ScienceSeiten: 101-108, Sprache: Englisch, DeutschBehr, Michael / Fanghänel, JochenGelenkbeschwerden gehören weltweit zu den häufigsten Beschwerden, welche Menschen bei der Ausübung ihrer Alltagsaktivitäten behindern und ihre Lebensqualität vermindern. Viele Publikationen zu pathologischen Veränderungen und Funktionsstörungen der Gelenke, so auch des Kiefergelenkes, fokussieren sich auf Veränderungen des Knochens und des Knorpels. Eine Betrachtung der synovialen Strukturelemente bleibt zumeist außen vor. Dabei finden in dieser Region viele pathologische Veränderungen und auch die Initiierung von Reparaturvorgängen geschädigter Gelenke statt. Der vorliegende Artikel beschreibt die Morphologie des Gelenkraumes (Membrana fibrosa, Membrana synovialis) sowie die Zusammensetzung und Eigenschaften der Synovialflüssigkeit (Synovia articularis) bei gesunden wie erkrankten menschlichen Kiefergelenken.
Schlagwörter: Synovialmembran, Synovialflüssigkeit, Kiefergelenk, Morphologie, Gleitfähigkeit
ScienceSeiten: 109-124, Sprache: Englisch, DeutschKrohn, Sebastian / Frahm, Jens / Mahler, Alannah / Dathe, Henning / Sedaghat, Sam / Kubein-Meesenburg, Dietmar / Linss, Florian / Wassmann, Torsten / Bürgers, RalfZiel: Die traditionelle Scharnierachsentheorie zur Beschreibung der Kiefergelenkbiomechanik wird zunehmend durch die Theorie der ICR (instantaneous centers of rotation; deutsch: Momentandrehpunkte) ersetzt. Die Bestimmung der ICR basiert dabei bisher meist auf theoretischen Berechnungen oder dreidimensionalen Approximationen durch Finite-Elemente-Modelle.
Material und Methoden: Durch die Anwendung der neuartigen Echtzeit-MRT-Technik können die physiologischen Kiefergelenkbewegungen mit 15 Bildern pro Sekunde visualisiert werden. In der vorliegenden Studie wurde dieses Verfahren genutzt, um die Kiefergelenkbiomechanik funktionsgesunder Probanden im Hinblick auf die horizontalen Kondylenbahnneigungswinkel (HCI) sowie ICR-Pfade zu untersuchen. Zum statistischen Vergleich der ICR-Pfade der Kieferöffnung und des Kieferschlusses wurde der Wilcoxon-Rangsummentest verwendet.
Ergebnisse: Der durchschnittliche HCI betrug 34,8° (±11,3°) und die mittlere Rotationsbandbreite der Mandibula lag bei 26,6° (±7,2°). Die ICR-Koordinaten während des Öffnens und Schließens des Unterkiefers unterschieden sich innerhalb der Bewegung von 10° bis 30° signifikant (10° bis 20°, x: p = 0,02; y: p < 0,01; 20° bis 30°, x: p < 0,001; y: p = 0,01). Die Mandibula-Rotation von 0° bis 10° sowie Rotationen größer 30° zeigten hingegen keine signifikanten Unterschiede in der x- und y-Translation. Okklusionsnahe Kieferbewegungen unterschieden sich lediglich bei der y-Translation (p < 0,01).
Schlussfolgerungen: Das Echtzeit-MRT-Verfahren erlaubt die direkte Darstellung der relevanten anatomischen Gelenkstrukturen während der physiologischen, habituellen Kieferbewegung. Die Ergebnisse der vorliegenden Arbeit bestätigen die Theorie der ICR. Die statistische Analyse der vorliegenden Studie zeigt, dass Kieferöffnung und Kieferschluss verschiedene ICR-Pfade aufweisen, was durch unterschiedliche Muskelaktivierungen erklärt werden könnte. Während der maximalen Mundöffnung (MMO) und in Okklusionsnähe (ON) unterschieden sich die ICR-Pfade nicht signifikant, was auf die begrenzte Dehnbarkeit von Gewebefasern (MMO), beziehungsweise auf die Führung der Okklusalflächen (ON) zurückzuführen sein könnte. (Originalartikel publiziert im Int J Comput Dent 2020;23:
235–244).
Schlagwörter: Kiefergelenk, Unterkieferbewegungen, Biomechanik, Echtzeit-MRT, Momentandrehpunkte, ICR
Open AccessReviewSeiten: 125-150, Sprache: Englisch, DeutschBialluch, Andreas / Türp, Jens C.In den ersten elf Jahren (2009–2019) des Journal of Craniomandibular Function (CMF) sind 44 Ausgaben und eine Festschrift erschienen. In der vorliegenden systematisch-quantitativen Analyse wurden alle in dieser Zeitspanne publizierten Beiträge den Kategorien „Wissenschaft“, „Praxis“, „Zeitschriftenreferat“, „Kongress- und Fortbildungsbericht“ oder „Buchbesprechung“ zugeordnet und nach Themenhäufigkeit ausgewertet. Der Gesamtumfang beträgt 3.765 Seiten, verteilt auf 344 Artikel und 45 Editorials unter Mitwirkung von 321 Autoren aus 18 Ländern. Das häufigste Thema ist die Okklusion, gefolgt von Schmerz, Diagnostik, Kieferrelationsbestimmung und Bruxismus. Es wurden mehr als doppelt so viele Artikel aus der Wissenschaft als aus der Praxis veröffentlicht (Verhältnis 2:1). Bei den wissenschaftlichen Artikeln dominieren diagnostische gegenüber therapeutischen Beiträgen (Verhältnis 2,6:1). 45 Editorials, 46 Kongressberichte, 43 Zeitschriftenreferate und 45 Buchbesprechungen runden das Gesamtbild ab.
Schlagwörter: Fachzeitschrift, Fachartikel, Autor, Bruxismus, Okklusion, kraniomandibuläre Dysfunktion
Case ReportSeiten: 139-164, Sprache: Englisch, DeutschLosert-Bruggner, Brigitte / Hülse, Manfred / Hülse, RolandEine KasuistikBei der CMD handelt es sich um eine Erkrankung, die mit Schmerzen im Kauorgan einhergeht und gut therapierbar ist. In spezialisierten Praxen und Kliniken tritt die CMD allerdings nicht selten mit weiteren Schmerzsymptomen und Krankheitsbildern außerhalb des Kieferbereiches in Erscheinung, wodurch sich nicht selten ein diffuses und scheinbar schwer fassbares Gesamtbild ergibt. In einigen Fachbeiträgen wird die CMD als Folge chronischer Körperschmerzen oder als Folge des Fibromyalgie-Syndroms beschrieben. Ebenso besteht die Hypothese, dass Komorbiditäten außerhalb der craniomandibulären Region einen prädisponierenden Faktor für die Entstehung einer CMD darstellen. Unabhängig von der kontroversen Diskussion über die möglichen Zusammenhänge von funktionellen Erkrankungen des craniomandibulären Systems und den weiteren Segmenten des Körpers, beschreibt die vorliegende Kasuistik vor dem Hintergrund der klinischen Erfahrungswerte der Autoren, dass mithilfe einer Co-Therapie von Beschwerden innerhalb und außerhalb des craniomandibulären Systems oft auch zunächst therapieresistente, ganzkörperliche Beschwerdebilder erfolgreich behandelt werden können. Ebenso wird die elektromyografische Untersuchung bei der interdisziplinären Therapie der CMD und ihrer Komorbiditäten und die wertvolle Zusammenarbeit mit Manualtherapeuten aufgezeigt.
Schlagwörter: Komorbiditäten bei CMD und craniozervikaler Dysfunktion (CCD), Fibromyalgie-Syndrom (FMS), Widespread Pain Index (WPI), myozentrische Aufbissschienentherapie, Elektromyografie (EMG), TENS, Atlasimpulstherapie nach Arlen, Manualtherapie