Einleitung: Der Name Rudolf Naujoks steht bei vielen Zahnärzten bis heute für hochkarätige grundlagenorientierte Forschung und berufspolitisches Engagement. Der vorliegende Beitrag nimmt dieses positive, aber allgemeine Image zum Anlass, Naujoks konkreten Einfluss auf die Entwicklung der Zahnheilkunde en détail herauszuarbeiten; ein weiteres Augenmerk gilt seinem Verhältnis zum Nationalsozialismus.
Material und Methode: Methodische Grundlage der Studie sind Akten aus dem Staatsarchiv Hamburg. Zudem erfolgte eine Recherche im Bundesarchiv Berlin. Als weitere Quellen wurden die wissenschaftlichen Publikationen von Naujoks sowie die zu seiner Person verfügbare Sekundärliteratur ausgewertet.
Ergebnisse: Naujoks gehörte in der zweiten Jahrhunderthälfte zu den nachhaltigsten Modernisierern der deutschen Zahnheilkunde. In seine Amtszeit als Präsident der Deutschen Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde (DGZMK) fiel die Etablierung der APW (1974) und etlicher Arbeitskreise – Gründungen, die die weitere Entwicklung der DGZMK und darüber hinaus wesentlich katalysierten. Wissenschaftlich trat er v. a. durch innovative Forschungen zur Kariesprophylaxe und zur Fluoridierung hervor. Hinweise auf eine (partei)politische Nähe zum Nationalsozialismus fanden sich nicht.
Diskussion und Schlussfolgerung: Naujoks weist gegenüber seinen Vorgängern mehrere Alleinstellungsmerkmale auf: Sie betreffen seinen Ausbildungsweg, sein Verständnis vom Fach Zahnheilkunde, seinen Forschungsansatz, seine Publikationspraxis, seine Vision in Bezug auf die DGZMK und seine politische Orientierung. Anhand der besagten Merkmale lässt sich zeigen, dass Naujoks sowohl innerhalb der DGZMK als auch innerhalb der universitären Zahnheilkunde einen weitreichenden Paradigmenwechsel einleitete.
Keywords: APW, DGZMK, Fluoridierung, Kariologie, Nationalsozialismus