ProdukteDOI: 10.3238/dzz.2014.0573Sprache: DeutschEinleitung: Familien mit niedrigem sozioökonomischen Status oder Migrationshintergrund sind eine wichtige Zielgruppe präventiver Strategien zur Vermeidung der frühkindlichen Karies (ECC). Da zahnmedizinische Präventionsangebote oft auf einer "Komm-Struktur" basieren, werden sie gerade von diesen Familien nicht in Anspruch genommen.
Material und Methode: In Niedersachsen und Bremen wurden 505 schwangere, erstgebärende Frauen in das Modellprojekt "Pro Kind" aufgenommen und einer Begleit (BG)- oder Kontrollgruppe (KG) zugewiesen. Die Frauen der BG wurden bei Hausbesuchen über schwangerschaftsbedingte Veränderungen in der Mundhöhle informiert und zum Zahnarztbesuch motiviert. Von den 260 für eine Evaluation der Zahn- und Mundgesundheit zur Verfügung stehenden Projektteilnehmerinnen nahmen 113 Mütter und Kinder (BG: 57, KG: 56) an der schriftlichen Befragung und der zahnärztlichen Untersuchung im Kindesalter von 24 Monaten teil. Die erhobenen klinischen Parameter waren zur Messung der Kariesinzidenz der dmf-t/DMF-T-Index, der Hygieneindex (HI), der Papillenblutungsindex (PBI), der Periodontal-Screening-Index (PSI) sowie der Kariessanierungsgrad.
Ergebnisse: Die Teilnehmerinnen in der BG verfügten über ein höheres Wissen und nahmen häufiger zahnärztliche Vorsorgeuntersuchungen in Anspruch als die der KG. Darüber hinaus waren sie häufiger kariesfrei und wiesen einen besseren Kariessanierungsgrad auf, dagegen unterschieden sich die Indices zur Mundhygiene zwischen den Gruppen kaum. Der Anteil von Kindern mit frühkindlicher Karies betrug in der BG 8,8 % und in der KG 12,5 %.
Schlussfolgerung: Die positiven Befunde sprechen für eine Regelimplementierung des Konzeptes zahnärztlicher Gesundheitsfrühförderung in die Frühen Hilfen. Dabei sollten die Prophylaxestrategien für die Risikogruppe ebenso wie die interdisziplinäre Vernetzung zwischen sozialem und medizinischem Sektor ausgebaut werden.
Schlagwörter: zahnärztliche Gesundheitsfrühförderung, frühkindliche Karies, soziale Benachteiligung, Hausbesuchsprogramm