Die Implantattherapie bei älteren Menschen bedarf einer gezielten Planung. Dabei spielt die Unterscheidung zwischen dem dritten und vierten Lebensabschnitt für die Behandlungsplanung und die anschließende zahnärztliche Betreuung eine wichtige Rolle, da diese Patientengruppen sich fundamental voneinander unterscheiden. Für Menschen des dritten Lebensabschnitts steht das gesamte Spektrum der zahnärztlichen Implantologie zur Verfügung, allerdings müssen chronische Erkrankungen, Medikation und manuelle Geschicklichkeit beachtet werden. Da dentale Implantate meist deutlich länger als 20 Jahre im Mund verbleiben, muss prospektiv die zukünftige Abnahme der biologischen, sozialen und kognitiven Funktionen bei der Planung berücksichtigt werden. Im vierten Lebensabschnitt ist das Leben von der Abhängigkeit bei den Aktivitäten des täglichen Lebens (ADL), Multimorbidität, Polypharmazie und Institutionalisierung bestimmt. Es gibt fast keine wissenschaftliche Evidenz zur Implantattherapie dieser Patientengruppe. Die wenigen vorhandenen Studien zeigen eine sehr hohe Implantatüberlebensrate und es gibt Hinweise auf verringerte akute periimplantäre Entzündungsreaktionen. Gerade Patienten in der vierten Lebensphase könnten am meisten vom funktionellen Gewinn einer implantatstabiliserten Totalprothese profitieren, wenn die muskulären Fähigkeiten zur Stabilisierung einer Prothese nachlassen. Allerdings müssen Handhabung, Nachsorge und tägliche Pflege gesichert werden, bevor mit einer solchen Therapie im Sinne des Nichtschadensgebots begonnen wird. Menschen im palliativen Kontext weisen zunehmend Implantate auf, die die Betroffenen und die Pflegenden vor große Herausforderungen stellen können. Hier müssen die Implantatprothesen rechtzeitig „rückgebaut“ werden, um Schmerzen und Infektionen zu vermeiden.
Manuskripteingang: 06.01.2021, Annahme: 19.02.2021
Schlagwörter: Implantologie, Gerodontologie, dritter Lebensabschnitt, vierter Lebensabschnitt, chirurgische Strategien, prothetische Strategien