Seiten: 101-121, Sprache: Englisch, DeutschTürp, Jens Christoph / Stratmann, UdoDie Kiefergelenke stellen als die meistbewegten Gelenke des Menschen die dritthäufigste orofaziale Schmerzlokalisation dar. Gute anatomische Kenntnisse über diese Strukturen sind daher außerordentlich wichtig. Phylogenetisch betrachtet stellt dieses Squamoso-Dentalgelenk das wichtigste Merkmal eines Säugetierskeletts dar. Die artikulierenden Gelenkflächen werden vom Condylus mandibulae und dem Dorsal- und Scheitelbereich des Tuberculum articulare gebildet. Dem Knochen liegt an einer Bindegewebsschicht überdeckter avaskulärer Gelenkknorpel auf. Der hängemattenartig an der Schädelbasis aufgehängte Discus articularis zeigt ein breites Formspektrum, das von bikonkav-bikonvexen Lehrbuchdarstellungen abweichen kann. Als transportable und formverändernde Gelenkpfanne für den Kondylus wirkt er bei Druck-, Zug- und Scherbelastung als Stoßdämpfer und Kraftverteiler. Mit der schlaffen Gelenkkapsel bildet der Diskus eine funktionelle Einheit, das disko-kapsuläre System. Die zweischichtige Synovialmembran, welche die Gelenkkapsel zur Gelenkhöhle hin auskleidet, produziert, sezerniert und resorbiert Gelenkflüssigkeit und ist für Ernährung und Stoffwechsel von Gelenkknorpel und Diskus verantwortlich.
Schlagwörter: Kiefergelenke, Phylogenese, Discus articularis, Kiefergelenkkapsel, Synovialmembran
Seiten: 123-129, Sprache: Englisch, Deutschte Veldhuis, Emma C. / te Veldhuis, Alwine H. / van der Wal, Karel G. H. / Wolvius, Eppo B. / Koudstaal, Maarten J.Bei Kindern mit juveniler idiopathischer Arthritis (auch juvenile chronische Arthritis oder juvenile rheumatoide Arthritis) kann eine Beteiligung der Kiefergelenke zu Unterkieferfunktionsstörungen führen. Die Autoren stellen zwei Kasuistiken vor: einen 12-jährigen Patienten mit juveniler idiopathischer Arthritis, mandibulärer Retrognathie, Bewegungseinschränkung und Ankylose, die mit einer kieferorthopädisch-chirurgischen Kombinationsbehandlung korrigiert wurde, sowie eine 81-jährige Patientin mit juveniler rheumatoider Arthritis, myofaszialem Schmerz, Bewegungseinschränkungen und Ankylose, die chirurgisch korrigiert wurde. Zudem werden Auftreten und Bedeutung dentofazialer Störungen bei juveniler idiopathischer Arthritis sowie die Fachliteratur zum Thema diskutiert.
Schlagwörter: Kiefergelenk, juvenile idiopathische Arthritis, Ankylose, orthognathe Chirurgie, Kasuistik
Seiten: 131-143, Sprache: Englisch, DeutschHellmann, DanielDer auf die Behandlung von kraniomandibulären Dysfunktionen (CMD) spezialisierte Zahnarzt ist häufig Anlaufstelle für Patienten mit Schmerzen unterschiedlicher Genese im Bereich des Mundes, des Kiefers und der Gesichtsregion. Dabei stellen Odontalgien und Schmerzen der Kiefermuskulatur und/oder der Kiefergelenke die häufigsten Ursachen für orofaziale Schmerzen dar. Eine Sonderstellung unter den Odontalgien nehmen die atypischen Odontalgien ein, die als Folge von konservierenden, endodontischen oder periradikulären chirurgischen Maßnahmen und Zahnextraktionen entstehen können. Dabei handelt es sich - nach dem aktuellen Stand des Wissens - um einen neuropathischen Schmerz mit peripherer und zentraler Sensibilisierung des trigeminalen Systems. In der hier vorgestellten Kasuistik lag eine Koexistenz einer atypischen Odontalgie, einer myogenen CMD sowie einer unzureichend versorgten Lückengebisssituation vor, welche ein mehrachsiges Therapiemodell erforderte. Mithilfe einer gezielten Differenzialdiagnostik konnte eine Kombination aus medikamentöser, schienenbasierter und prothetischer Therapie zur gewünschten Schmerzreduktion sowie zur Verbesserung des Funktionszustandes der Patientin beitragen. Im vorliegenden Beitrag werden die Diagnostik und die Therapiemodelle vor dem Hintergrund der aktuellen Literatur dargestellt und diskutiert.
Schlagwörter: CMD, chronischer Schmerz, neuropathischer Schmerz, Palmitoylethanolamid