OriginalarbeitSprache: DeutschDie infizierte Osteoradionekrose (IORN) ist die schwerste lokale Strahlenfolge. Das Ausmaß der chirurgischen Zahnsanierung vor Bestrahlung legitimiert sich deshalb durch die Verminderung des IORN-Risikos. Die retrospektive Analyse der IORN zeigte 62% Infektionsursachen aus dem ZMK-Bereich. Zusätzlich war diese Ursachen-Gruppe bei periradiotherapeutisch nicht betreuten IORN-Patienten um den Faktor 3 häufiger. Die Wertigkeit zahnärztlicher Betreuung ist damit bestätigt. Die drei späten Strahlenfolgen ,,Strahlenkaries", ,,Radioxerostomie" und ,,IORN" limitieren Kaufunktion und orofaziale Rehabilitation erheblich. Aus diesem Grund wurden ätiopathogenetische Faktoren und Möglichkeiten therapeutischer und rehabilitierender Maßnahmen untersucht. Die konfokale Laser-Scanning-Mikroskopie (CLSM) zeigte eine Retraktion der Odontoblastenfortsätze, die als direkt radiogene Läsion an der Schmelz-Dentin-Grenze die typische, den Schmelz unterminierende Strahlenkaries plausibel zu erklären vermag. Daraus resultiert ein neues Konzept für die Ätiologie der Strahlenkaries, die als Ergebnis eines synergistischen Kombinationsschadens direkt radiogener Folgen an der Schmelz-Dentin-Grenze und indirekt radiogener Schmelzläsion durch die veränderte Mundhöhlenökologie aufzufassen ist. Da die Pathogenese der radiogenen Sialadenitis weitgehend geklärt ist, wurde in einer Doppelblindstudie die_Prophylaxe mit Cumarin/Troxerutin überprüft. Es zeigte sich eine signifikante Verminderung früher Strahlenfolgen an Schleimhäuten und Speicheldrüsen. Radiogene Knochenveränderungen wurden mit der CLSM bei manifester IORN und nach unterschiedlichen Bestrahlungsmodi untersucht. Dabei konnte der ,,primäre Osteozytentod" erstmals für humane Knochenproben bestätigt werden. Das Konzept der kaufunktionellen Wiederherstellung durch enossale Implantate vermag viele onkochirurgische und radioonkologische Folgen zu kompensieren. Die Implantatprognose war nach retrospektiver Analyse (1988--97) günstig und zeigte im Literaturvergleich bessere Überlebenszeiten als natürliche Zähne. Weitergehende Behandlungen werden sich durch mikromorphologische und prospektiv klinische Daten aus kausal orientierten Therapien früher Strahlenfolgen an Speicheldrüsen und Zahn(pulpa) ergeben.