WissenschaftSeiten: 129-137, Sprache: DeutschStelzenmüller, Wolfgang / Kopp, Stefan / Lisson, JörgEin LiteraturüberblickDie Evidenz der spezifischen Wirkung von Physio-/manueller Therapie auf CMD ist durch eine sehr gute nationale, insbesondere aber eine internationale Studienlage nachgewiesen. Patientenangaben über eine Verminderung von Beschwerden, die aus CMD entstanden sind, liegen in Studien zwischen 65,8 bis 87 %. Um diesen deutlichen Unterschied einordnen zu können, hilft ein Blick auf die Einschlusskriterien der verschiedenen Studien, auf die Patienten und Kontrollgruppen, und darauf, ob eine Beschreibung von Behandlungstechniken erfolgt ist sowie auf den Ausbildungsstand der Leistungserbringer. Beispiel: In einer Studie1 lag bei 65,8 % von 807 Patienten eine Verbesserung nach Therapie vor. 23,79 % hatten keinerlei Veränderung ihrer Beschwerden, 10,41 % ging es schlechter. Der Prozentsatz von 65,8 % Verbesserung nach Therapie erklärt sich aus dem Einschlusskriterium CMD, das heißt, es mussten nicht zwingend Schmerzen vorhanden sein (sogenannte "stumme CMD"). 33 % der in die Studie aufgenommenen Patienten hatten keine Schmerzen zu Beginn der Therapie. Bei diesen konnte somit auch keine Verbesserung gegenüber der Erstangabe erreicht1 werden. Wenn jedoch nur Patienten ausgewertet werden, die eine Schmerzangabe von > 5 (auf einer Skala, SL-NRS2, von 0 bis 10) machten, zeigt sich nach Auswertung von 319 Patienten (aus 807 Patienten gesamt), dass 85,58 % der Teilnehmer mit Schmerzen > 5 eine Verbesserung nach Therapie aufwiesen. 5,64 % zeigten keinerlei Veränderung ihrer Beschwerden und 8,78 % ging es nach Therapie schlechter1. Eine zielgerichtete Physiotherapie bei CMD ist immer eine inter- beziehungsweise multidisziplinäre Therapie. Die Grundlage von Physiotherapie ist eine ärztliche/zahnärztliche Diagnose und Verordnung. Das gemeinsame Ziel3-14 ist es, neben der Verminderung von Beschwerden der Patienten, die zahnärztliche und/oder kieferorthopädische Therapie positiv zu beeinflussen und die Behandlungszeit zu reduzieren.
Schlagwörter: Elektromyographie (EMG), Physiotherapie, manuelle Therapie, kraniomandibuläre Dysfunktion (CMD)