Das Ziel dieser Studie war die Beurteilung derQualität der erzielten Behandlungsergebnisse bei Patienten, die im Rahmen eines universitären Masterprogramms (MSc) mit einer vollständig individuellen lingualen Apparatur (VILA) behandelt wurden. Dazu wurde die Nullhypothese getestet, dass eine signifikante Anzahl der Behandlungsfälle bei der Evaluation nach dem ABO Objective Grading System (OGS) den Schwellenwert von OGS = 24 überschreitet und somit die klinischen Kriterien des American Board of Orthodontics nicht erfüllt.
Material und Methoden: Diese retrospektive einarmige Studie umfasste 66 konsekutiv entbänderte Patientenfälle (m/w 19/47; Durchschnittsalter: 25,1 ± 9 Jahre), die an der Medizinischen Hochschule Hannover mit einer VILA behandelt wurden. Der initiale Schweregrad der Malokklusionen (Diskrepanzindex, DI) wurde anhand von Anfangsmodellen aus Gips erhoben. Der OGS-Wert aus der Bewertung der Modelle und Röntgenaufnahmen wurde sowohl für die individuellen Set-ups als auch für die die Schlussmodelle zu Behandlungsende ausgewertet. Dazu wurden die folgenden sieben Bereiche betrachtet und mögliche Unterschiede herausgearbeitet: Ausformung/Rotation, Randleisten, Kronentorque, Overjet, Okklusionskontakte, Bisslage, und Approximalkontakte.
Ergebnisse: Die DI-Werte verteilten sich wie folgt: DI ≥ 20 = 25 Fälle (37,9 %), DI < 20 = 41 Fälle (62,1 %). Der mittlere anfängliche DI lag bei 17,3 ± 8,5. Der mittlere OGS-Wert beim Set-up betrug 10,4 ± 4,4 (Min. – Max.: 3 – 21), der mittlere finale OGS-Wert lag bei 17,7 ± 5,9 (Min. – Max.: 7 – 33) und die Differenz (Endzustand – Set-up) war statistisch signifikant (p < 0,0001; 95 % KI [5,8; 8,7]). Die Nullhypothese wurde widerlegt: Ein statistisch signifikanter Anteil der Schlussmodelle (n = 58; 87,8 %) wurde mit einem OGS-Wert von unter 24 (p < 0,0001; 95 % KI [77,5 %;
94,6 %]). Bei den Anteilen eines finalen OGS-Wertes < 24 gab es zwischen den beiden DI-Gruppen (≥ 20, < 20) keinen signifikanten Unterschied (p = 0,98).
Schlussfolgerungen: Die Ergebnisqualität nach VILA-Behandlung im Rahmen dieses universitären Masterprogramms hervorragend. Mit der überwiegenden Mehrheit der behandelten Fälle hätten die Behandler die klinischen Kriterien der Zertifizierung für das American Board of Orthodontics erfüllt.
Schlagwörter: festsitzende Apparaturen, American Board of Orthodontics, Modellbewertungssystem, American Board of Orthodontics Objective Grading System, Lingualtechnik, vollständig individuelle linguale Apparatur, VILA, Outcome, Set-up