Seiten: 325, Sprache: DeutschKiel, V. / Herforth, A.Chlamydien sind obligat intrazelluläre Bakterien, die vornehmlich epitheliale und monozytäre Zellen befallen und in den vergangenen Jahren zunehmend das Interesse der klinischen Diagnostik auf sich gezogen haben. Der Grund hierfür liegt in einer Zunahme der mit Chlamydieninfektionen assoziierten Krankheitsbilder. Neben den klassischen, von Chlamydien verursachten Krankheitsbildern, wie dem Trachom und der Ornithose, haben sie bekannterweise eine große Bedeutung bei Erkrankungen des Urogenitaltrakts. Allein für diesen Bereich werden in den USA drei bis vier Millionen Neuerkrankungen pro Jahr angenommen. Erst in den letzten Jahren hat sich herausgestellt, daß auch andere Krankheitsbilder in direktem oder indirektem Zusammenhang mit einer Chlamydieninfektion stehen. So konnte nachgewiesen werden, daß das durch die Symptomentrias Konjunktivitis, Arthritis und Urethritis charakterisierte Reiter-Syndrom durch Chlamydien verursacht sein kann. Ein Nachweis dieser obligaten Zellparasiten gelang jedoch nicht nur in arthritischen Gelenken, sondern jüngst auch in arteriosklerotisch veränderten Gefäßatheromen, was zu den verschiedensten Vermutungen bezüglich der Rolle der Erreger bei der Ätiopathogenese kardiovaskulärer Erkrankungen geführt hat. Im Bereich der Zahnheilkunde finden Chlamydien bislang keine Beachtung. Dabei könnten gerade zahnärztliche Eingriffe in der Mundhöhle - falls diese Keime hier anzutreffen wären - über eine transitorische Bakteriämie zu einer Manifestation der mit Chlamydien assoziierten Krankheitsbilder beitragen. Andererseits könnten Chlamydien eine parodontale Läsion unterhalten, indem sie ein langes epitheliales Attachment verhindern.
Schlagwörter: Chlamydien, refraktäre Parodontitis, transitorische Bakteriämie, Herdgeschehen