Seiten: 145-163, Sprache: DeutschDannewitz, Bettina / Cosgarea, Raluca / Kruck, Eva-Maria / Giese, Thomas / Kaever, Volkhard / Sommerer, ClaudiaDie Therapie mit Ciclosporin (CsA) führt bei etwa 30 % der erwachsenen Patienten zur Ausbildung von teilweise massiven Gingivawucherungen. Ein Zusammenhang zwischen dem Auftreten bzw. der Ausprägung von Gingivawucherungen und pharmakokinetischen Parametern ist aber oft nicht eindeutig nachweisbar. Pharmakokinetische Parameter spiegeln anders als pharmakodynamische Faktoren aber nur indirekt die biologische Wirkung von CsA wider. Ziel der Studie war es daher, den Zusammenhang von CsA-induzierten Gingivawucherungen und der Expression NFAT(Nuclear Factor of Activated T-Cells)-regulierter Gene (NFAT-Aktivität) als spezifischen pharmakodynamischen Parameter der CsA-Therapie zu untersuchen. Darüber hinaus wurden auch pharmakokinetische und parodontale Parameter für die Auswertung berücksichtigt. Für die Studie wurden 36 von 144 gescreenten nierentransplantierten Patienten rekrutiert. Bei diesen Patienten wurden demographische, parodontale, pharmakokinetische und pharmakodynamische Parameter bestimmt und der Gingivawucherungsindex (GWI) anhand von Modellen bewertet. Die Probanden wurden entsprechend ihrem GWI in zwei Gruppen unterteilt (Responder: GWI >= 10 %, Non-Responder: GWI 10 %). Die Daten wurden zunächst deskriptiv ausgewertet. Um den Einfluss von verschiedenen CsA-spezifischen und parodontalen Variablen auf die Ausprägung des GWI zu untersuchen, wurden die Daten gruppenunabhängig zusätzlich mittels einfacher und multipler Regressionsanalyse ausgewertet. Non-Responder zeigten eine mehr als doppelt so hohe NFAT-Aktivität wie Responder (18,1 % bzw. 7,9 %; p 0,01). Dagegen waren keine statistisch signifikanten Unterschiede bezüglich der Dauer der CsA-Medikation, der CsA-Tagesdosis und der CsA-Blutkonzentration zu beobachten. In der multivariaten Analyse zeigte sich, dass der Entzündungsgrad der Gingiva, die CsA-Speichelkonzentration und die NFAT-Aktivität signifikante Einflussfaktoren für die Ausprägung von Gingivawucherungen waren. Mit diesen drei Parametern ließen sich 62 % der Variabilität der Ausprägung von Gingivawucherungen erklären. Die Ergebnisse der vorliegenden Untersuchung zeigen, dass pharmakodynamische Parameter, wie die NFAT-Aktivität, vielversprechende prognostische Indikatoren zur Identifikation von Patienten mit einem erhöhten Risiko für CsA-induzierte Gingivawucherungen sind.
Schlagwörter: Gingivawucherung, Ciclosporin, NFAT-Aktivität, Risikofaktor