Materialien / WerkstoffeSeiten: 1029, Sprache: DeutschBattaini, P. / Viscardi, M.Die elektrochemische Korrosion der Metalle könnte man auch als "Anti-Metallurgie" bezeichnen. Während der Korrosion neigen die Metalle unter Einfluß von Umgebungssubstanzen - vor allem Sauerstoff - dazu, in ihren thermodynamisch stabilsten Zustand zurückzukehren. Im Verlauf von metallurgischen Prozessen, wie Extraktion und Raffinierung, ändert sich dieser Zustand. Besonders bedeutungsvoll ist dieser Prozeß, wenn das Metall eine Dentallegierung und die Umgebung die Mundhöhle ist. In diesem Fall verbindet sich das Problem der Korrosion mit dem Problem der Biokompatibilität. Die Dentallegierung muß eine möglichst hohe Biokompatibilität aufweisen, damit die Anzahl der beeinträchtigten bzw. absterbenden Zellen so gering wie möglich ist. Das gleiche gilt für Korrosionsprodukte. Das bedeutet also, daß Dentallegierungen eine hohe Korrosionsbeständigkeit besitzen müssen. Heutzutage wird bezüglich der Korrosionsbeständigkeit allgemein angenommen, daß hochgoldhaltige Legierungen am besten sind. Diese Aussage ist jedoch sehr pauschal. Sie läßt keinen Unterschied zwischen Legierungen derselben Gruppe zu, betrachtet nicht den Einfluß der Nichtedelmetalle in hochgoldhaltigen Legierungen, läßt keinen quantitativen Vergleich der Korrosionsbeständigkeiten zu denen von Sparlegierungen oder NEM- Legierungen zu, um eine entsprechende Wahl zu treffen. Mit anderen Worten, es gibt nicht genügend Informationen über diese Eigenschaften von Dentallegierungen. Die Behauptung, daß eine Dentallegierung eine hohe Korrosionsbeständigkeit habe, ist eine Vereinfachung. Man sollte die Qualität einer Legierung auf der Grundlage physikalischer Parameter messen. Diese Arbeit stellt eine mögliche Lösung vor, bezogen auf einige Aufbrenn- und Gußlegierungen. Die dargestellte Untersuchungsmethode macht es möglich, die Beständigkeit gegenüber elektrolytischer Korrosion für jede Legierung quantitativ festzustellen. Damit ergibt sich die Möglichkeit, unterschiedliche Legierungen mit einem minimalen Risiko bezüglich der galvanischen Korrosion (Bimetallismus) im Mund zusammenzubringen.
Schlagwörter: "Anti-Metallurgie", Biokompatibilität, elektrochemische Beständigkeit