Seiten: 355-365, Sprache: DeutschPagel, Daniel / Bittner, Woo-TtumParodontologie und Kieferorthopädie zeigen zahlreiche interdisziplinäre Schnittstellen. Als elementare Voraussetzung vor kieferorthopädischer Therapie gilt die Überführung der Patienten in einen parodontal stabilisierten Zustand. Verfahren der plastischen Parodontalchirurgie helfen Gingivarezessionen durch eine Gewebetransformation zu vermeiden oder zu beseitigen. Eine weitere interdisziplinäre Überschneidung findet sich in chirurgischen Verfahren, die adjunktiv zur kieferorthopädischen Therapie eine Beschleunigung der Zahnbewegung nach sich ziehen. Neben den invasiven Kortikotomieverfahren wurden minimalinvasive Techniken entwickelt. Die Piezocision als minimalinvasive Kortikotomietechnik ermöglicht ohne Lappenpräparation mit Hilfe einer Piezosäge die Zahnbewegung zu beschleunigen. Erfolgt zusätzlich eine digitale kieferorthopädische Planung und Therapie, können erheblich verkürzte Behandlungszeiten resultieren. Neben den Grundlagen zur Piezocision wird in diesem Artikel eine Systematik prächirurgischer Diagnostik vorgestellt, um einer möglichen Wurzelschädigung vorzubeugen.
Schlagwörter: Piezocision, Kortikotomie, Beschleunigung der Zahnbewegung
Seiten: 367-378, Sprache: DeutschGraetz, Christian / Wackerbeck, Nicolas / Geiken, Antje / Bielfeldt, Jule / Ciesielski, Robert / Fischer-Brandies, Helge / Dörfer, Christof E.Eine Fragebogenstudie mit 147 PatientenParodontitis und deren Folgen können zu einer deutlich reduzierten mundgesundheitsbezogenen Lebensqualität (MLQ) führen. Hingegen scheint der Einsatz von Zahnimplantaten einen positiven Effekt zu haben. Ziel dieser Fragebogenstudie war es, die MLQ bei Parodontitispatienten mit (Gruppe PI) und ohne Implantatversorgungen (Gruppe P) zu erheben und die Ergebnisse mit einer Kontrollgruppe (K) ohne Parodontitis zu vergleichen. Zur Erhebung der MLQ wurde die deutsche Kurzversion des Oral health Impact Profiles (OHIP-G 14) sowie ein parodontalspezifischer Ergänzungsbogen verwendet. Das Durchschnittsalter der 147 Teilnehmer lag bei 48 ± 16 Jahren. Die OHIP-G 14-Mittelwerte (MW±SD) waren innerhalb der Gruppe P (13,01 ± 11,5) signifikant höher als die Normwerte der Kontrollgruppe (7,08 ± 7,99; p = 0,0161) und die der Gruppe PI (5,43 ± 6,95; P/PI: p 0,001; PI/c: p = 0,264), was eindeutig auf eine geringere MLQ hindeutet. Unter Beachtung der Limitation der vorliegenden fragebogenstudie, wiesen die nachuntersuchten Parodontitispatienten mit Implantaten eine signifikant höhere MLQ als diese ohne Implantate auf. Sie zeigten aber neben der hohen Zustimmung bei implantatspezifischen Fragen auch eine hohe Zufriedenheit mit dem Erfolg der Parodontitistherapie. Somit führte für einen teil dieser Patienten eine adäquate Parodontitistherapie in Kombination mit dem Einsatz von Implantaten zu einer signifikanten Steigerung der MLQ.
Schlagwörter: Implantate, Zahnverlust, Lebensqualität, Parodontitis, Parodontitistherapie
Seiten: 381-393, Sprache: DeutschPetsos, Hari / Korte, Jörg / Eickholz, PeterTherapie einer generalisierten schweren chronischen Parodontitis?Eine 50-jährige Patientin mit einer generalisierten schweren chronischen Parodontitis wies bei Erstvorstellung an knapp der Hälfte aller Zähne eine fragliche Prognose auf. Die Patientin war starke Raucherin, wünschte den Erhalt möglichst vieler Zähne und lehnte chirurgische Therapieergänzungen ab. Eine rein nicht-chirurgische Parodontitistherapie unter zusätzlicher Gabe eines Probiotikums führte zu einem zufriedenstellenden und stabilen Behandlungsergebnis.
Schlagwörter: chronische Parodontitis, Probiotika, antiinfektiöse Therapie, unterstützende Parodontitistherapie, Rauchen
Seiten: 395-407, Sprache: DeutschSonnenschein, Sarah / Toberer, FerdinandEin FallberichtCheilitis granulomatosa ist eine orofaziale granulomatöse Erkrankung, die bei den Betroffenen zu diffusen Schwellungen der Lippen, der Gingiva und der Wangenschleimhaut führen kann. Oft geht die Cheilitis granulomatosa anderen schwerwiegenden Erkrankungen wie Morbus Crohn oder dem Melkersson-Rosenthal-Syndrom voraus oder mit diesen einher. Eine interdisziplinäre Zusammenarbeit und gut abgestimmte Therapie sind daher unerlässlich. Neben der Schmerzsymptomatik leiden die Patienten vor allem unter dem veränderten äußeren Erscheinungsbild. Dieser Fallbericht verdeutlicht anhand einer 17-jährigen Patientin mit Cheilitis granulomatosa, wie durch die Zusammenarbeit von Zahnarzt und Dermatologe eine deutliche Verbesserung der klinischen Symptome erzielt werden konnte.
Schlagwörter: Cheilitis granulomatosa, Gingivavergrößerung, Gingivahyperplasie, orale Manifestation Morbus Crohn, orale Manifestation Melkersson-Rosenthal-Syndrom
Seiten: 409-421, Sprache: DeutschStrauß, Brigitte / Ramich, Tatjana / Eickholz, PeterEin FallberichtEin heute 81-jähriger Patient wurde über 30 Jahre parodontal betreut. 1984 wurde die Diagnose Parodontitis marginalis profunda gestellt. 2005 wurde das Rezidiv einer generalisiert schweren chronischen Parodontitis festgestellt. Während dieses Zeitraums fand ein Behandlerwechsel statt und es wurden trotz des bei Behandlungsbeginn bereits fortgeschrittenen Erkrankungsverlaufs in 30 Jahren insgesamt nur vier Zähne entfernt. Zwei beim ersten Behandler und zwei beim folgenden. Im Jahr 2014 verfügt der Patient über 24 Zähne. Im 1. Quadranten liegt eine stark verkürzte Zahnreihe vor, mit der der Patient gut zurecht kommt. Er wünscht keinen Zahnersatz. Die Behandlung bestand überwiegend aus regelmäßiger unterstützender Parodontitistherapie, die der Patient regelmäßig wahrgenommen hat. Der geschilderte Fall illustriert, wie mit relativ einfachen Mitteln selbst bei schweren Formen von Parodontitis Zähne und Kaufunktion über lange Zeiträume erhalten werden können.
Schlagwörter: Langzeiterfolg parodontaler Therapie, unterstützende Parodontitistherapie (UPT), chronische Parodontitis
Seiten: 423-433, Sprache: DeutschBertl, Kristina / Bruckmann, Corinna / Klinge, Björn / Gotfredsen, Klaus / Stavropou, AndreasEine LiteraturübersichtHyaluronan (HY) wird aufgrund seiner Eigenschaften (bakteriostatisch, entzündungshemmend etc.) vermehrt in der Parodontaltherapie eingesetzt. Die vorliegende narrative Literaturübersicht ergänzt eine kürzlich publizierte systematische Übersichtsarbeit zu den therapeutischen Möglichkeiten einer HY-Applikation als Monotherapie oder als Adjuvans in der Therapie von Parodontitis, um den Effekt in der Therapie von Gingivitis. Die Literatursuche in drei Datenbanken ergab 18 kontrollierte Studien. Die Mehrheit der Studien beschrieb für die HY-Testgruppe im Vergleich zur Kontrollgruppe a) eine statistisch signifikante Verbesserung der Gingiva-Indizes von Gingivitispatienten und b) eine statistisch signifikante Reduktion des Blutens auf Sondieren und der Sondierungstiefe in der nicht-chirurgischen Parodontitistherapie, wenn auch nur von moderat klinisch relevantem Ausmaß. Ein zusätzlicher Gewinn an klinischem Attachment durch HY-Applikation in der Parodontalchirurgie ist vermutlich nicht gegeben. Es liegen keine Berichte zu unerwünschten Nebenwirkungen nach HY-Applikation vor. Deshalb kann seine Anwendung als sicher angesehen werden. Die beträchtliche Heterogenität der vorliegenden Studien (Produktunterschiede, variierende Anwendungsmodi) erlaubt noch keine eindeutige Schlussfolgerung zu Applikationsart und Effektgröße von HY in der Therapie von Gingivitis oder Parodontitis.
Schlagwörter: Hyaluronan, Hyaluronsäure, Natriumhyaluronat, Gingivitis, Parodontitis, vertikale Knochendefekte, Literaturübersicht, klinische Studien