Einführung: Die Mundgesundheit spielt eine zentrale Rolle für das allgemeine Wohlbefinden, auch bei Menschen im fortgeschrittenen Alter. Der demografische Wandel mit seinen Auswirkungen führt zu einem größeren Anteil älterer Menschen ohne und mit Pflegebedarf. Der vorliegende Beitrag gibt eine Übersicht über die zahnmedizinische Situation älterer Menschen aus der 6. Deutschen Mundgesundheitsstudie (DMS • 6).
Methode: Die DMS • 6 ist eine bevölkerungsrepräsentative oralepidemiologische Studie zur Erfassung der Mundgesundheit in Deutschland. Daten von 797 jüngeren Seniorinnen und Senioren im Alter von 65 bis 74 Jahren wurden von kalibrierten Untersuchenden erhoben. Die Methodik entspricht weitgehend derjenigen der Vorläuferstudien.
Ergebnisse: In der Gruppe der jüngeren Seniorinnen und Senioren (65- bis 74-Jährige) hat sich die Zahnlosigkeit mit 5,0 % gegenüber der Fünften Deutschen Mundgesundheitsstudie (DMS V) (12,4 %, 2014) mehr als halbiert. Die mittlere Anzahl fehlender Zähne (8,6) hat sich weiter verringert im Vergleich zur DMS IV (14,1) und zur DMS V (11,1). Der FST-Index (Anzahl restaurierter [filled] oder primär gesunder [sound] Zähne [teeth]) ist mit 18,8 Zähnen im Vergleich zu den vorherigen Studien (DMS IV: 13,6; DMS V: 16,4) gestiegen. Die Prävalenz der Wurzelkaries nahm mit 59,1 % im Vergleich zur DMS IV (28,0 %) zu. Die Karieserfahrung (decayed [kariöse], missing [fehlende], filled [restaurierte] teeth [Zähne] [DMFT]: 17,6) hingegen hat sich im Vergleich zur DMS V (17,7) kaum verändert. Jede(r) zweite 65- bis 74-Jährige hatte eine moderate Parodontitis (49,4 %) und fast jede(r) dritte (30,4 %) eine schwere Parodontitis. Bei fast jeder/jedem zweiten der jüngeren Seniorinnen und Senioren mit Pflegebedarf (47,4 %) war die Therapiefähigkeit und bei jeder/jedem fünften (18,5 %) die Mundhygienefähigkeit stark reduziert.
Diskussion: Es bleiben mehr Zähne bis ins hohe Lebensalter erhalten; daher liegen die Herausforderungen in der zahnmedizinischen Therapie u. a. bei der Behandlung von Parodontalerkrankungen, Wurzelkaries und beim abnehmbaren Zahnersatz, der auch im hohen Alter für Patientinnen und Patienten und das unterstützende Umfeld ein- und ausgliederbar sein muss. Ein möglichst chancengleicher und barrierearmer Zugang zu den zahnmedizinischen Behandlungen ist für alle Seniorinnen und Senioren, insbesondere Menschen mit Gebrechlichkeit und Pflegebedarf, sicherzustellen. Modelle zur mobilen Zahnmedizin sollten zur Versorgung der älteren Menschen weiter implementiert werden.
Schlussfolgerungen: Die Prävalenz von Zahnverlust und Zahnlosigkeit bei jüngeren Seniorinnen und Senioren in Deutschland geht weiter zurück. Aufgrund der weiteren Morbiditätskompression liegen die Herausforderungen der zukünftigen präventivzahnmedizinischen Therapie darin, jüngere Seniorinnen und Senioren zahnmedizinisch auf ein höheres Alter vorzubereiten.
Schlagwörter: DMS 6, Epidemiologie, geriatrische Zahnmedizin, Karieserfahrung, Mundgesundheit, Pflegebedürftigkeit, Schwerbehinderung, Seniorenzahnmedizin, Zahnärzte, zahnärztliche Versorgung