Die Parodontitis im Stadium IV ist gekennzeichnet durch schwere parodontale Attachmentverluste, die aufgrund von mastikatorischer Dysfunktion, sekundärem Okklusionstrauma, Bisskollaps und Stellungsveränderungen eine komplexe Rehabilitation der verbleibenden Dentition erfordern. Eine der häufigsten phänotypischen Variationen ist der klinische Fall, der Patienten mit pathologischer Zahnwanderung beschreibt, gekennzeichnet durch Zahnwanderungen, Auffächerungen, Elongationen und Lückenbildungen. Eine enge interdisziplinäre Zusammenarbeit von Spezialisten aus der Parodontologie und Kieferorthopädie (KFO) ist erforderlich, um die parodontale Infektion zu kontrollieren, die Defekte zu rekonstruieren und gewanderte Zähne neu auszurichten. In den letzten 30 Jahren ist eine Reihe von regenerativen Methoden zur Ausheilung vertikaler Defekte entwickelt worden, der Einfluss biomechanischer Kräfte auf die rekonstruierten Gewebe ist aber nur unzureichend dokumentiert. Vor Kurzem publizierte Studien mit neuen Erkenntnissen bezüglich der zeitlichen Koordination interdisziplinärer Therapiesequenzen − unter anderem mit dem Ziel, Behandlungszeiten zu verkürzen − sind in eine neue europäische S3-Leitlinie zur Therapie der Parodontitis (PAR-Therapie) im Stadium IV eingeflossen. In diesem Übersichtbeitrag werden aktuelle klinische Empfehlungen zur kombiniert parodontal-kieferorthopädischen Behandlung vorgestellt und anhand von Fallbeispielen erläutert.
Manuskripteingang: 05.12.2022, Annahme: 24.01.2023
Schlagwörter: Parodontitis, pathologische Zahnwanderung, kieferorthopädische Therapie, parodontale Therapie, parodontale Regeneration, Stadium-IV-Parodontitis, vertikale Defekte