OriginalarbeitSprache: DeutschAlkoholabhängige sind eine bekannte Hochrisikogruppe für orale Erkrankungen. Es liegen aber keine Daten vor, ob eine erfolgreiche Entzugstherapie die pathologische Mundhöhlenokologie beeinflusst. Wahrend einer stationären Entzugstherapie wurden über 14,2 Wochen neben klinischen Daten (DMF-T,DMF-S,OHI, CPITN) die Leitkeime für Karies (Streptococcus mutans, Laktobazillen) und Parodontopathien (Actinobacillus actinomycetemco-mitans, Porphyromonas gingivalis, Prevotella intermedia, Bacteroides forsythus, Treponema denticola) und die Candida-Kolonisierung mikrobiologisch am Anfang (U1)und am Ende (U2)der Entzugstherapie untersucht. Das Gesamtkollektiv wurde nach Alkohol-Karenz vor Entzug differenziert: Gruppe A = 21 Tage, Gruppe B >21 Tage. Von 101 Patienten konnten bei 66 vollständige Daten erhoben werden. Diese verteilten sich gleichmäßig zu je 33 Patienten auf die Subgruppen. Im Verlauf zeigte sich eine lokal signifikante Verschlechterung des Zahnstatus (DMF-T, DMF-S,OHI,CPITN:p jeweils 0,05)und ein Anstieg der Kariesleitkeime (p jeweils 0,05). Diese Befunde waren bei Gruppe A deutlicher ausgeprägt. Die Verlaufskontrolle ergab für die Candida spp. nur einen tendenziellen Anstieg (p =0,089) und für die parodontopathogenen Leitkeime keine Änderungen. Trotz allgemeinmedizinisch erfolgreichem Entzug (Normalisierung der Leberenzyme) unterbleibt nicht nur eine spontane Normalisierung der pathologischen Mundhöhlenokologie, sondern es tritt trotz hohem Niveau eine weitere Verschlechterung klinischer und mikrobiologischer Daten ein. Eine wichtige Ursache ist der erhöhte Konsum kurzkettiger Kohlenhydrate bei unverändert schlechter Mundhygiene. Im Rahmen einer Entzugstherapie sollte deshalb eine zahnmedizinische Betreuung dringlich integriert werden.