Erworbene Schmelzstrukturstörungen im Milchgebiss rückten aufgrund gehäufter klinischer Beobachtungen im letzten Jahrzehnt verstärkt in das Blickfeld des wissenschaftlichen Interesses. Obwohl Schmelzstrukturstörungen an allen Milchzähnen auftreten, sind Milchmolaren – insbesondere die zweiten – die am häufigsten betroffenen Zähne. Das klinische Erscheinungsbild variiert zwischen Hypomineralisationen in Form von diffusen oder abgegrenzten weißlich bis gelblich-braunen Opazitäten sowie Hypoplasien unterschiedlicher Ausprägung. Neben der Hypersensibilität der Zähne ist es vor allem die ästhetische Beeinträchtigung, die Eltern veranlasst, ihr Kind beim Zahnarzt vorzustellen. Während Opazitäten ohne Schmelzeinbruch keiner invasiven zahnärztlichen Intervention bedürfen, besteht bei Hypoplasien und Opazitäten mit Schmelzeinbrüchen ein Therapiebedarf aufgrund des erhöhten Kariesrisikos als Folge der rauen und Biofilm-adhärierenden Schmelzoberfläche. Die direkte adhäsive Restauration der betroffenen Schmelzareale scheint die Behandlung der Wahl. Da Strukturstörungen der Milchzähne die kindliche Mundgesundheit und Lebensqualität langfristig negativ beeinflussen können, bedarf es ihrer frühzeitigen Diagnostik und adäquaten Behandlung im Rahmen einer präventiv orientierten Betreuung.
Manuskripteingang: 08.08.2022, Manuskriptannahme: 27.09.2022
Schlagwörter: Milchzähne, Schmelzstrukturstörung, Hypomineralisation, Milchmolaren-Hypomineralisation, Hypomineralisation der zweiten Milchmolaren, Hypoplasie