OriginalarbeitDOI: 10.3238/dzz.2013.0288Language: GermanJöhren, H. P. / Pantas, E.Einleitung: In der vorliegenden prospektiven klinischen Untersuchung wurde die anxiolytische Wirkung von Musik im Verlauf einer zahnärztlichen Behandlung analysiert, um zu überprüfen, ob die Wirkung in Abhängigkeit von der spezifischen Behandlungsphase variiert.
Material und Methoden: 90 mittelängstliche Patienten (63 weiblich, 27 männlich) wurden unter 2 Studienbedingungen (mit Musik vs. ohne Musik) zu je 6 Messzeitpunkten während einer zahnärztlichen Behandlung untersucht. Angst- und Schmerzempfindung wurden vor der Behandlung im Wartezimmer und im Behandlungszimmer, während der Anästhesie, während des zahnärztlichen Eingriffes, unmittelbar nach der Behandlung und einen Tag nach der Behandlung mittels der Fragebögen HAF (hierarchischer Angstfragebogen nach Jöhren), VAS (visuelle Analogskala) Angst, STAI-S (State-Trait-Angstinventar [State-Teil], Zustandsangst) und VAS (visuelle Analogskala) Schmerz erfasst; die Pulsrate wurde jeweils mittels Fingerpulsoximeters gemessen.
Ergebnisse: Die anxiolytische, schmerz- sowie pulsreduzierende Wirkung von Musik während der Zahnbehandlung wurde insgesamt bestätigt (alle Unterschiedstests lieferten p-Werte von 0,0003 oder kleiner). Neben Unterschieden in der Wirkung von Musik je nach Behandlungsphase konnte insbesondere folgender Zusammenhang ermittelt werden: Während der Patient vor der Behandlung im Behandlungsstuhl Platz genommen hat, zeigte sich der größte Effekt von Musik auf Schmerzempfinden (Reduktion 28 %, p 0,0001, Wilcoxon-Test), Angstempfinden (17,3 %, p 0,0001; t-Test), Parameter HAF (11,5 %, p 0,0001; t-Test), Parameter STAI-S (8,8 %, p 0,0001; t-Test) sowie die Pulsrate (6,2 %, p 0,0001; t-Test), also auf alle gemessenen Parameter. Im Behandlungsverlauf bewirkte die Musikintervention eine relativ konstante Reduktion des Angstempfindens (um 11,7 % bis 17,3 %), im Gegensatz zu den stark schwankenden Parametern Schmerzempfindung (zwischen 4 % und 28 %) und Pulsrate (zwischen –0,9 % und 6,2 %).
Schlussfolgerung: Musikintervention in der Zahnarztpraxis zeigt zu allen Behandlungsphasen und besonders vor der Behandlung, während der Patient im Behandlungsstuhl Platz genommen hat, zuverlässige anxiolytische Effekte und kann durch ihre einfache und ökonomische Einsetzbarkeit den Praxisaufenthalt für den Patienten angst- und schmerzfreier gestalten.
Keywords: Zahnbehandlungsangst, Anxiolyse, Angstpatienten, Entspannungsmusik, Audioanalgesie