber hinaus die Anwendung von Tetracyclin oder Tacrolimus beschrieben. Die Glukokortikoidtherapie sollte durch eine präventive antimykotische Behandlung unterstützt werden.
Zusammenfassung: Die Pyostomatitis vegetans ist eine seltene Mundschleimhauterkrankung mit einer sehr charakteristischen Morphologie. Typisch sind bassgelbliche gesprenkelte Pusteln auf einer geröteten Schleimhaut mit Erosionen und Verdickungen. Die Therapie erfolgt topisch mit Glukokortikoiden und Antimykotika.
Der Hauszahnarzt sollte mit dem Krankheitsbild vertraut sein, v.a. da es sich um die Erstmanifestation einer chronischen, entzündlichen Darmerkrankung handeln kann.
Schlagwörter: Pyostomatits vegetans, Mundschleimhauterkrankungen