Seiten: 115-123, Sprache: DeutschWilmes, Benedict / Nienkemper, Manuel / Lübberink, Gudrun / Ludwig, Björn / Drescher, DieterZiel: Die Gaumennahterweiterung (GNE) wird in der Behandlung skelettaler Kreuzbisse eingesetzt. Wenn der Oberkiefer protrahiert werden soll, kann sie mit einer Gesichtsmaske kombiniert werden. Herkömmliche zahngestützte Apparaturen benötigen zur Übertragung der relativ hohen Kräfte auf die knöchernen Strukturen des Oberkiefers und Mittelgesichts ein nahezu vollständiges Gebiss. Zumeist verursachen zahngestützte Apparaturen Nebenwirkungen wie die Bukkalkippung der Seitenzähne, was das Risiko von Rezessionen und die Bildung von vestibulären Knochenfenstern birgt. Um diese Nachteile zu beseitigen, wurde eine Apparatur entwickelt, die zur skelettalen Verankerung Mini-Implantate im anterioren Gaumenanteil verwendet. Da diese Apparatur auch an den ersten Molaren befestigt wird, kann sie als knochen- und zahngestützte Apparatur (Hybridhyrax) bezeichnet werden. Ziel dieser klinischen Pilotstudie war die Untersuchung ihrer dentalen und skelettalen Wirkungen.
Material und Methoden: Bei 13 Patienten wurde eine GNE durchgeführt. Bei zehn Patienten mit einer skelettalen Klasse-III-Relation wurde zugleich eine Gesichtsmaske zur Protraktion der Maxilla eingesetzt. Zur Beurteilung der dentalen Wirkungen wurden dreidimensionale Scans der einzelnen Studienmodelle digital überlagert. Die skelettalen Effekte wurden anhand von Fernröntgenseitenbildern evaluiert, die vor sowie nach der GNE und Protraktion aufgenommenen wurden.
Ergebnisse: Die Zeit bis zur beabsichtigten Expansion lag zwischen vier und 14 Tagen (im Mittel 8,7 ± 3,6 Tage). Die mittlere Expansion in der Region der ersten Prämolaren/der ersten Milchmolaren betrug 6,3 ± 2,9 mm und in der Region der ersten Molaren 5,0 ± 1,5 mm. Der Wits-Wert verbesserte sich von -5,2 ± 1,3 mm nach -2,5 ± 1,5 mm (mittlere Verbesserung 2,7 ± 1,3 mm). Die Mesialwanderung der ersten Molaren betrug rechts 0,4 ± 0,6 mm und links 0,3 ± 0,2 mm.
Schlussfolgerung: Die Hybridhyrax ist zur GNE zielführend und kann insbesondere bei Patienten mit geringer dentaler Verankerung im anterioren Bereich eingesetzt werden. Da die meisten Zähne nicht in die Apparatur eingebunden sind, kann die reguläre kieferorthopädische Behandlung früh beginnen. Die Kombination der Hybridhyrax mit einer Gesichtsmaske zur Protraktion der Maxilla scheint zur Minimierung der Mesialwanderung der Oberkiefer-Dentition wirksam zu sein.
Schlagwörter: Gaumennahterweiterung, Klasse-III-Behandlung, Mini-Implantat, Oberkieferprotraktion