Pages 3, Language: GermanNitschke, Ina / Benz, ChristophPages 9-13, Language: GermanWocke, Christian / Eckardt, RahelMit Blick auf eine immer älter werdende Gesellschaft zeigt sich eine zunehmende Prävalenz von Patienten mit multiplen, behandlungsbedürftigen Erkrankungen. Die medizinische Behandlung multimorbider Patienten sollte individuell unter Setzung von Prioritäten und unter Berücksichtigung von Lebensqualität und Lebenserwartung durchgeführt werden. Multimorbidität stellt an alle medizinischen Fachdisziplinen einschließlich der Senioren-Zahnmedizin komplexe Anforderungen, die ein interdisziplinäres und ganzheitliches erapiekonzept erfordern. Die Behandlung älterer, multimorbider Menschen bedeutet in ethischer, medizinischer und sozioökonomischer Hinsicht eine gesamtgesellschaftliche Herausforderung und sollte daher zunehmend berücksichtigt und in den Fokus wissenschaftlicher Forschung gestellt werden.
Pages 15-21, Language: GermanEßer, WolfgangVon dem Soziologen und Ökonomen Max Weber stammt der vielzitierte Satz, die Politik sei "ein starkes langsames Bohren von harten Brettern mit Leidenschaft und Augenmaß zugleich". Ausdauer, Augenmaß und Leidenschaft zugleich beschreibt er als Eigenschaften, um den eigenen Positionen zum Durchbruch zu verhelfen. Max Webers "Bohren harter Bretter" ist sicherlich ein geeignetes Bild, um die Voraussetzungen politischer Veränderungen zu beschreiben. Gemeinsam haben Kassenzahnärztliche Bundesvereinigung und Bundeszahnärztekammer mit der Deutschen Gesellschaft für Alters-Zahnmedizin (DGAZ) und der AG Behindertenbehandlung im Bundesverband Deutscher Oralchirurgen (BDO) im Juni unter dem Titel "Mundgesund trotz Handicap und hohem Alter" Vorschläge für eine bessere vertragszahnärztliche Versorgung von Pflegebedürftigen und Menschen mit Behinderungen vorgelegt.
Pages 23-27, Language: GermanHülsmann, Michael / Drebenstedt, SteffiDie endodontische Behandlung älterer und alter Patienten unterscheidet sich nicht prinzipiell, aber in einigen Einzelaspekten von der Behandlung jüngerer Patientengruppen. Einschränkungen der Allgemeingesundheit, Multimedikation und u. U. reduzierte Belastbarkeit müssen ebenso berücksichtigt werden wie möglicherweise limitierte Mundöffnung und kalzifizierte Wurzelkanäle. In bestimmten Fällen sind Kompromissbehandlungen unumgänglich. In vielen Fällen rechtfertigt die gute Prognose aber auch in dieser Patientengruppe den Versuch einer Zahnerhaltung durch eine Wurzelkanalbehandlung.
Pages 29-34, Language: GermanHaffner, Cornelius / Benz, ChristophDie demografische Entwicklung in Deutschland bedingt einen Anstieg auch der Pflegebedürftigen. Die oftmals multimorbiden Patienten bedeuten für die zahnmedizinische Versorgung eine große Herausforderung, zahnärztliche Dienstleistungen sind häufig in ambulantem Rahmen nicht mehr möglich. Das "Duale Konzept" bietet seit institutionalisierten Pflegebedürftigen in Einrichtungen der Landeshauptstadt München eine mobile, wiederkehrende zahnärztliche Betreuung an. Der zunächst präventive Ansatz verbindet die regelmäßige Schulung der Pflegekräfte "Mundgesundheit in der Pflege" mit dem quartalsweisen Einsatz von Prophylaxeteams zur Durchführung der professionellen Zahnreinigung. Ergibt sich im Rahmen dieser Präventionstermine ein weitergehender zahnärztlicher Sanierungsbedarf, wird unmittelbar der das Haus betreuende Patenzahnarzt informiert. Bereits im zweiten Jahr nach Projektbeginn konnte eine deutliche Verbesserung des Mundgesundheitszustandes bei den Betreuten nachgewiesen werden. Die mobile Versorgung in Prävention und Therapie hat darüber hinaus dazu beigetragen, gegenüber dem herkömmlichen zahnärztlichen Versorgungspfad Kosten in Höhe von 22% einzusparen.
Pages 35-42, Language: GermanBiffar, Reiner / Klinke-Wilberg, ThomasSeniorenmedizin beginnt bereits am Übergang zum Rentenalter mit den 55-Jährigen. Erkrankungen in diesem Alter haben eine hohe volkswirtschaftliche Relevanz und stehen am Beginn der Karriere der Multimorbidität. Durch frühzeitige Detektion subklinisch auffälliger Befunde können gezielte Präventionsmaßnahmen anempfohlen werden und der Verlauf beeinflusst werden. Die Inanspruchnahme des Zahnarztes ist bis zum 65. Lebensalter deutlich höher als die des Allgemeinmediziners. Der Zahnarzt sollte in die allgemeine Präventionsstrategie mit einbezogen werden, um Effekte zu potenzieren. Der Erfolg der Zahnmedizin in der Prävention führt bei Senioren zu einem höheren Zahnerhalt. Mehr Zähne, komplizierter Zahnersatz und der Eintritt der Multimorbidität mit dem Verlust der Mobilität erfordert neue Strategien vom Zahnarzt, die erarbeitet, erprobt und dem Gemeinwesen gegenüber vermittelt werden müssen.
Pages 43-48, Language: GermanGötz, WernerDie Alterung der menschlichen Zähne ist ein physiologischer Vorgang, der allerdings durch verschiedene Faktoren wie Mundhygiene, Genetik, systemische Krankheiten, Lebensstil, zahnärztliche Maßnahmen oder orale Erkrankungen beein usst werden kann. Die Gesamtheit der Altersveränderungen der Zahnhartgewebe und der Pulpa führen zu funktionellen und makroskopisch sichtbaren Alterserscheinungen, die für die Alterszahnmedizin, aber auch für die Ästhetik von Bedeutung sind. Schmelz und Dentin erfahren vor allem eine verstärkte Mineralisierung und Sklerosierung mit daraus folgenden veränderten Materialeigenschaften. Im Wurzelbereich erfolgt mit zunehmendem Alter eine Zementapposition. Die Pulpa unterliegt Umbildungen des Bindegewebes mit Verkalkungen und einem zunehmenden Verlust von Zellen, Gefäßen und Nerven, die Abwehr- und Regenerationsvermögen im Alter beeinträchtigen können. Inwieweit sich systemische Alterskrankheiten auf die Biologie und Pathologie von Pulpa und Zahnhartgeweben auswirken, ist bisher wenig untersucht.
Pages 49-51, Language: GermanRamm, Claudia B.Eine Kooperation der DGAZ-SH mit dem Kompetenzzentrum Demenz in Norderstedt für Pflegekräfte, Angehörige, ehrenamtlich Tätige und KollegenIn Schleswig-Holstein sind zurzeit ca. 42.000 Menschen an Demenz erkrankt. Mit der Diagnose "Demenz" verändert sich das Leben des Patienten und dessen Angehörigen massiv. Je nach Pflegeaufwand müssen Erkrankte und Angehörige oder Pflegekräfte die sich daraus ergebenen Probleme oft unter schwierigen Bedingungen auffangen. Neben den vielen anderen Beeinträchtigungen rücken auch die unzureichende Mundhygiene und orale Erkrankungen, großenteils medikamentös bedingt, auch in den nächsten Jahren zunehmend in den Vordergrund. Viele Pflegekräfte sind mit der Grundpflege "Mundhygiene" überfordert und oft mangelhaft oder gar nicht ausgebildet. Eine Zusammenarbeit zahnmedizinischer Spezialisten mit den Pflegekräften ist unumgänglich. Durch Workshops in den von meiner Praxis betreuten Pflegeinstitutionen werden die notwendigen Information und Aufklärungen vermittelt. Damit sichert die Praxis eine suffiziente Umsetzung der Mundhygiene im Alltag des Patienten auf allen zahnmedizinisch relevanten Ebenen. Ziel ist es, den oralen Gesundheitszustand von an Demenz erkrankten Patienten dauerhaft und nachhaltig zu verbessern.
Pages 53-57, Language: GermanMichel, HerbertUm die Frage zu beantworten, ob die gängigen Praxiskonzepte auch für Patienten über Jahre geeignet sind, gilt es, Bedürfnisse und Erwartungen dieser vulnerablen Patientengruppe zu kennen. Voraussetzung für ein tragfähiges Praxiskonzept ist die Empathie des gesamten Praxisteams für Menschen über und die seniorengerechte Gestaltung der Praxis. In einem solchen Praxiskonzept muss Prävention Vorfahrt haben. Mit Motivationshilfen ist auch ein alter Mensch von notwendigen Prophylaxe- oder erapiemaßnahmen zu überzeugen. Nicht zuletzt in Anbetracht der Multimorbidität sind allgemeinmedizinisches Wissen und eine genaue Anamneseerhebung unabdingbar. Ein tragender Pfeiler eines Praxiskonzepts für Menschen im vierten Lebensalter ist das Angebot einer mobilen zahnmedizinischen Betreuung im Falle der Immobilität. Zahnersatz altersgerecht planen, Risiko-Nutzen einer Behandlung genau abwägen und das Nachsorge-Intervall individuell passend wählen, sind weitere Kriterien für ein Praxiskonzept plus.
Pages 58, Language: GermanPages 59, Language: GermanPages 60, Language: GermanKunze, JuliaPages 61, Language: GermanBucher, Monika / Nitschke, InaPages 66, Language: GermanStillhart, Angela / Nitschke, Ina