Ziel: Endodontisch behandelte Zähne sind frakturanfälliger als vitale, da die Behandlungsmaßnahmen mit einem teils erheblichen Verlust von Kronen- und Wurzeldentin verbunden sind. Ziel dieser In-vitro-Studie war es, den Einfluss der Länge und Art des Wurzelstifts auf die Bruchfestigkeit endodontisch behandelter oberer mittlerer Schneidezähne vergleichend zu untersuchen.
Material und Methode: Insgesamt 60 humane extrahierte mittlere Oberkiefer-Schneidezähne wurden 2 mm koronal der Schmelzzementgrenze dekoroniert. Die Zähne wurden per Selektion einer standardisierten Wurzelkanalbehandlung mit unterschiedlichen Präparationslängen unterzogen, woraus sich drei Gruppen (5 mm, 7,5 mm und 10 mm) ergaben. Jede Gruppe wurde per Randomisierung in zwei Untergruppen mit unterschiedlichem Stifttyp (Zirkonoxidstift, Faserstift) unterteilt. Nach einer adäquaten Oberflächenbehandlung wurden die Stifte mit einem selbstadhäsiven Kompositzement eingesetzt, und die Zähne mit Zirkonoxidkronen restauriert. Nach der Befestigung der Kronen wurden alle Zähne thermozyklisch (5 bis 55 °C, 60 s, 1500 Zyklen) gealtert. Anschließend wurden die Proben einem Bruchlastversuch mit einer im Winkel von 130° zur Wurzellängsachse wirkenden statischen Kraft (Traversengeschwindigkeit: 0,5 mm/min) in einer Universalprüfmaschine (Matest) unterzogen. Die Auswertung auf signifikante Unterschiede erfolgte mittels zweifaktorieller Varianzanalyse und dem Tukey-Kramer-post-hoc-Test (α = 0,05).
Ergebnisse: Die Varianzanalyse zeigte signifikante Differenzen zwischen den Gruppen an (p < 0,05). Der Tukey-Kramer-Test ergab, dass die Unterschiede zwischen den Zirkonoxidstiften mit einer Länge von 5 mm (26,5 ± 13,4 N), 7,5 mm (25,2 ± 13,9 N) und 10 mm (17,1 ± 5,2 N) nicht signifikant waren. In der Faserstift-Gruppe erwiesen sich die Differenzen als nicht signifikant, wenn die Stifte mit einer Länge von 7,5 mm (13,4 ± 11,0 N) mit den 5 mm langen (6,9 ± 4,6 N) und den 10 mm langen Stiften (31,7 ± 13,1 N) verglichen wurden. Die 10 mm langen Faserstifte führten zur insgesamt höchsten Bruchfestigkeit, während die Proben mit 5 mm langen Faserstiften die insgesamt geringsten mittleren Bruchlasten erreichten; die Differenz zwischen beiden Gruppen war signifikant (p < 0,001). Schlussfolgerungen: Die Bruchfestigkeit der Proben mit Zirkonoxidstiften (mit den Längen 5 mm und 7,5 mm) war signifikant höher als die der Faserstifte (mit den Längen 5 mm und 7,5 mm). Die 10-mm-Gruppe der Faserstifte erreichte die höchsten Bruchlasten und lag signifikant über der 5-mm-Faserstiftgruppe mit den insgesamt geringsten Werten (p < 0,001). Der Bruchlastversuch in einer Universalprüfmaschine ist die einzige Methode, mit der eine Bewertung der Unterschiede zwischen Zirkonoxid- und Faserstiften unterschiedlicher Längen in endodontisch behandelten Zähnen möglich ist.
Schlagwörter: Bruchfestigkeit, endodontisch behandelter Zahn, Faserstift, Universalprüfmaschine, Wurzelkanalbehandlung, Zirkonoxidstift