Seiten: 197-208, Sprache: Englisch, DeutschTürp, Jens ChristophFolgen für die orofaziale SchmerztherapieZiel dieses Beitrags war es, durch eine Recherche in der Schmerzliteratur nützliche Informationen aus Artikeln zu gewinnen, in denen über den therapeutischen Misserfolg bei Patienten mit chronischen orofazialen Schmerzen berichtet wird. Eine entsprechende PubMed-Suche (Juli 2017) ergab 17 relevante Treffer. Die meisten dieser Veröffentlichungen bezogen sich auf psychosoziale Aspekte, medikamentöse Therapie und chirurgische Maßnahmen. Eine Vernachlässigung der Erhebung psychosozialer Variablen kann unmittelbare negative Folgen für die Diagnose und Therapie haben. Die jeweils indizierten Medikamente auszuwählen und die adäquate Dosierung zu finden, ist für Therapeuten nicht immer einfach. Chirurgische Interventionen bedürfen einer strengen Indikation. Zusätzliche Gründe für den therapeutischen Misserfolg sind eine ausschließliche Konzentration auf somatische Beschwerden, eine starke Betonung bildgebender Verfahren, sowie die Nichtbeachtung der Prinzipien der evidenzbasierten Medizin. Mängel in der (zahn)medizinischen Ausbildung können in eine diagnostische und therapeutische Beliebigkeit münden, was mit einem erhöhten Misserfolgsrisiko einhergeht. Patientenbezogene Faktoren für ausbleibenden Erfolg können interindividuelle Variation, somatische Komorbidität, negative psychosoziale Einflüsse und fehlende Therapietreue sein.
Schlagwörter: Behandlungsmisserfolg, chronische Schmerzen, Diagnostik, evidenzbasierte Zahnmedizin, medizinische Ausbildung, PubMed
Seiten: 209-223, Sprache: Englisch, DeutschCarmignani, Alessandro / Carmignani, Roberto / Ciampalini, Gianni / Franchini, Michela / Greven, MarkusEine italienische StudienpopulationZiel: In dieser Studie wird eine Korrelation zwischen der mandibulären lateralen Translation bei symmetrischen Unterkieferbewegungen (∆Y-MLT) und den unterschiedlichen skelettalen Klassen (SK) beim Menschen untersucht. In erster Linie soll beurteilt werden, ob beim Vergleich der mandibulären lateralen Translation (∆Y-MLT) bei Protrusion/Retrusion (P/R) und bei Kieferöffnung/-schluss (O/C [von engl. open/close movements]) Unterschiede bestehen und zwischen der mandibulären lateralen Translation und der jeweiligen intermaxillären skelettalen Beziehung eine Korrelation zu ermitteln ist. Das zweite Ziel ist die Untersuchung einer Übereinstimmung zwischen den maximalen ∆Y-MLT-Werten und vier unterschiedlichen Cut-off-Werten (0,65 mm, 0,70 mm, 0,75 mm und 0,80 mm).
Material und Methoden: Bei 108 Probanden (216 Kiefergelenken) wurde vor Beginn der dentalen rehabilitativen Maßnahmen eine Kondylografie zur Funktionsdiagnostik durchgeführt. Die Probanden wurden von der Forschungsgruppe retrospektiv ausgewählt, um das Auftreten einer ∆Y-MLT bei symmetrischen Bewegungen zu untersuchen. Die kondylografischen Messungen beider Seiten (216 Kiefergelenke) wurden analysiert: jeweils zwei für P/R und zwei für O/C. Der größere der gemessenen ∆Y-MLT-Werte pro Seite wurde ausgewählt. Die kephalometrischen Messungen, die zur Definition der individuellen sagittalen intermaxillären skelettalen Beziehung durchgeführt wurden, wurden retrospektiv abgerufen und ebenfalls in die Studie integriert. Um die Korrelation des Risikos einer pathologischen ∆Y-MLT bei P/R und O/C-Bewegungen zu untersuchen, wurde für jede skelettale Klasse ein Chi-Quadrat-Test mit den oben aufgeführten Cut-off-Werten durchgeführt.
Schlussfolgerung: Die bei jedem Probanden durchgeführten Messwiederholungen weisen eine hohe Korrelation auf und bestätigen die Genauigkeit der elektronisch gestützten Kondylografie. Patienten in unterschiedlichen skelettalen Klassen zeigen bei den Durchschnittswerten der ∆Y-MLT bei P/R und O/C keine statistischen Unterschiede. Die multivariate Analyse zeigt jedoch, dass bei der SK II, im Vergleich zur SK I, ein höheres Risiko für das Auftreten von pathologischen Werten bei O/C besteht. Bei den P/R-Bewegungen weisen Probanden der SK I ein höheres Risiko auf. Zudem zeigt letztere Subgruppe bei beiden Arten von symmetrischen Bewegungen bei jedem Cut-off-Wert eine hohe Wahrscheinlichkeit für pathologische oder grenzwertige Werte, wohingegen Probanden der SK II dieses komplexe pathologische/veränderte Profil mit großer Wahrscheinlichkeit nur bei größeren Weiten der lateralen Translation (0,8 mm) aufweisen.
Schlagwörter: Temporomandibuläre Störungen, temporomandibuläre Dysfunktion, funktionelle Störung des Kiefergelenks, instrumentelle Funktionsanalyse von Kieferbewegungen, skelettale Klassen
Digitaler SonderdruckSeiten: 225-236, Sprache: Englisch, DeutschHoeffler, Klaus-RAnhand von zwei Fallbeispielen wird die Wirkung einer neuartigen Biofeedback-Schiene (bruXane®) auf den Bruxismus gezeigt. In eine - in der Regel nachts - im Oberkiefer zu tragende Schiene sind ein Drucksensor, ein Vibrationsmodul und ein Speichermodul zur Aufzeichnung der Bruxismusereignisse eingearbeitet. Der Drucksensor steuert ein Elektronikmodul mit Speicher und Motor, der ein vibrierendes Gefühl im Oberkiefer und gleichzeitig ein via Knochenschall übertragenes Summen beim Bruxen erzeugt. Mittels dieses Biofeedbacks unterbricht oder reduziert der Träger das Bruxen. Dadurch wird ein positiver Therapieeffekt auf den Bruxismus erreicht. Dabei scheint tendenziell auch ein langfristiger Lernprozess mit Nachlassen des Bruxismus zu entstehen. Die außerdem auslesbaren Daten ermöglichen gleichzeitig Rückschlüsse auf die Ursachen des Bruxismus und die Art des Schlafbruxismus.
Schlagwörter: Bruxismus, Elektromyografie, kraniofazialer Schmerz, bedingte elektrische Stimulation, Biofeedback, CMD, bruXane, okklusale Schiene
Seiten: 237-244, Sprache: Englisch, DeutschRaff, AlexanderDie Weiterentwicklung der fachlichen Grundlagen der Funktionsdiagnostik betrifft auch die Einbindung und das Verweben dieses Fachbereiches mit Fragestellungen aus anderen medizinischen Bereichen wie beispielsweise Orthopädie oder Psychosomatik. Es existieren mittlerweile wissenschaftliche Untersuchungen, welche die Bedeutung entsprechender Tests zur Aufdeckung eventuell vorliegender Kofaktoren aus diesen medizinischen Fachbereichen betonen.
Die in der deutschen Gebührenordnung für Zahnärzte aufgeführten Leistungen sind 2012 bei der GOZ-Reform im Bereich der Funktionsdiagnostik im Vergleich mit der Vorgängerversion aus dem Jahr 1988 fast unverändert geblieben. Da andererseits Zahnärzte in Deutschland nach dem Zahnheilkundegesetz verpflichtet sind, die Zahnheilkunde nach aktuellem Stand der Wissenschaft auszuüben, wäre das allein mit den in der mithin inhaltlich veralteten Gebührenordnung katalogisierten Leistungen nicht möglich. Der Gesetzgeber hat dafür in der neuen GOZ die Möglichkeit verankert, nicht im Leistungskatalog enthaltene selbstständige Leistungen entsprechend nach Art, Kosten- und Zeitaufwand und Schwierigkeit vergleichbarer Leistungen abzurechnen ("Analogleistungen"). Der vorliegende Beitrag schildert am Beispiel der Tests zur Aufdeckung orthopädischer Kofaktoren einer Funktionsstörung des stomatognathen Systems die rechtlichen und fachlichen Hintergründe sowie die Konsequenzen für die Umsetzung in der Praxis.
Schlagwörter: kraniomandibuläre Dysfunktion (CMD), Tests zur Aufdeckung orthopädischer Kofaktoren, klinische Funktionsanalyse, Gebührenordnung, GOZ, Analogberechnung