Oralchirurgie / Orale MedizinSeiten: 357-364, Sprache: DeutschMaurer, Peter/Schubert, JohannesAusgeprägte skelettal bedingte Dysgnathien führen neben einer funktionellen Störung des stomatognathen Systems auch zu einer ästhetischen Beeinträchtigung des Patienten mit konsekutiven Störungen des Wohlbefindens. Ziel der vorliegenden Arbeit war es, kombiniert kieferorthopädisch-kieferchirurgisch behandelte Patientenfälle zu analysieren und Erfahrungen in der Kooperation beider Fachgebiete zu beleuchten. Im Zeitraum von 13 Jahren wurden 256 Patienten (157 weiblich, 99 männlich) behandelt. Zur Korrektur der skelettalen Anomalie erfolgte bei 149 Patienten (58 %) eine bilaterale sagittale Unterkieferspaltung im Verfahren nach Obwegeser-Dal Pont, bei 48 (18,8 %) eine Segmentosteotomie, bei 47 (18,4 %) eine bimaxilläre Umstellungsosteotomie und bei 12 (4,7 %) eine isolierte Le-Fort-I-Osteotomie; in insgesamt 33 der 256 Fälle wurde ergänzend eine Genioplastik als modellierender Eingriff durchgeführt. Bei 13 Patienten (5,1 %) kam es innerhalb von 2 bis 8 Monaten zu einem unerwünschten Abgleiten der Okklusion von mehr als 2 mm in Richtung auf die präoperative Dysgnathie, was als Rezidiv gewertet wurde. Hierbei handelte es sich ausnahmslos um Fälle mit einer präoperativ nicht ausreichenden dentalen Dekompensation. Postoperative Wundheilungsstörungen wurden bei 14 Patienten (5,5 %) beobachtet. Unsere Erfahrungen zeigen, dass die enge Kooperation zwischen Kieferorthopädie und Kieferchirurgie gute und stabile Resultate bei der Therapie ausgeprägter skelettaler dentofazialer Anomalien ermöglicht. Jedoch wird empfohlen, vor dem Eingriff eine eventuell bestehende dentale Kompensation aufzulösen und in der Vorbehandlung die Zahnreihen so einzustellen, dass post operationem eine stabile Verzahnung (möglichst ohne Splint) möglich wird.
Schlagwörter: Dysgnathiechirurgie, interdisziplinäre Zusammenarbeit, Unterkieferosteotomie, Oberkieferosteotomie