Kinderzahnheilkunde und KieferorthopädieSprache: DeutschKrämer, Norbert/Frankenberger, RolandIn den letzten 10 Jahren war eine permanente Neuentwicklung von Materialien auch für Milchzähne zu beobachten. Konventionelle Glasionomerzemente (GIZ) sind wegen der leichten Handhabung aus der Kinderzahnheilkunde nach wie vor kaum wegzudenken, wobei die Abrasionsneigung, Randfrakturen (marginale Defekte) oder Isthmusfrakturen aufgrund der niedrigen Biegefestigkeit der Materialien allerdings Schwachpunkte darstellen. Die hochviskösen GIZ sind prinzipiell interessant, aber aufgrund der ebenso geringen Biegefestigkeit wie bei den konventionellen GIZ bleibt die Indikation limitiert. Zu kunststoffmodifizierten GIZ liegen einige Erfahrungen aus klinischen Studien vor, denen zufolge die im Vergleich zu den anderen GIZ etwas verbesserten werkstoffkundlichen Daten dafür verantwortlich sind, dass bereits nach kurzen Beobachtungszeiträumen weniger marginale Defekte und Füllungsfrakturen als bei den klassischen oder hochviskösen GIZ auftraten. Auch zu Kompomeren liegen heute zahlreiche klinische Resultate vor, die zeigen, dass selbst bei nichtretentiver Verankerung ein für die erste Dentition langfristiger Erfolg möglich ist. Wichtig bei der Anwendung von Kompositen im Milchgebiss sind ein trockenes Arbeitsfeld, das Anlegen von Kofferdam, die Kooperation des Kindes und das Einhalten der Herstellervorschriften. Unter dieser Prämisse eignen sich Komposite gut für die Milchzahnversorgung. Aufgrund der positiven klinischen Ergebnisse gelten Kompomere heute als optimale Amalgamalternative im Milchgebiss. Immer ist jedoch ein Mindestmaß an Compliance notwendig, um die Minuten dauernde Adhäsivtechnik kontaminationsfrei anwenden zu können. Wenn dies nicht gegeben ist, sollte eine Füllung aus GIZ vorgezogen werden, um zumindest Zeit zu überbrücken.
Schlagwörter: Milchzähne, Füllungstherapie, Glasionomerzemente, Kompomere, Komposite, Biegefestigkeit