Kinderzahnheilkunde und KieferorthopädieSeiten: 977-984, Sprache: DeutschMadsen, HenningDas Ziel der Kieferorthopädie ist die Verbesserung von Zahnstellungen, die von einem theoretischen Ideal abweichen. Entgegen den traditionellen Aussagen zur medizinischen Behandlungsnotwendigkeit gibt es bis heute jedoch nur schwache Evidenz für einen gesundheitlichen Nutzen kieferorthopädischer Behandlungen. Offensichtlich wäre eine kritische Neubewertung des Fachs ebenso sinnvoll wie eine Anpassung der kieferorthopädischen Behandlungsverfahren an den Stand der Wissenschaft. Bis heute werden bei Kindern und Jugendlichen Apparaturen und Verfahren eingesetzt, die in den 1920er und 1930er Jahren entwickelt wurden. Hierzu zählen ein Großteil der herausnehmbaren Apparaturen, die so genannte Dehnungstherapie, die Funktionskieferorthopädie und Therapiekonzepte wie die Frühbehandlung und die Zweiphasenbehandlung. Die Mehrzahl der jungen Patienten könnte heute in einer einzigen Behandlungsphase mit festsitzenden Apparaturen schneller und unter geringeren sozialen Belastungen behandelt werden. Dieser Übersichtsartikel soll dazu beitragen, die große Lücke zwischen der klinischen Realität und dem publizierten Stand der Wissenschaft zu schließen.
Schlagwörter: Kieferorthopädische Behandlung, evidenzbasierte Medizin, Therapieeffizienz, Zahnbogenexpansion, Distalokklusion, Einphasenbehandlung, Zweiphasenbehandlung, festsitzende Apparaturen, herausnehmbare Apparaturen