OriginalarbeitSprache: DeutschLangsames Risswachstum in Keramiken wird zweckmäßigerweise in einem v-(Rissgeschwindigkeit) vs. KI-(Spannungsintensitätsfaktor) Diagramm beschrieben. Langsames Risswachstum in Keramiken ist bedingt durch Korrosionserscheinungen an der Rissspitze, durch mechanische Spannungen noch verstärkt, ausgehend von schon existierenden Defekten besonders innerhalb der Keramikoberfläche. Das gleichzeitige Vorhandensein von Spannungen und Wasser (oder Körperflüssigkeit) reduziert die Oberflächenenergie in der Nähe der Rissspitze und bewirkt langsamen Rissfortschritt.
Die Bedeutung eines Schwellwertes der Spannungsintensität, unterhalb dessen kein unterkritisches Risswachstum existiert, hat umfangreiche Forschungsaktivitäten ausgelöst, definiert dieser Schwellwert doch ein Gleichgewicht im Rissfortschritt, so dass die Rissgeschwindigkeit Null wird, also kein unterkritisches Risswachstum mehr entsteht. Für vollkeramische Restaurationen entspricht dieser Schwellwert einem Sicherheitsbereich in der Anwendung. Je höher der Schwellwert, desto höher ist die Zuverlässigkeit der Keramik und desto länger ist die zu erwartende Lebensdauer der Restauration. Der Schwellwert ist also eine den langsamen Rissfortschritt charakterisierende Materialeigenschaft. Der Schwellwert charakterisiert die langfristige Beanspruchbarkeit einer vollkeramischen Restauration viel unmittelbarer als Bruchzähigkeit und Biegefestigkeit, denn diese Größen beziehen sich auf den durch Überlastung eingeleiteten schnellen und katastrophalen Rissfortschritt.