Seiten: 93, Sprache: DeutschO'Hehir, T. E.Die Dentalhygiene ist im Begriff, sich sowohl in ihrem Therapieschwerpunkt als auch in ihrer Technik zu verändern. In der Vergangenheit wurde der Zahnstein nicht nur als mechanischer Reizfaktor betrachtet, welcher verantwortlich für das Fortschreiten parodontaler Erkrankungen ist, sondern sogar als alleinige Ursache für jede Art von parodontaler Zerstörung gesehen. Jedoch haben neuere Forschungsergebnisse gezeigt, daß Parodontopathien durch eine bakterielle Infektion entstehen und daß die in Frage kommenden Bakterien sich im Zahnstein akkumulieren. Diese Untersuchungen führten zu dem Ergebnis, daß sich die Behandlung parodontaler Taschen auf die Kontrolle der bakteriellen Infektion konzentrieren muß. Sämtliche Lokalisationen von Bakterien und ihrer toxischen Nebenprodukte sind dabei genauso zu berücksichtigen wie die individuelle Immunantwort des Wirtes. Da die Begriffe "Scaling" und "Root planing" sich ausschließlich auf die Bearbeitung der Zahnoberfläche beziehen, scheint der Begriff "Debridement" für diesen neuen Therapieansatz passender zu sein (vorgeschlagen in der 4. Ausgabe von "Comprehensive Dental Hygiene Care" by Irene Woodall, RDS, PhD). Bei einem Debridement beschränkt sich die Behandlung nicht nur auf die Zahnoberfläche, sondern umfaßt auch das Taschenlumen und die Taschenwand mit dem darunterliegenden Gewebe. Damit stellt die Debridementtherapie auch die DH vor neue Aufgaben im Bereich Prävention und Nachsorge. Mit dieser Verlagerung des Arbeitsschwerpunktes einer Dentalhygienikerin von der Zahnsteinentfernung zur Überwachung parodontaler Infektionen vollzieht sich auch ein Wechsel vom Handinstrument hin zu schall- und ultraschallbetriebenen Geräten. Schritt für Schritt wird das einfache Scaling durch vollständiges Debridement ersetzt. Dies bedeutet eine Herausforderung für den Behandler, führt zu einer höheren Qualität in der Patientenbetreuung und wertet die präventiven Leistungen auf. Von zusätzlicher Bedeutung sind jüngste Forschungsergebnisse, die belegen, daß die instrumentelle Parodontaltherapie außerdem zu einer Immunisierung führen kann.
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