Seiten: 395-401, Sprache: DeutschTschammler, Claudia / Angermair, Johannes / Grüner, Florian / Nolte, DirkIm Kindes- und Jugendalter stellt ein Frontzahntrauma mit Avulsion der oberen Inzisivi nach wie vor eine Herausforderung für die zahnärztliche Behandlung dar. Eine deutsche Leitlinie, erstellt durch die Fachgesellschaften (DGZMK, DGMKG) zur Behandlung dieses wichtigen Krankheitsbildes, ist erst kürzlich publiziert worden. Es besteht daher dringender Handlungsbedarf für die Festlegung eines allgemein anerkannten Therapiekonzeptes. Die Autoren des vorliegenden Beitrags berichten anhand einer Kasuistik über die traumatische Avulsion mit Zahnverlust der oberen Inzisivi im Kindes- und Jugendalter und legen dar, wie das chirurgische Management der jungen Patienten aussehen könnte. Im Mittelpunkt des vorgestellten Behandlungskonzeptes steht dabei das primäre Ziel, den kindlichen beziehungsweise jugendlichen Kiefer im Hinblick auf sein Wachstumspotenzial bis hin ins Erwachsenenalter günstig zu beeinflussen. Die Kasuistik schreibt den Verlust des oberen mittleren oder seitlichen Schneidezahns im frühen Wechselgebiss (6 bis 10 Jahre): Dieses Altersfenster unserer kleinen Patienten wird in der Regel durch eine Milch-eckzahntransplantation behandelt. Wir berichten über den komplizierten Verlauf bei einem Mädchen, das zunächst auf klassischem Wege mit einer Wurzelkanalbehandlung des Zahns 11 versorgt worden ist und später durch eine Milchzahntransplantation temporär wiederhergestellt werden konnte. Im späten Wechselgebiss (10 bis 16 Jahre) wurde die Patientin von uns dann durch eine Prämolarentransplantation behandelt, die eine permanente, das heißt lebenslange Versorgung für die Patientin darstellt. Die Therapie erfolgt dabei in enger Absprache mit den Kollegen der Kieferorthopädie. Für den Ersatz der oberen Inzisivi werden in der Regel die oberen oder unteren 2. Prämolaren in Abhängigkeit von der gnathologischen Situation (Engstand, Gesichtstyp) als Transplantate verwendet; für den Ersatz der oberen seitlichen Inzisivi werden in der Regel die oberen oder unteren 1. Prämolaren genutzt. Nach unserer Erfahrung stellt die autogene Milcheckzahn- und/oder Prämolarentransplantation die Therapie der ersten Wahl zur Behandlung des dentalen Traumas im Milchgebiss sowie im frühen und späten Wechselgebiss dar, wenn alternative Methoden des Zahnerhalts ausgeschöpft sind. Die Erfolgsrate der Milcheckzahntransplantation liegt bei 86 %, die Überlebensrate der Prämolarentransplantation bei > 90 %.
Schlagwörter: Dentales Trauma, autogene Milchzahntransplantation, Wechselgebiss, Kinderzahnheilkunde, kieferorthopädische Frühbehandlung, Milchzähne, Prämolarentransplantation, Zwei-Phasen-Transplantationskonzept