OriginalarbeitSprache: DeutschSchwierige Patientenbeziehungen sind charakterisiert durch eine Störung des Vertrauensverhältnisses zwischen Arzt und Patient und stellen eine Belastung sowohl des Behandlers wie des gesamten Praxisteams dar. Obwohl sie ein großes Problem der zahnärztlichen Berufsausübung darstellen, ist eine empirische Bearbeitung dieses Phänomens kaum zu finden. Die hier vorliegende Studie schlägt einen neuen Weg ein, um einen Fall psychogener Zahnersatzunverträglichkeit exemplarisch zu analysieren. Unter Anwendung qualitativer sozialwissenschaftlicher Methoden wird gezeigt, wie bereits vor Behandlungsbeginn eine Störung in der Interaktion zwischen Patient und Behandlungsteam (Double Bind) eintritt. Diese Situation fixiert sich nach durchgeführter Zahnersatzbehandlung auf der Ebene somatisierter Beschwerden. Aus dem Zugzwang heraus, den Fallverlauf nicht entgleiten zu lassen, wird diese Beziehungsfalle oder Zwickmühle an der multiplen Bereitschaft der Praxis erkennbar, von den Routinen des Alltags markant abzuweichen. Kommt es zu multiplen und markanten Abweichungen von der Routine der täglichen Praxis, so sind Vorsicht und kritische Reflexion des Falls geboten. Die eigenen Routinen als Basis rationalisierter Einhaltung von Standards sind die Kernkompetenz des jeweiligen Praxisteams, sie sind für die im üblichen Intervall der Norm vorkommenden Behandlungsfälle erfolgreich anwendbar. Entlang der Reflexion eigener Routinen im vorliegenden Fall wurde ein System von Frühindikatoren abgeleitet, das es dem psychologisch nicht oder nur peripher geschulten Zahnarzt erlaubt, diese Problemfälle bereits vor Behandlungsbeginn zu erkennen; insbesondere, wenn vor Behandlungsbeginn noch keine Symptome einer psychogenen Zahnersatzunverträglichkeit vorhanden sind.