Hintergrund: Insbesondere im Frontzahnbereich kann eine Spätimplantation zu unbefriedigenden ästhetischen Weichgewebsergebnissen führen. Mit diesem Fallbericht soll eine Möglichkeit aufgezeigt werden, auch bei Spätimplantationen ästhetische Weichgewebskonturen und Emergenzprofile zu schaffen.
Fallbericht: Im Februar 2022 stellte sich ein damals 27-jähriger Kurierradfahrer nach einem Sturz in der Zentralen Interdisziplinären Ambulanz des Zentrums für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie Münster vor. Die Zähne 11 und 21 waren avulsiert (nicht reponierbar), 22 wies eine komplizierte Kronen-Wurzel-Fraktur auf und war ebenfalls nicht erhaltungswürdig. Aus versicherungstechnischen Gründen konnte die Implantation erst 5 Monate nach dem Unfall durchgeführt werden. In der Zwischenzeit wurde der Patient mit einer tiefgezogenen Schiene versorgt, die auf maximalen Papillenerhalt ausgelegt war. Es wurden drei Straumann-Implantate BL 3,3 mm (10/12/12mm) Regio 11, 21 und 22 inseriert. Nach weiteren drei Monaten wurden die Implantate freigelegt und mit der Ausgestaltung der Emergenzprofile mit PMMA-Kronen begonnen. Über drei Monate hinweg wurden die PMMA-Kronen im subgingivalen Bereich sukzessive angepasst, um eine möglichst ästhetische Weichgewebskonturierung zu gewährleisten. Als definitive Versorgung wurden individualisierte Zirkonabutments auf einer Titanklebebasis angefertigt, die mit vollverblendeten Zirkonkronen versorgt wurden. Aufgrund der langen Formgebungsphase mit PMMA-Kronen konnten hochästhetische Ergebnisse erzielt werden, obwohl die Implantation erst 5 Monate nach dem Unfall erfolgte.
Diskussion: Mehrere Studien haben sich bereits mit der Ausformung von Implantat Kronen (einschließlich Provisorien) und der Übertragung des Emergenzprofils auf das definitive Modell befasst, um dennoch ästhetische Ergebnisse zu erzielen. Der vorgestellte Fall greift mehrere dieser Ansätze auf, um hier ästhetische Ergebnisse bei einer verzögerten Implantation und Versorgung zu präsentieren.